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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Zurückgehen auf die Phase des Sozialismus.
    Vom 27. Februar bis zum 5. März 1958 hielt das Zentralkomitee in Zhengzhou eine Konferenz des erweiterten Politbüros ab (allgemein als zweite Zhengzhou-Konferenz bezeichnet). Auf dieser Konferenz ist Mao Zedong auf den Kurs für den Aufbau und die Konsolidierung der Volkskommunen in 14 Punkten eingegangen: die dreistufige Abrechnung nach Gewinn und Verlust; Festlegung der Verteilungspläne durch die Volkskommunen; vernünftiger Ausgleich der Akkumulation; gleichwertiger Austausch von Arbeit und Material; Verteilung nach Leistung, Anerkennung von Unterschieden. [438]   Das hat die Volkskommunen einen Schritt zurückgeworfen. Anschließend wurde zwischen März und April auf einer Politbüro-Versammlung in Shanghai das »grundlegende Besitzsystem der Brigaden« (also das Produktionsbrigadeneigentumssystem) einen weiteren Schritt zurückgenommen auf das System der drei Abrechnungsebenen mit »den kleinen Produktionsgruppen als Basis«.
    Doch auf der Lushan-Konferenz vom 2. Juli bis zum 16. August 1959 wurden diese Zurücknahmen nicht nur gebremst, es wurden auch die Kader, die an ihnen festhielten, angegriffen. Nach dem Kampf gegen rechte Tendenzen hatte man es mit dem Übergang zum sozialistischen Eigentumssystem noch eiliger.
    1960 wurde die Hungersnot immer schlimmer und immer mehr Menschen starben. Im zweiten Halbjahr begann Mao Zedong seine eigenen Überzeugungen zu korrigieren. Zum einen sagte er auf einer Konferenz im Juli und August in Beidaihe, die Weisungen, die er am 4. März über die Gemeinschaftsküchen herausgegeben habe, müssten geändert werden. Zum zweiten gab er in einem Bericht vom 28. November zu: »Auch ich habe Fehler gemacht, die man unbedingt korrigieren muss.« [439]  
    Diese Meinungsänderung ging in der Praxis in zwei Richtungen: Zum einen wurde an der Politik vor der Lushan-Konferenz weiter festgehalten und an die Drei Roten Banner durfte nicht gerührt werden; zum zweiten sollten mit den Mitteln des Klassenkampfes die Kader der »fünf Winde« angegriffen werden, was die Autorität des Zentralkomitees und die ungesetzlichen Handlungen weiter stärkte.
    Am 27. September 1962 wurden die Produktionsteams zur grundlegenden Rechnungseinheit der Volkskommunen, die Kommunemitglieder nach Arbeitsleistung bezahlt und benachteiligte Haushalte aus öffentlichen Mitteln versorgt; innerhalb der Volkskommunen arbeitete jede Ebene eigenverantwortlich. Das Eigentumssystem wurde im Grunde zurückgenommen auf den Stand der hochentwickelten landwirtschaftlichen Genossenschaften. Diese Zugeständnisse beim Eigentumssystem waren durch die dreijährige Hungerkatastrophe bitter erkauft worden. Aufgrund der unveränderten Einheit von Politik und Gesellschaft aber lebten die Bauern weiter unter einem totalitären System.

Kapitel 7
    Die Gemeinschaftsküchen
    Die Gemeinschaftsküchen wurden im Sommer 1961 und Herbst 1958 ins Leben gerufen und im Sommer wieder aufgegeben, aber die Katastrophe, die sie mit sich brachten, und ihre Wirkungen gingen weit über diese drei Jahre hinaus.

Die Auflösung der Gemeinschaftsküchen
    Unter dem damaligen politischen System haben die Kader aus Gründen der Selbsterhaltung nicht gewagt, die Wahrheit zu sagen. Nach der Kampagne gegen rechte Tendenzen hat man noch viel weniger den Mut zur Wahrheit angetroffen. Wie es heißt, hat Mao Zedong die Wahrheit von seinen Verwandten aus der Heimat erfahren.
    Im September 1960 sagte Mao Zerong, ein Vetter Mao Zedongs: »Zur Zeit haben die Kader und die Massen Angst davor, die Wahrheit zu sagen. Wir haben nur noch einen Weg, wir müssen dem Vorsitzenden Vetter direkt berichten.« Auch ein Vetter väterlicherseits namens Wen Dongxian sagte: »Im Januar 1954 habe ich den Vorsitzenden in Beijing besucht, er hatte mich aufgesucht, um etwas über die Lage in den ländlichen Gebieten zu erfahren, und hat mich immer wieder ermahnt, ich müsse die Wahrheit sagen; heute sind die Probleme so schlimm, da gibt es keinen anderen Weg mehr, als ihm direkt zu berichten.« Weshalb die beiden Männer sich in der zweiten Septemberhälfte von Hunan nach Beijing aufgemacht haben.
    Es war kurz vor dem Nationalfeiertag, Mao Zedong war außerordentlich beschäftigt und hatte keine Zeit, jemanden zu empfangen, als sie in Wang Lifans Haus wohnten (einem Cousin mütterlicherseits von Mao Zedong, seinerzeit Berater des Staatsrats). Wang hat Ordnung in das gebracht, was sie berichteten, und sich darauf vorbereitet,

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