Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
dass die Menschen starben. Liu Wencai und das Parteikomitee der Kommune führten die Schließung der Volksküchen und die Todesfälle auf einen Angriff der reichen und mittleren Bauern und Sabotage des Klassenfeindes zurück, was sich am Ende in einem doppelten Kampf gegen das Getreideproblem ausdrückte. Die Kampagne gegen die Verheimlichung von Getreideerträgen dauerte acht Monate. Innerhalb von sechzig, siebzig Tagen gab es kein Reiskorn mehr, was zum Hungertod eines Großteils der Bevölkerung führte.
Zur Volkskommune gehörten 36691 Personen in 8027 Haushalten. Von September 1959 bis Juni 1960 starben davon 12134 Personen (7013 Männer und 5121 Frauen), das waren 33 Prozent der Bevölkerung. Insgesamt sind 780 Haushalte vollständig ausgestorben, das sind 9,7 Prozent. In einem Dorf namens Jiangwan sind 44 der 45 Einwohner verhungert, nur eine sechzigjährige Frau überlebte und sie verlor den Verstand.
Zur Volkskommune mit ihren Vereinen, den Produktionsbrigaden, den Produktionsgruppen und den Kadern gehörten 1510 Personen, davon haben 628 körperliche Gewalt angewandt, das macht 45,1 Prozent sämtlicher Kader, geschlagen wurden 3528 Personen (davon waren 231 selbst Kader), dabei zu Tode geprügelt wurden 558 Personen, 636 Personen starben an den Folgen der Misshandlungen, verkrüppelt wurden 141 Personen, in den Tod getrieben 14 Personen, verjagt 34 Personen.
Neben dem Einsatz von Faustschlägen, Fußtritten, Kälte und Hunger wurden die Menschen extrem grausamen Strafen ausgesetzt wie unter anderem den Kopf unter Wasser drücken, Haare ausreißen, Ohren abschneiden, die Handflächen mit Zahnstochern aus Bambus durchbohren, mit Kiefernnadeln Zähne putzen, als Fackeln verbrannt werden, glühende Asche in den Mund stopfen, Brustwarzen abbrennen, Schamhaar ausreißen, in die Vagina fahren und lebendig begraben.
Der Parteikomiteesekretär der Volkskommune, ein gewisser Jiang, wiegelte die Küchenbediensteten auf, 13 Kinder, die zur Kommune gekommen waren, um Reis zu erbetteln, in die Berge zu schleppen und sie dort verhungern und erfrieren zu lassen.
Die Kantine der Kommunenorganisation hatte drei verschiedene Herde: einen kleinen, an dem die Sekretäre aßen, einen mittleren, an dem die Komiteemitglieder aßen, und einen großen für die normalen Kader. An dem kleinen Herd gab es bei jeder Mahlzeit Reis, Fisch, Eier und gebratene Erdnüsse.
Hier machte die Prügelstrafe Geschichte. 1957 waren ausnahmslos alle Rechtsabweichler geschlagen worden. Erfinderisch wie man war, hat man rechtsgerichteten Opportunisten das Schriftzeichen für »rechts« auf den Kopf rasiert. Wer sich eines Vergehens schuldig gemacht hatte, wurde zu einem Schweinetrog mit Reisbrei geführt, wo er mit den Händen essen musste.
In ihrer verzweifelten und ausweglosen Lage hat die breite Masse buchstäblich keine Verwandten mehr gekannt. Frauen haben ihre Kinder verlassen, Familien zerbrachen und ihre Mitglieder kamen ums Leben, Kinder wurden ausgesetzt, Leichen lagen am Straßenrand. In der Volkskommune haben 381 Menschen aus Hunger 134 Leichen aufgebrochen.« [23]
Die Lüge wurde für die Menschen zu einer Art Überlebensinstinkt. Su Shiliang, Mitglied des Kreiskomitees des Kreises Huangchuan, und Xu Cong, Leiter des Amtes für Arbeiter und Bauern, waren in der Volkskommune Sanpise für die sozialistische Erziehung zuständig. Sie bekamen tagsüber in der Produktionsbrigade nichts zu essen und wurden gezwungen, am Abend zur Kommune zurückzugehen, um etwas zu bekommen, aber sie wagten nicht zu sagen, dass die Kantine der Produktionsbrigade bereits den Betrieb eingestellt hatte.
Der erste Sekretär des Parteikomitees der Volkskommune Jia Xinyuan hat nach den Ereignissen von Xinyang vor der Arbeitsgruppe des Provinzkomitees gesagt: »Ich wusste damals durchaus, was sich da abspielte. Unter den zweihundert Leuten, die sich zur Armee meldeten, hatten nur vierzig Prozent Normalgewicht. Ich wusste auch, dass jeden Tag ein- bis zweihundert Menschen umkamen. Mein eigener ideologischer Kampf war sehr intensiv, ich war dreimal im Kreis, um über die Situation dort zu berichten, aber aus Angst, selbst den Hut rechter Tendenzen aufgesetzt zu bekommen, bin ich in den Hof des Kreiskomitees gegangen und habe wieder kehrtgemacht. Und als ich zurückkam, blieb mir keine andere Wahl, als die Kampagne gegen die Verheimlichung und das Abzweigen von Getreideerträgen durchzuführen.«
Song Shijiu, Sekretär der Volkskommune, kontrollierte die
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