Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Einhaltung der Ankaufquoten in der Produktionsbrigade von Sanpi und der Leiter der Brigade sagte zu ihm: »Bei den Leuten unten gibt es wirklich kein Getreide mehr.«
Sekretär Song kritisierte ihn dafür: »Das sind rechte Tendenzen, du machst es dir zu einfach mit diesem Problem!«
Diese Produktionsbrigade berief insgesamt viermal eine Versammlung gegen die Verheimlichung von Getreideerträgen und zur Untersuchung von Lecks ein. Die Kader der Produktionsbrigade wurden kritisiert und gezwungen, verheimlichte Erträge in Höhe von 250000 Pfund nach oben zu melden. Doch als man diese Menge abholen wollte, war kein einziges Weizenkorn zu finden. [24]
Yu Wenhai (damals Buchhalter der Produktionsbrigade) aus dem Kreis Huaibin erinnerte sich gegenüber dem Verfasser an die damalige Situation: »Die Kader der Produktionsbrigade wurden in Zhangli zu einer Versammlung zusammengezogen. Dort mussten sie Getreide melden. Wenn sie es nicht taten, kamen sie in ein Trainingslager, wurden kritisiert, bekämpft und ausgepeitscht. Mit dem Resultat, dass sie erzählten, hier sei ein Speicher voller Hirse und dort einer voller Sojabohnen. Das gemeldete Getreide musste dann auch abgeliefert werden, am nächsten Tag um soundsoviel Uhr musste es da sein. Um keinen Ärger zu bekommen, hat unsere Brigade auch nicht die Wahrheit gesagt. Tags drauf stand ich morgens um zehn neben dem Telefon der Brigade, es klingelte, Frage: Ist das Getreide schon weggeschickt? Ich sagte, wir laden es gerade auf. Um zwölf kam wieder ein Anruf, warum das Getreide noch nicht da sei? Ich sagte, es ist unterwegs! Hinterher kam wieder ein Anruf, diesmal drängender, ich sagte, ich bin hier nur der Buchhalter, ich habe keine Ahnung. Am Abend war wieder Versammlung und wer nicht log, wurde zusammengeschlagen. Aus Angst davor haben die meisten gelogen.«
Während die Leute schon starben wie die Fliegen, haben die Kader auf allen Ebenen noch versucht, die Getreideankaufquoten zu erfüllen. Im Kreis Huangchuan wurden die Quoten nicht anständig erfüllt. In seinem Bericht vom 30. Oktober 1959 an das Provinzkomitee vertritt das Kreiskomitee die Auffassung, die Schwierigkeiten mit den Getreidequoten seien vor allem auf die ideologisch nicht ausreichend klare Ausrichtung der Führung des Parteikomitees der Volkskommune und des Kreiskomitees zurückzuführen. Die Schwierigkeiten, die Komplexität und die Langfristigkeit des zweigleisigen Kampfes bei dem Getreideproblem sei allen nicht ausreichend vertraut, es fehle an einem tiefergehenden Verständnis für die Tatsache, dass das Getreideproblem im Brennpunkt unseres Kampfes mit dem Kapitalismus in den ländlichen Gebieten steht, man sei ideologisch wie gelähmt. Daneben sei das rechte Denken eines Teils der Kader innerhalb und außerhalb der Partei die größte Gefahr bei der Getreidearbeit, was vor allem darin seinen Ausdruck finde, dass die Höhe der Erträge nicht zugegeben werde. Dieser Bericht schlägt vor, über sozialistische Erziehung und eine umfassende Debatte die Quoten erfüllen zu wollen. Als dieser Bericht geschrieben wurde, war in Wahrheit bereits ein Großteil der Menschen im Kreis Huangchuan verhungert, worüber in dem Bericht allerdings kein Wort verloren wurde. [25]
Das Provinzkomitee der KPChina in Henan zitierte diesen Bericht und leitete ihn am 17. November an die anderen Provinzen weiter, mit dem Vorschlag, man müsse einen neuen Rekord von Getreideablieferungen in den Speichern organisieren.
Die Volksküche der Volkskommune Taolin im Kreis Huangchuan hatte bereits den Betrieb eingestellt, die Mitglieder der Volkskommune litten Hunger, aber die Quoten wurden nicht nur nicht gelockert, sondern noch erhöht. Im Kreis hieß es, bei den Leuten unten gäbe es Getreide. Auf allen Ebenen müssten die Lecks und die Verheimlichung der wahren Erträge untersucht werden, und wo Getreide auftauche, müsse es oben abgeliefert werden. Kreis und Volkskommune hielten fast täglich Telefonkonferenzen ab, in denen Fortschritte verlangt und Leistungsvergleiche angestellt wurden, damit man die Brigaden, die ihre Quoten nicht anständig erfüllten, auf einer großen Versammlung untersuchen konnte. Es gab Sekretäre von Produktionsbrigaden, die vor Schreck zu zittern anfingen, wenn sie bloß hörten, es solle eine Telefonkonferenz stattfinden.
Die Produktionsbrigade von Hepi wählte für die Untersuchung der Lecks und der verheimlichten Produktionsmengen eine Reihumtaktik. Die Kader der
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