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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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hatte: »Es geht immer noch um den Sozialismus, man darf nicht einfach so vom Kommunismus daherschwadronieren […] ihr sprecht von einer Übergangszeit von zehn Jahren, daran glaube ich nicht unbedingt.« [731]  
    Am 5. November berichteten Zhou Xiaozhou, Shu Tong und Zeng Xisheng, in den Massen bestehe die Befürchtung, man werde ihnen das Geld abnehmen und vergesellschaften, weshalb mehr Geld von den Banken abgehoben werde und es hier und da zu einem Run gekommen sei. Mao Zedong sagte: »Das Geld abschaffen? Chen Boda hat so eine Tendenz. In Beijing geht es im Augenblick drunter und drüber, wir haben keine Regeln, das ganze Land ist in Chaos. Volkskommunen lassen sich womöglich in den Städten nicht machen.« Außerdem sagte Mao, man werde Amerika in der Eisen- und Stahlproduktion nicht einholen, nur England. Weiter sagte er: »Im Augenblick befürchte ich, dass das, was wir da in Beidaihe gesagt haben vom Übergang des Kollektiveigentums in Volkseigentum in frühestens drei, vier und höchstens fünf, sechs Jahren […], den Mund etwas voll genommen war.«
    Am 9. sagte Mao zu der Tendenz von einigen Leuten, sich von der Warenwirtschaft abzuwenden: »Warenproduktion und Warenaustausch müssen im Sozialismus weiterentwickelt werden. […] Im Augenblick haben wir eine Tendenz, derzufolge etwas umso besser ist, je kommunistischer es ist, und derzufolge man am besten innerhalb von ein, zwei Jahren den Kommunismus erreichen würde. Im Kreis Fan in Shandong reden sie davon, in zwei Jahren in den Kommunismus einzutreten. Das würde an ein Wunder grenzen. Ich habe da so meine Zweifel.« [732]  
    Auf dieser Konferenz hat der Vorsitzende Mao mehrere Reden gehalten. Er hat die Generallinie bekräftigt, den Großen Sprung nach vorn und die Volkskommunen, und unter dieser Voraussetzung sprach er mit Nachdruck von den Fehlern, die während der Kampagne zur Volkskommunisierung und eines übereilten Übergangs zum Kommunismus begangen wurden. Zunächst wies er auf Folgendes hin: Die Volkskommunen seien gegenwärtig noch in Kollektiveigentum. Auch wenn man in der Zukunft zum Volkseigentum kommen werde, müsse man eine klare Trennungslinie zwischen Kollektiv- und Volkseigentum und zwischen Sozialismus und Kommunismus ziehen. Des Weiteren legte er die Notwendigkeit einer Entwicklung der Warenwirtschaft im Sozialismus dar, kritisierte die Aufgabe der Warenproduktion, die Umverteilung der Waren und die Ausbeutung der Bauern. Angesichts von Methoden wie »harte Arbeit Tag und Nacht«, wie sie bei der großen Eisen- und Stahlaktion vorkamen, verlangte er die »Verbindung von Arbeit und Freizeit« und eine Umsetzung der Leitlinie, »sowohl die Produktion wie auch das Leben in die Hand zu nehmen« [733]   .
    Aber so etwas konnte auch nur Mao selbst sagen. Wenn jemand anderer das sagte, geriet er in den Verdacht rechter Tendenzen. Diese der Realität relativ nah kommenden Worte von Mao wurden von seinen Untergebenen zu »Prophetien« und Weisheiten erhoben. Der erbitterte Kampf gegen die Kritik an der Politik der Übereilung und gegen Rechtsabweichler hatte in den Hirnen der Kader auf allen Ebenen einen tiefen Eindruck hinterlassen, weswegen niemand den Mut aufbrachte, die Worte Maos in die Tat umzusetzen. Sie blieben weiter bei ihrem hochtrabenden Abnicken. So hat zum Beispiel Liu Shaoqi auf der Konferenz von Wuhan davon gesprochen, man könne Volkskommunen, die ein Konsumniveau von 150 bis 200 Yuan erreicht hätten, in Volkseigentum übergehen lassen. Peng Zhen war der Auffassung, diese Obergrenze sei zu hoch angesetzt. Man müsse das Eisen schmieden, solange es heiß ist, der Übergang geschehe besser zu früh als zu spät und sei in drei, vier Jahren zu schaffen. [734]   Auf höchster Ebene wurde weiter diese Tonlage angestimmt und sie wurde weiter unten von noch viel mehr Menschen nachgeahmt.
    Jeder wusste, dass Mao Zedong von den Drei Roten Bannern fasziniert war und dass Massenbewegungen noch mehr sein Steckenpferd waren; das war ein Grundton, der sich bei ihm durchzog. Wenn Mao jetzt leisere Töne anschlug, dann hielt das jeder für eine vorübergehende Erscheinung, nicht für eine grundsätzliche Veränderung. Zumal Mao auf der einen Seite diese moderaten Töne anschlug, gleichzeitig die Zeitungen aber weiter das hohe Lied des Großen Sprungs und der Volkskommunen sangen – auf den unteren Ebenen wagte da niemand, Maos Forderung nach größerer Sachlichkeit in die Tat umzusetzen.
    Shu Tong, der erste Sekretär des

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