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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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war über 40 Tage in seiner alten Heimat. Durch diese Untersuchungen wurde deutlich, wie die Lage in vielen ländlichen Gebieten wirklich war. Aber jetzt war es zu spät, die schlimmsten Fehler waren nicht mehr zu korrigieren.
    Im November 1960 beschloss das Zentralkomitee, landesweit die »fünf Winde« neu auszurichten. Unter dem Vorsitz von Zhou Enlai wurde ein »Dringlichkeitsschreiben« entworfen, das zwölf Paragraphen enthielt:
»Erstens: Das Drei-Stufen-Eigentumssystem mit den Teams als Fundament ist das grundlegende Eigentumssystem in der gegenwärtigen Phase der Volkskommunen.
Zweitens: Es müssen die Fehler der Politik »erstens Gleichheit, zweitens Umverteilung« entschlossen angegangen und korrigiert werden.
Drittens: Das grundlegende Eigentumssystem der Produktionsteams muss gestärkt werden.
Viertens: Das Teileigentumssystem der kleinen Produktionsgruppen muss beibehalten werden.
Fünftens: Den Kommunemitgliedern muss die Bewirtschaftung eines kleinen Teils von Privatparzellen und häuslicher Nebenerwerb in kleinem Umfang erlaubt werden.
Sechstens: Wenig wegnehmen, viel verteilen; es muss mit allen Mitteln eine Einkommenssteigerung bei 90 Prozent der Bauern erreicht werden.
Siebtens: Es muss an dem Prinzip festgehalten werden, dass jeder seine Möglichkeiten ausschöpft und Zuteilungen entsprechend seiner Arbeit bekommt. Das allgemeine Versorgungssystem und der Arbeitslohn sollten in einem Verhältnis von 3 zu 7 stehen.
Achtens: Es müssen auf allen Gebieten Arbeitskräfte eingespart werden. In erster Linie gilt es, die landwirtschaftliche Produktion zu stärken.
Neuntens: Nahrungsmittel sind bereitzustellen und die Gemeinschaftsküchen in Ordnung zu bringen.
Zehntens: Die Märkte in den ländlichen Gebieten sind planvoll und geordnet wiederherzustellen und die ländliche Wirtschaft wiederzubeleben.
Elftens: Es muss sorgfältig auf eine Verbindung von Arbeit und Freizeit geachtet werden.
Zwölftens: Man muss mutig die Massen mobilisieren und die Arbeitsweise und die Volkskommunen neu ausrichten.« [738]  

    Etwa zwei Wochen nach Herausgabe dieser zwölf Punkte sagte Mao Zedong: »Ich habe in der Vergangenheit selbst Fehler gemacht, die ich unbedingt korrigieren muss.« Diese Ansicht hat er in Form von Anmerkungen zu Berichten verschiedener Provinzkomitees ausgesprochen:
»Genosse Mao Zedong […] sagt, er teilt mit den Genossen, die ihre Fehler korrigieren wollen, das gleiche Schicksal und atmet die gleiche Luft. Er sagt, er habe in der Vergangenheit selbst Fehler gemacht, die er unbedingt korrigieren müsse. Der erste Fehler war, dass man in den Beschlüssen von Beidaihe den Zeitraum für eine Umwandlung des Eigentumssystems der Volkskommunen festgeschrieben und in seinen Vorstellungen zu kurz anberaumt habe. […] Diese Vorstellungen waren unrealistisch. Wenn sie jetzt korrigiert werden, so wird es von nun an gerechnet für mindestens (Genossen, aufgepasst, es heißt mindestens!) sieben Jahre in den Volkskommunen bei dem gegenwärtigen Eigentumssystem bleiben. Auch wenn es sich in der Zukunft irgendwann einmal ändert, dann wird das ein Produkt des gegenwärtigen Systems sein, in dem die Gemeinschaft der Teams die Volkskommune bildet und nicht umgekehrt die Teams der Volkskommune gehören. Darüber hinaus steht fest, dass von jetzt an gerechnet das sozialistische System für mindestens 20 Jahre (jeder nach seinen Möglichkeiten und Vergütung nach Leistung) nicht verändert wird. […] Kurz, ganz gleich zu welcher Zeit das auch sein mag, das Vermögen der Teams bleibt für immer im Eigentum und zur Nutznießung der Teams, das Motto »erstens Gleichheit, zweitens Umverteilung« bleibt für immer verboten. Es darf auf keinen Fall zu öffentlichen Akkumulationen kommen und die öffentlichen Projekte dürfen nicht überhandnehmen. Es geht nicht darum, auf Biegen und Brechen das Gesicht der ländlichen Gebiete innerhalb von wenigen Jahren zu verändern, sondern schrittweise, nach und nach und im Einklang mit der jeweiligen Lage.« [739]  

    Auch wenn Mao Zedong eine Selbstkritik abgelegt hat, hat in einigen Gebieten der Wind des Kommunismus noch bis in das Jahr 1961 hinein geweht. Dafür saß das schöne Ideal des Kommunismus bei den Kadern aller Ebenen viel zu tief. Das war das Verdienst der Meinungsmache in China; und es war eine Folge davon, dass die Kommunistische Partei Chinas sich die Verwirklichung des Kommunismus bereits in ihre Statuten geschrieben hatte.
    Eines der wesentlichen

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