Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
Vom Netzwerk:
Bewertungskriterien für Kader war die Festigkeit des Einzelnen in seinem Glauben an den Kommunismus. Auch wenn man versuchte, die Tendenz eines übereilten Übergangs zum Volkseigentum zu korrigieren, so konnte man doch nicht von der Überlegenheit des Mottos »erstens groß, zweitens Kommune« Abschied nehmen und die Erfolge des Großen Sprungs nach vorn in Frage stellen. In einer Rede vom 27. Februar sagte Mao Zedong:
»Das Verhältnis unserer Mängel und unserer Erfolge, ist, wie wir ja schon oft gesagt haben, das von einem Finger zu den neun übrigen. Die Überlegenheit des Großen Sprungs von 1958 ist von einigen Leuten bezweifelt oder ganz geleugnet worden, ebenso die Überlegenheit der Volkskommunen, das ist offensichtlich vollkommen falsch.
[…] Die Volkskommunen mit ihrem Prinzip, erstens groß und zweitens Kommune zu sein, sind von gewaltiger Überlegenheit, sie sind die beste Form für den Übergang vom System des sozialistischen Kollektiveigentums in den ländlichen Gebieten zum System des sozialistischen Volkseigentums ebenso wie für den Übergang von einer sozialistischen zu einer kommunistischen Gesellschaft. An diesen grundlegenden Fragen zu zweifeln ist vollkommen falsch, das ist rechter Opportunismus.
Man muss in Betracht ziehen, dass sich einerseits die Fraktion der Abwarter und der Abrechner über uns lustig machen wird, andererseits die Grundbesitzer, die reichen Bauern und die Konterrevolutionäre und schlechten Elemente uns Schaden zufügen werden. Aber wir müssen den Kadern und Massen sagen, wenn es dazu kommen sollte, wir haben keine Angst davor. Wir müssen unseren Gleichmut bewahren und uns eine Weile nicht hören lassen und uns beherzt dagegenstemmen, damit diese Leute ihr wahres Gesicht zeigen. Wenn die Zeit gekommen ist, wird die breite Masse sehr schnell die Spreu vom Weizen und uns von den Feinden trennen, sie wird aufstehen und das Gelächter der ewig Gestrigen und die Angriffe der feindlichen Elemente zunichtemachen.« machen.« [740]  

    Bei der Korrektur der Fehler des Großen Sprungs hing über den Kadern ständig ein Damoklesschwert, sie standen mit einem Bein immer im Gefängnis: rechter Opportunismus, Fraktion der Abwarter, Fraktion der Abrechner, Grundbesitzer, reiche Bauern, Konterrevolutionäre, schlechte Elemente. Dieses Damoklesschwert trieb die Menschen nach links. Außerdem durften die Fehler ja nur »ein Finger« sein, also anders gesagt, zehn Prozent betragen, wenn es darüber hinausging, konnte das Schwert auf einen herniedersausen.
    Die Korrektur des Windes des Kommunismus verlangte auch eine Rückgabe des »fortgewehten« Vermögens der kleinen Produktionsgruppen und der Bauern. Aber die Häuser der Bauern waren abgerissen, ein Wiederaufbau war äußerst schwierig. Was man ihnen genommen hatte, war verschwendet und nur schwer zu ersetzen. Die Zahlen über die Rückgabe des Vermögens an die Produktionsgruppen und Bauern, die in den Berichten auftauchen, sind größtenteils übertrieben. Die Arbeit in dieser Richtung begann im Frühjahr 1959, stellte sich aber als ausgesprochen schwierig dar.

Selbstverantwortungsfelder bleiben eine Episode
    Nach der Kollektivierung der Landwirtschaft wurde in den ländlichen Gebieten eine Verteilung nach Arbeitspunkten eingeführt. Je mehr Arbeitspunkte jemand verdiente, umso mehr Lohn bekam er zugewiesen. Anfangs bekam eine Spitzenarbeitskraft pro Tag 12 Yuan, normale Arbeitskräfte zehn, Frauen und Kinder bekamen je nach Arbeitsleistung fünf oder sechs Yuan am Tag. Aber diese Methode führte dazu, dass sich niemand mehr anstrengte. Und so gab es jeden Abend eine Versammlung, auf der die Arbeitspunkte für den jeweiligen Tag besprochen wurden. Aber bei diesen Versammlungen durfte man niemanden bloßstellen und so konnte nur schwer das wirkliche Resultat der Arbeit besprochen werden. Später dann hat man das System des »Produktionsauftrags nach Plansoll« entwickelt, wo man nach Beendigung der Arbeit deren Qualität überprüfte und entsprechend Arbeitspunkte vergab. Aus diesen »Aufträgen« entwickelte sich die Überantwortung der Produktion an die Produktionsgruppen und am Ende die Überantwortung der Produktion an die Haushalte. Ein Stück Land wurde an einen Haushalt gegeben, ein kollektiver Anteil der Erträge abgeliefert und den Rest behielt man selbst. Je klarer die Verantwortungen, je enger Arbeit und Verteilung miteinander verzahnt waren, umso höher stieg die Arbeitsaktivität. Die Überantwortung der Produktion

Weitere Kostenlose Bücher