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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Provinzkomitees von Shandong hat die moderaten Töne, die Mao seit der Zhengzhou-Konferenz anschlug, nicht ernsthaft in die Tat umgesetzt. Er sagte, er habe Angst gehabt, der Begeisterung der Massen eine kalte Dusche zu verpassen. Er sei auch der Meinung gewesen, die Ablehnung der »drei Winde« (des Kommunismus, der Schaumschlägereien, der Falschmeldungen) sei nur vorübergehend, wohingegen der Kampf gegen rechte Tendenzen eine längerfristige Angelegenheit sei. [735]  
    Tao Lujia, der erste Sekretär des Provinzkomitees von Shanxi, sagt: »Im Prozess der Korrektur der überhöhten Planquoten war das Banner deutlich und die Haltung standhaft […] aber ich spürte auch, dass der Vorsitzende Mao hin und wieder auch ein Gefühl des Genusses an diesen hohen Planziffern zeigte, ganz so, als sei er mit sich in dieser Frage selbst nicht im Reinen.« [736]  
    Mao spürte, dass seine Ansichten kaum umgesetzt wurden, und hat daraufhin den Weg einer »parteiinternen Mitteilung« gewählt, um sämtliche Kader vom Provinzkomitee bis zu den Produktionsgruppen mit seinen Vorstellungen über die zu korrigierenden Fehler zu erreichen.
    Um gegen die hohen Planvorgaben vorzugehen, sagte er zu den Kadern der Produktionsteams: »Im Grunde braucht ihr euch um die Vorgaben, die von oben kommen, nicht zu kümmern […] ihr müsst euch ausschließlich auf die realen Möglichkeiten konzentrieren.« Was die Pflanzungen angeht, so »dürfen sie nicht zu eng und nicht zu weit ausfallen […] die von oben kommenden zu starren Engpflanzungsbefehle sind nicht nur nutzlos, sie richten sogar erheblichen Schaden an. Deshalb soll man derart starre Anordnungen nicht treffen«. In der Frage der Einsparung von Getreide solle man »die Menge nach der Person festlegen. Wer arbeitet, soll mehr, wer ruht, weniger essen, wer arbeitet, soll feste Nahrung bekommen, wer ruht, halb feste Nahrung, halb Brei, ein Gemisch aus Süßkartoffeln, Senfkohl, Rettich, Gurken, Bohnen und Taro«, »nach einem Kampf von zehn, von acht Jahren wird das Ernährungsproblem vielleicht gelöst sein. Innerhalb dieser zehn Jahre sollte man auf große Worte und großes Pathos verzichten, das ist sehr gefährlich.«
    Außerdem sprach er sich gegen die Idee »von Weniganbau, Hochproduktion und reichen Ernten« aus; es sei immer noch notwendig, intensiven Anbau zu betreiben: »Der eigentliche Ausweg der Landwirtschaft liegt in ihrer Mechanisierung, dafür brauchen wir zehn Jahre.« Über das Problem wahrheitsgemäßer Rückmeldungen sagte er:
»Wir müssen sagen, wie viel wir ernten, wir dürfen keine Lügen dulden, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. […] Die Ehrlichen, die den Mut haben, die Wahrheit zu sagen, die den Dingen an die Wurzel gehen, die sind für die Sache des Volkes von großem Nutzen und schaden auch sich selbst nicht. Wer die Lüge liebt, der schadet dem Volk und sich selbst, der ist immer von Nachteil. Man muss sagen, zu vielen Lügen wurden die Leute von oben genötigt. Es ist sehr schwer umzusetzen, wenn von oben Wind, Druck und Versprechungen kommen.« [737]  
    Abschließend sagte er: »Wenn die Wirklichkeit mich Lügen straft, und doch relativ hohe Ziele erreicht werden und mich wie einen Konservativen dastehen lassen, dann sei dem Himmel Dank und alle Ehre.« Diese Worte zeigen, dass Mao insgeheim noch immer hoffte, die relativ hohen Ziele zu erreichen. Seine intelligenten Untergebenen hatten seine wirklichen Gedanken längst durchschaut und sie richteten sich, wie unter anderen auch Wu Zhipu und Li Jingquan, nach seinen wahren Intentionen.
    Sich in Umgehung der mittleren und oberen direkt an die unteren Kader zu wenden, um seine Meinung kundzutun, war ein Mittel, zu dem Mao Zedong häufig gegriffen hat, auch während der Kulturrevolution hat er das getan. Der Eindruck, den das hervorrief, war: »Der Vorsitzende Mao ist ein weiser Mann, die Angelegenheit ist von den Kadern auf den verschiedenen Ebenen vermasselt worden.«
    Als die Probleme so groß geworden waren, dass die Menschen in Massen verhungerten, fühlte sich Mao Zedong im Innersten von den unteren Kadern betrogen. Anfang 1961 hat er mit Nachdruck Untersuchungen und Nachforschungen propagiert. Einerseits hat er direkt Arbeitsgruppen mit Tian Jiaying, Hu Qiaomu und Chen Boda an der Spitze organisiert, angeleitet und nach Zhejiang, Hunan und Sichuan geschickt.
    Liu Shaoqi, Zhou Enlai, Zhu De und Deng Xiaoping sind ebenfalls jeweils nach Hunan, Sichuan und Beijing losgezogen. Liu Shaoqi

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