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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Problem, bei dem wir unbedingt auf der Hut sein müssen. Ich hoffe, Genossen, dass ihr euch das einmal sehr gut durch den Kopf gehen lasst!« [897]  

    Mao Zedong widmete einen langen Abschnitt einer Rechtfertigung der Drei Roten Banner. Das zeigte, dass er eine »Überprüfung der Drei Roten Banner durch die Praxis«, von der Liu Shaoqi gesprochen hatte, nicht hinnehmen konnte.
    Die Konferenz der Siebentausend hatte eine positive Wirkung auf die Umsetzung der Linie der »Neuausrichtung, Festigung, Bereicherung und Erhöhung«. Es gab einige Kritik an der Arbeit des Zentralkomitees, aber an der unbedingten Zustimmung zu den Drei Roten Bannern wurde nicht gerührt; man wollte die Urteile der Lushan-Konferenz nicht revidieren.
    Als die Beschlüsse der Konferenz der Siebentausend in den Provinzen angekommen waren, waren die Basiskader ausnahmslos unzufrieden. In ihren Diskussionen sind in Gansu eine Menge sehr scharfer Einwände formuliert worden. Ein Kader von der Parteischule des Provinzkomitees sagte: »Fünfhundert von unseren sechshundert Millionen Menschen leben von Reis, wie kann, solange keine Nahrungsmittel da sind, davon die Rede sein, dass die Erfolge unserer Politik das Wichtigste sind?«
    Ein Genosse vom Gesundheitsamt der Provinz sagte: »In den letzten Jahren hat es nicht nur keine Erfolge gegeben, es ist im Gegenteil immer schlechter geworden, und das nicht nur materiell, sondern auch im Bereich der politischen Moral!«
    Ein Genosse vom Provinzbüro für Finanzen und Handel sagte: »Die Probleme der vergangenen Jahre sind nicht nur umfassend, sie halten sich auch sehr lange, deshalb kann man nicht sagen, die Leitgedanken des Zentralkomitees seien ohne Fehler.«
    Ein Genosse aus der Druckerei der Gansu ribao sagte: »Wenn man sich den Bericht da anhört, scheint das Zentralkomitee keine Fehler zu haben, die Hauptfehler sind auf den unteren Ebenen bei der Umsetzung gemacht worden. Man bekommt das Gefühl, dass das Zentralkomitee seine Mängel und Fehler nicht ausreichend untersucht hat, den Problemen ist kaum auf den Grund gegangen worden, aber man hat viele Probleme nach unten abgewälzt.«
    Einige haben in ihren Reden direkt auf das Führungspersonal des Zentralkomitees und Mao Zedong gezeigt: »Einige Konferenzen und Dokumente des Zentralkomitees haben nichts getaugt und ihre Wirkung nach unten war sehr groß.« »Es hieß, das Plansoll für die Stahlerzeugung soll verdoppelt werden, und das hieß, die Ernte verrottet auf dem Halm. Das war in Gansu so, das war in Hebei so, das war kein Problem, das auf ein Gebiet begrenzt war.«
    Genosse Jie Xianqing vom Nahrungsmittelbüro der Provinz sagte: »Der Vorsitzende Mao hat davon gesprochen, es werde mehr geben, als wir essen könnten. Das ist nicht untersucht worden. Vielleicht hat der Vorsitzende wie Stalin in seinen späten Jahren den Fehler des Subjektivismus gemacht.«
    Der Leiter des Sekretariats für Leichtindustrie Du Xilin sagte: »Ich habe gehört, wie die einfachen Leute auf den Vorsitzenden geschimpft haben; sie sagten, der Vorsitzende höre auf seine Hofschranzen, er höre nicht auf seine treuen Beamten; und dann hieß es, in welches Loch hat sich der Vorsitzende Mao denn verkrochen, hier unten bei uns gibt es so viele Probleme, weiß er das denn nicht?«
    Ein Kader von den Parteigruppensystemen sagte: »In Gansu verhungern Menschen. Es ist nicht möglich, dass der Vorsitzende Mao nichts davon weiß. Wer weiß, wie viele landesweit schon gestorben sind!« [898]  
    Derartige Kurzberichte gab es in allen Provinzen.
    Die Konferenz der Siebentausend hatte schwere Divergenzen in der obersten Führungsschicht der chinesischen Kommunisten offenbart. Den Kern dieser Divergenzen bildete die Haltung zu den Drei Roten Bannern: Bejahte man sie auf ganzer Linie oder hatte man Zweifel? Konkret nahmen sich die Divergenzen wie folgt aus:
    1. Ursachen der Hungersnot: Naturkatastrophen oder menschliches Versagen?
    2. Einschätzung der Schwere der Hungersnot und der vergangenen Jahre allgemein.
    3. Haltung zur Verantwortung für die Hungersnot.
    In dieser für Mao Zedong schwierigsten Zeit hat er sich genau gemerkt, wer für und wer gegen ihn war. Auf der angesprochenen Konferenz hat Mao erneut klar gesehen: »Wer sind unsere Feinde? Wer sind unsere Freunde?« Diese »Hauptfrage der Revolution« legte den ersten Grundstein für die Frage, »auf wen kann man sich verlassen, wen muss man stürzen«, die dann vier Jahre später während der Kulturrevolution

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