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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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verendete. Bei der Schweinefarm, die ein Produktionsteam im Kreis Longxi betrieb, betrug der Verlust an Schweinen über 80 Prozent;
unter dem Namen von Erweiterungsinvestitionen und Landenteignung wurde vermehrt guter Boden eingezogen, in neuen Einheiten auf Kreisebene im Kreis Lintao wurden 92,5 Mu vom Land der Volkskommune Chengguan besetzt, für die kein Fen bezahlt wurde;
unter dem Namen großer Kooperation wurden Arbeitskräfte völlig unkoordiniert verteilt, ohne genaue Arbeitspläne;
unter dem Namen Ausrichtung der Ackerflächen wurde ohne Entschädigung Land zwischen den Produktionsteams hin- und hergeschoben;
unter dem Namen »Hilfe für die Volkskommunen bei der Errichtung von Büros« wurden ohne Ausgleich Arbeitskräfte und Baumaterialien aus den Produktionsteams eingesetzt;
unter dem Namen einer Bevorratung von Getreide durch die Volkskommunen wurde ohne Ausgleich das Getreide von den Produktionsteams abgezogen.

    Dieser »kommunistische Wind« untergrub die Produktionsmotivation der Bauernschaft, führte zu einer Verödung von Ackerflächen und einem Niedergang der Getreideproduktion.
    Im Frühjahr 1960 ging im Produktionsteam Dongguanglin das Gerücht um, die Volkskommune wolle Kamele einziehen, woraufhin die Leute vorab über 40 dieser Kamele schlachteten und aufaßen. Als man im gleichen Produktionsteam von den Plänen der Volkskommunen zur Errichtung einer Schweinefarm hörte, haben die Leute vierzig Schweine geschlachtet und aufgegessen. [108]  
    Auf einer Konferenz des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in Zhengzhou wurde erneut das Problem des Eigentumssystems deutlich gemacht. Man betonte, dass »die Produktionsteams die Basis des dreistufigen Eigentumssystems« (aus Volkskommune, Produktionsbrigade und Produktionsteams mit den kleinen Produktionsgruppen als Basis) bilden; Ziel dieser Klärung war es, einem Ausufern des »kommunistischen Windes« zuvorzukommen. Aber man hatte während des Kampfes gegen rechte Tendenzen im Jahr 1959 die »vierstufige Kalkulation« (Volkskommune, Produktionsbrigade, Produktionsteam und Arbeitsgruppen) verurteilt, viele Kader waren deswegen in Schwierigkeiten geraten. Nach weiteren Jahren der kommunistischen Erziehung bildete sich unter den Kadern eine Haltung heraus, derzufolge es umso besser war, je schneller der Übergang geschafft wurde und je mehr die Wirtschaft in Volkseigentum überging. Deshalb waren sie dem »dreistufigen Eigentumssystem mit den Gruppen als Basis« gegenüber sehr reserviert. Von oben wurden die großen öffentlichen Projekte der Volkskommunen überwacht und vorangetrieben, aber woher kamen das Kapital und das Material für diese Projekte? Es konnte nur von den Mitgliedern der Volkskommune und aus den Produktionsteams kommen, was man »Gleichheit und Umverteilung« nannte.
    In der Produktionsbrigade Shenyu der Volkskommune Yongchang im Kreis Wuwei waren die natürlichen Gegebenheiten ausgesprochen günstig, eigentlich war es eine reiche Produktionsbrigade. Doch 1958 wehte ihnen ein heftiger kommunistischer Wind mit dem Slogan »Gleichheit und Umverteilung« ins Gesicht. Kreis und Volkskommune zogen aus den Produktionsteams Arbeitskräfte und Vieh ab; mit den Ziegelsteinen und dem Kalk aus der Produktionsbrigade wurden Elektrizitätswerke gebaut; zwischen den einzelnen Brigaden wurden Arbeitskräfte zum Bau von Wohngebieten, zur Herstellung von Methangas und zum Abbruch von über 500 Häusern in der Kommune hin und her bewegt (ohne dass die Arbeitsstunden aufgeschrieben worden wären); dabei wurden über 25000 Arbeitstage verbraucht und 15000 Yuan; die Schafe, die die Kommunemitglieder privat hielten, wurden eingezogen, die Bäume, die die Kommunemitglieder privat hegten, wurden gefällt, und so weiter und so fort.
    Das Resultat war, dass von den über 60 zusammengezogenen Tieren nur drei übrigblieben; das war noch vor dem Herbst 1958 die Hälfte des gesamten Viehbestands in sämtlichen Produktionsteams.
    Die Motivation der Kommunemitglieder war zwar noch hoch, aber das Vieh reichte für die Arbeit nicht aus, die Produktion sank, 1958 lag die Durchschnittsproduktion bei 250, 1959 bei 157 und 1960 bei 67 Pfund pro Mu. Zwischen Januar und Juli 1960 starben 141 Menschen. [109]  
    Auch das Produktionsteam Xihu der Volkskommune Xinhe im Kreis Minqin war eines der Produktionsteams, dem durch den kommunistischen Wind großer Schaden zugefügt wurde. Dieses Produktionsteam bestand Anfang 1958 aus 381 Haushalten mit 1787 Personen,

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