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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Maßnahmen gewesen, um den Hunger loszuwerden, aber die Arbeitsgruppen haben sie als Kapitalismus verurteilt.
    Das Kreiskomitee mobilisierte die Massen für die Enthüllung, Kritik und Verurteilung von 78 Personen »mit schweren Problemen«. Es hieß unter anderem, diese Leute hätten sich in kleine Kerneinheiten aufgeteilt und sich auf die Gemeinschaftsküchen verteilt und Leute mit schlechtem Klassenhintergrund angeheuert. Das Kreiskomitee zählte darüber hinaus eine »Reihe von politischen Maßnahmen zur Restauration des Kapitalismus« von Xi Daolong auf wie »das Aufteilen des Viehs auf die Haushalte«, »das Verteilen von Saatgut an die Haushalte« und den Ausspruch »Wer sät, soll auch ernten«.
    Die Arbeitsgruppen erzielten in Bezug auf die Beendigung der Misshandlungen und Verhaftungen der Leute eine gewisse Wirkung, auch gaben sie ein paar Lebensmittel heraus, aber die Situation konnten sie nicht zum Besseren wenden. Das »Problem von Tongwei« war im Grunde ein von linken Tendenzen geschaffenes Problem, die Arbeitsgruppen des Provinzkomitees waren der Auffassung, es sei von rechten Tendenzen geschaffen worden, was das Massensterben noch dramatischer werden ließ. Im Jahr 1960 starben 3,86mal so viele Menschen wie 1959.
    In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts trat Wang Bingxiang aus seiner Funktion als Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes in der Provinz Gansu in den Ruhestand. In den »Kreisannalen von Tongwei«, die in den 90er Jahren herauskamen, wird von Wang Bingxiang das Bild eines guten Beamten gezeichnet, der das Volk in Not und Elend vor dem Hunger bewahrt. Nach der Zusammenstellung dieser »Annalen« hat Wang nicht nur einige Textstellen, die seine Fehler festhielten, herausgenommen, er hat auch noch folgenden Absatz einfügen lassen: »Am 8. Februar 1960 hat sich Wang Bingxiang, Sekretär des Provinzkomiteesekretariats und stellvertretender Leiter des Ständigen Ausschusses der Provinz, am Kopf einer über hundert Mann starken Arbeitsgruppe des Provinzkomitees nach Tongwei begeben. Als er sich mit der Situation vertraut gemacht hatte, hat er dem Zentralkomitee und dem Provinzkomitee das Problem des Massensterbens in Tongwei wahrheitsgemäß geschildert, unverzüglich für Nahrungsmittel gesorgt und Kader und den Lehrkörper organisiert und auf das Land geschickt, um dort Leben zu retten.«
    Daraus kann man ersehen, dass diejenigen Kader, die während der Hungerjahre leitende politische Funktionen innehatten, die Bevölkerungsdaten und die historischen Aufzeichnungen manipulieren konnten, wenn sie bis in die 80er Jahre hinein weiter vor Ort oder im Zentralkomitee wichtige politische Ämter innehatten.

Die Kampagne zur Enthüllung der Wurzeln
    Im Dezember 1960 schickten das Zentral-, das Provinz- und das Kreiskomitee nach der Konferenz des Nordwestbüros in Lanzhou eine Arbeitsgruppe und ein Ärzteteam und verlegten über 33,7 Millionen Pfund Getreide nach Tongwei; es wurde Sozialhilfe in Höhe von über 3,3 Millionen Yuan bezahlt und es wurden 136 Tonnen Arzneimittel, über 1,1 Millionen Ellen Baumwollstoff, über 60000 Pfund Watte und dazu Zucker, Honig, rote Datteln und so weiter nach Tongwei geschafft. Im Verlauf dieser Rettungsmaßnahmen haben Wang Jun und Frau Liu Chunhua ihren Einsatz im Ärzteteam mit dem Leben bezahlt.
    Die Arbeitsgruppen haben gleichzeitig die Wiederaufnahme der Produktion organisiert. Dafür hat der Staat über den gesamten Zeitraum Kredite und Subventionen in Höhe von 1,42 Millionen Yuan gewährt, über 2,7 Millionen investiert, über 4700 Stück Vieh verkauft und über 40000 Ackergeräte erneuern oder reparieren lassen. [148]   Aber von diesen Nahrungsmittelhilfen waren »neun Gruppen« ausgeschlossen: die Grundbesitzer, die Reichen, die Konterrevolutionäre, die schlechten Elemente, die Rechten, die entarteten Elemente, die Klassendissidenten und die reichen und oberen Mittelbauern und rechte Opportunisten.
    Tatsächlich dem Hunger ein Ende gemacht hat die gute Ernte von 1962. In den »Annalen des Kreises Tongwei« steht: »In diesem Jahr herrschte ideales Wetter, die Sommer- und die Herbsternte war flächendeckend ausgesprochen reich, was das Nahrungsmittelproblem im ganzen Kreis linderte.«
    In diesem Jahr hat das Kreiskomitee den Kommunemitgliedern Boden zur Eigenbewirtschaftung überlassen und ihnen erlaubt, kollektive Brache, die dafür reif war, zu pachten; Ackervieh und Schafe wurden auf die einzelnen Ställe

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