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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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getrieben. Ihre Parolen waren »fester Standpunkt«, »unnachgiebig«, »schnelle Hand«, »scharfes Schwert«.
    Der Parteikomiteesekretär Li Shengrong von der Volkskommune Longyang hat 53 Personen zusammengeschlagen, davon sind zwölf gestorben oder haben Selbstmord begangen.
    Der Sekretär der Volkskommune Maying Zhang Xuesheng hat den Vorsitz geführt bei der angesprochenen Kampfversammlung der Tausend, die Milizen hatten zwölf leichte Maschinengewehre aufgebaut und bedrohten die Menschen zusätzlich mit über 50 Gewehren und Jagdwaffen. Er leitete die Kampfversammlung, peitschte über 160 Menschen aus; von den 66, die in ein Umerziehungslager geschickt wurden, starben vier an den Folgen dieser Misshandlungen. [147]  
    Als die Bauern starben wie die Fliegen, haben die Kader dennoch ihre Spezialisierungen durchgeführt. Nach den Aufzeichnungen eines einfachen Berichtes des Gebietskomitees Dingxi vom 13. Januar 1961 hat Zhang Zhongliang, der erste Sekretär des Provinzkomitees, den Kreis Lintao zu einem Versuchsgebiet gemacht und dort nicht den bei den Bauern üblichen Kleereis gegessen, sondern sich aus einem Restaurant in Lanzhou mit einem Spezialwagen das Essen bringen lassen. Dou Minghai, der Gebietskomiteesekretär von Dingxi, hat alleine im Jahr 1960 aus den Ministerien für Handel und Nahrungsmittel 339,7 Pfund Fleisch, 23 Pfund Öl, über 260 Eier, 473 Pfund Getreide, 62 Pfund Zucker und Kuchen, 320 Pfund rote Datteln und dazu noch Schinken, Hühner, Konserven, Nudeln, Tee und Obst abgezweigt.
    In Wirklichkeit war auch Xi Daolong kein Kader, dem das Wohl und Wehe der Bauern vollkommen gleichgültig gewesen wäre. Als er mit eigenen Augen das Massensterben sah, hat er die Erlaubnis gegeben, dass die Bauern auf eigene Faust einen Weg suchen zu überleben. Im Frühjahr 1959 nutzte er die Verabschiedung von politischen Maßnahmen durch das Zentralkomitee, die den Bauern freie Hand ließen, um einen Teil des Bodens an die Bauern und das Vieh auf die Haushalte zu verteilen und dergleichen Schritte mehr.
    In der zweiten Januarhälfte 1960 ist Xi Daolong aufgrund des Ansteigens der Verhungertenzahlen noch in der gleichen Nacht zum Gebietskomitee gegangen, um über die Lage zu berichten – dort wurde er kritisiert und kehrte um. Das späte Entdecken seines Gewissens ist schließlich für ihn zur Katastrophe geworden.

Die Arbeitsgruppen des Provinzkomitees setzen den Kampf gegen rechte Tendenzen fort
    Damals haben einige das Risiko auf sich genommen und dem Zentralkomitee über das Massensterben in Tongwei einen Brief geschrieben. Ein paar alte Kader haben mir erzählt, ein Student habe anonym einen Brief an Tan Zhenlin geschrieben und der hat diesen Studenten von Zhang Bingxiang, dem Sekretär des Provinzkomiteesekretariats und stellvertretenden Leiter des Ständigen Ausschusses, empfangen lassen. Am 8. Februar 1960 hat sich Wang Bingxiang an der Spitze einer Arbeitsgruppe nach Tongwei begeben und hatte auch Nahrungsmittel dabei. Doch sie haben in Tongwei nicht den Kampf gegen linke, sondern im Geist der Lushan-Konferenz gegen rechte Tendenzen gekämpft. Am 1. März 1960 hat die Arbeitsgruppe mit Genehmigung des Provinzkomitees 17 Führungspersonen des Kreiskomitees und der Kreisverwaltung, an der Spitze Xi Daolong, festgenommen. Es hieß, das seien »kriminelle Konterrevolutionäre«. Wang Bingxiang schreibt in einem Bericht an das Provinzkomitee: »Der Grund dafür, dass das Problem in Tongwei so schwer ist, hat seine Hauptwurzel in rechtem Opportunismus und der Konterrevolution«.
    Die Hauptvergehen von Xi Daolong und den anderen waren: Sie hätten Dinge empfohlen wie »die Produktion in einzelnen Teams (Kleingruppen), wer säe, solle auch ernten, wer ernte, dem gehöre es auch«, und sie hätten das Vieh an die einzelnen Haushalte verteilt.
    Sie hätten sich, um ihren rechten Opportunismus und ihre konterrevolutionäre Haltung zu kaschieren, eine extrem »linke« Maske aufgesetzt, sie hätten unter dem Namen der »Ausrichtung der Genossenschaften« und der »Erfüllung der Ankaufquoten« die Massen ihrer Nahrung und ihres Vermögens beraubt, sie hätten genossenschaftliche Umerziehungsbrigaden aufgebaut und die Massen eingesperrt und ausgepeitscht.
    Sie hätten freie, kapitalistische Märkte aufgemacht und Kampagnen für den Schmuggel durchgeführt.

    Die Festlegung der Quoten für die Brigaden und die Erlaubnis für die Bauern, kleine, öde Flächen zu bebauen, waren im Grunde wichtige

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