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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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geführt – und so weiter und so fort. Von heute aus gesehen ist dieses »was« nicht besonders schlimm. In anderen Provinzen wie Henan, Sichuan und Anhui war es viel schlimmer.
    Zhang Zhongliang ist später als Sekretär des Provinzkomiteesekretariats nach Jiangsu versetzt worden und stieg dann von diesem hohen Posten ab zum stellvertretenden Beamten des Exekutivkomitees auf Provinzebene.

Kapitel 3
    Die hungrigen Seelen im Land des Reichtums
und der Fülle
    Sichuan wird auch als das Reich des Reichtums und der Fülle bezeichnet. Immer schon war das Land für seine ausgezeichneten natürlichen Bedingungen und die Fülle seiner Erzeugnisse berühmt. Und doch sind hier während der schweren Hungersnot über 10 Millionen Menschen verhungert. Ich bin mehrfach in Sichuan gewesen und jedes Mal musste ich Material über die Hungersnot sammeln. Und viele alte Journalisten des Sichuan-Büros der Nachrichtenagentur Neues China , die die Hungersnot miterlebt haben, haben mich mit sehr wertvollen Informationen versorgt. Später dann bin ich im Internet auch auf das Buch Getreidekeime, Blätterkohl und Blumenkränze – ein Augenzeugenbericht vom Großen Sprung nach vorn im Westen von Sichuan von Dong Fu gestoßen. Er beschreibt speziell die Region von Wenjiang, und was hier im Folgenden über diese Region und die Volkskommune Roter Glanz geschrieben steht, ist außer den Anmerkungen durchweg seinem Buch entnommen.
    Im März 1958 veranstaltete das Zentralkomitee der KPCh in Sichuan eine Chengdu-Konferenz, in der es den Begriff von der »Generallinie zum Aufbau des Sozialismus« prägte, ein Begriff, der den Kern der »Drei Roten Banner« bildete. Die Konferenz fand in dem berühmten Gästehaus am Goldochsen-Damm statt. Hier waren sämtliche Einrichtungen nach den Lebensgewohnheiten von Mao Zedong ausgerichtet; eine lückenlose Vorkehrung für die Gesundheitsfürsorge, ärztliche Versorgung und Nahrungsmittelkontrolle und so fort konnten die Gesundheit Mao Zedongs und seine absolute Sicherheit garantieren. Das genügt, um die absolute Loyalität des ersten Sekretärs des Provinzkomitees von Sichuan Li Jingquan Mao Zedong gegenüber zu dokumentieren.
    Am zweiten Tag seines Aufenthaltes in Chengdu begleitete ein Führungskader des Provinzkomitees Mao Zedong bei einer Stadtrundfahrt. Die Stadtmauern aus der Zeit des Kangxi-Kaisers waren restauriert und zu einem Großteil unversehrt. Mao sagte: »Die Stadtmauer von Beijing ist abgerissen worden. Die Stadtmauer hier ist nicht nur hässlich, sie behindert auch den Verkehr […] Stadtmauern sind überholt, ihr Abriss ist Fortschritt, sie nicht abzureißen, ist rückständig.« Daraufhin wurde die Stadtmauer von Chengdu noch im gleichen Jahr vollständig abgerissen.
    Aus dem Fenster des kleinen Wagens entdeckte Mao auch eine einzigartige Kulisse, das waren die Teehäuser, die es nur in Chengdu gab. Er war der Auffassung, für das Teetrinken werde zu viel Geld ausgegeben. Daraufhin verschwanden für eine Zeitlang sämtliche Teehäuser aus Sichuan.
    Während der Chengdu-Konferenz hat Mao Zedong im Yaohua-Restaurant im Stadtzentrum gegessen. Das Restaurant machte die Stellen, an denen er gegessen hatte, zu Gedächtnisstätten, die von den Menschen mit Respekt betrachtet wurden.
    Am 21. März hat Mao Zedong die Staumauer von Dujiang im Kreis Guan besichtigt. Er zeigte auf den Uferfelsen zu seinen Füßen und fragte: »Wird dieser Fels vom Wasser zerstört werden?«
    Antwort: »Nein, das ist ein sehr harter Fels.«
    Mao fragte weiter: »Und in einer Million Jahren?«
    Aus seiner Gefolgschaft kam keine Antwort, aber nach dem Vorfall wurde der Ort sofort mit Stahlbeton verstärkt.
    Am Nachmittag des 16. März erhob Mao sich nach seinem Mittagsschlaf und beschloss, ein wenig auf dem Land spazieren zu gehen. Li Jingquan begleitete ihn und der Wagen fuhr auf direktem Weg zu der führenden Landwirtschaftsgenossenschaft Roter Glanz. Diese Genossenschaft war schon ein paar Tage zuvor informiert worden und hatte die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Mao Zedong schlenderte zu einem Bauernhaus in der Nähe und ging mit großen Schritten in den Hof und alles andere wohl oder übel hinter ihm her. Mao Zedong betrat mit gesenktem Kopf die Strohhütte. Wen Yaoniang, das fast 60-jährige Mütterchen, dem die Hütte gehörte, sah nicht mehr gut und erkannte verschwommen eine große und mächtige Gestalt hereinkommen, in deren Gefolge sich eine Menge Volk befand, das aussah wie Kader. Als Mao

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