Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
rechten Opportunismus« seine Parteimitgliedschaft aberkannt und eine Versammlung organisiert, auf der Behördenkader den Leichnam kritisierten. [143]
Einerseits hat Xi Daolong mit offenen Augen an der Tatsache vorbeigesehen, dass die Leute verhungerten, andererseits hat er nach oben Lügen verbreitet. Im Produktionsteam Zhaohe der Volkskommune Biyu waren bereits über 50 Menschen verhungert, die Produktion stand bereits still, da hat er in einem schriftlichen Bericht noch nach oben gemeldet: »Die Kommunemitglieder sind zufriedener Stimmung, die Arbeitskraft des Viehs ist hoch, die Produktion läuft verhältnismäßig gut.«
In der Volkskommune Longchuan wurde eine Versammlung mit 1000 Teilnehmern zur Frage des Getreideankaufs und der Ausrichtung der Volkskommunen durchgeführt, auf der Xi Daolong in einer Rede betonte: »Wir müssen weiter gegen rechte Tendenzen kämpfen und die Kader in ihren Anstrengungen ermutigen […] die Ankaufquoten müssen unbedingt erfüllt werden, und diejenigen, die sich hartnäckig weigern, ihre Abgaben abzuliefern, müssen wir mit allen Mitteln dazu zwingen […] Politik heißt Revolution und Revolution ist keine Einladung zum Essen, da darf man sich keine feinen Manieren leisten, da braucht man eine revolutionäre harte Hand und harte Tat.« Vom Kreis erging der Befehl an die Volkskommunen: »Wer den Ankaufquoten nicht nachkommt, ist namentlich festzuhalten!«
Zhao Dianjing, Sekretär der Volkskommune Changhe, setzte sich auf die Bettkante und schwieg, als die Telefonkonferenz für den ganzen Kreis beendet war. Sun Yuye, der Sekretär des Jugendverbandkomitees des Kreises, fragte ihn: »Was ist denn?«
Zhao Dianjing sagte: »Wenn ich morgen die Quoten nicht erfülle, dann soll ich ihnen zwei Köpfe liefern. Ich habe aber nur einen, wo soll ich den zweiten Kopf hernehmen!?« Also machten sie sich wohl oder übel noch in der Nacht auf, um die Dörfer nach Getreide zu durchsuchen. [144]
Nach der Konferenz wurde im Kreis eine »Gruppe der Zehntausend zur Ausrichtung der Volkskommunen« gegründet, die jedes kleine Produktionsteam und jeden Bauernhaushalt nach Getreide durchforstete. Sie gingen von Tür zu Tür, stellten alles auf den Kopf, nahmen mit, was ihnen in die Hände fiel, in manchen Gegenden haben sie sogar drei Ellen tief gegraben. So wurden in der Volkskommune Longyang 637 Haushalte durchsucht, entschädigungslos wurden den Bauern 43833 Pfund verschiedener Getreide weggenommen, 3235 Pfund Mehl, 31089 Pfund Kartoffeln, 150 Pfund Gemüse, 272 Pfund Silberdollar, 404 Pfund Kupfer und 30 Ballen Stoff. Die Bauern erzählten, »diese Gruppe der Zehntausend« sei in Wahrheit eine »Gruppe der zehntausend Getreidediebe«.
Während dieser Getreiderazzien wurden die grausamsten Strafen über die Massen verhängt. Die Parole damals lautete: »Lieber Blutschuld als Getreideschuld. Die Erfüllung der Ankaufquoten ist ein blutiger Kampf.« Die Volkskommunen wurden zum Schlachtfeld, auf dem die beiden Parteien den Kampf um das abgepresste Getreide führten, die Milizen kamen mit Gewehren, Maschinengewehren und Säbeln und machten den lieben Leuten Beine. Der Parteikomiteesekretär Zhang Xuesheng von der Volkskommune Maying hat diesen Kampf höchstpersönlich geleitet, über 160 Menschen wurden brutal zusammengeschlagen, 66 wurden sofort in ein Umerziehungslager verbracht. Während dieses Kampfes wurden über 120 verschiedene grausame Strafen an den bekämpften Kadern und Kommunemitgliedern vollzogen, über 1300 Personen wurden erschlagen oder in den Selbstmord getrieben. Die Massen verglichen diese Verbrechen mit dem »ersten Kaiser von China«, dem »Höllenfürsten«, dem despotischen Grundbesitzer »Huang Shiren« aus der Oper »Das weißhaarige Mädchen« und mit »Schäferhunden«. [145]
Am 3. November 1959 gab der erste Sekretär des Kreiskomitees von Tongwei Xi Daolong an alle Volkskommunen folgende Anweisung heraus: »Keiner der kritisierten Personen ist es erlaubt, nach Hause zurückzukehren, sie sind in Umerziehungslager zu bringen und von mit Gewehren ausgerüsteten Kadern und Milizen zu beaufsichtigen.« Im Kreis wurden 14 Umerziehungslager organisiert, in denen 1637 Personen konzentriert wurden. [146]
Im Frühjahr 1960 haben nach Materialien und Statistiken der Arbeitsgruppen des Gebiets- und des Provinzkomitees im gesamten Kreis elf Parteikomiteesekretäre aus den Volkskommunen 79 Personen ermordet, totgeschlagen oder in den Selbstmord
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