Grace - Die Biographie
bestanden, dass sie nicht mehr über ihre Geisteskraft verfügt hätte. Es bestünde keinerlei Aussicht mehr.
Die Familie kommt, um Abschied zu nehmen. Nachdem sich Sohn Albert und Tochter Caroline von ihrer Mutter verabschiedet haben, bleibt Rainier allein bei seiner Frau zurück. Sie haben sechsundzwanzig gemeinsame Jahre hinter sich. Am Mittagschließlich erteilt Rainier den Ärzten die Erlaubnis, die Geräte abzustellen, die seine Frau bisher künstlich am Leben hielten. Es ist eine schwere Entscheidung in einer einsamen Stunde.
Am Abend schließlich stellt Dr. Chatelin den Tod seiner Patientin fest.
Es ist etwa 22.35 Uhr.
An diesem Dienstag, den 14. September 1982, stirbt die Schauspielerin Grace Kelly, die Fürstin von Monaco, Gracia Patricia, viel zu jung, im Alter von nur zweiundfünfzig Jahren und zehn Monaten.
Nun erfährt es die Weltöffentlichkeit.
Monacos langjährige Palast-Pressechefin Nadia LaCoste ist es nun auch, die ihren Urlaub in Deutschland abbricht, ihren Ehemann allein zurücklässt und umgehend nach Monaco zurückfliegt: »Ich war gerade im Urlaub, als ich es hörte – ich konnte und konnte es einfach nicht glauben!« 445
Die nunmehr ins Fürstentum geradezu einfallenden Heerscharen an internationalen Journalisten, Reportern, Fotografen und Fernsehteams muss LaCoste mit den Palast-Kommuniqués ihrer Pressestelle versorgen: »Ich weiß noch, in meinem Büro – mein Pressebüro lag oberhalb des Parks zwischen dem Casino und dem Fremdenverkehrsamt, zum Park hin, und vor den Fenstern waren hohe Gitter –, dass die Zeitungsreporter versucht haben, durchs Fenster hereinzukommen. Die Gitter waren wirklich ziemlich hoch – sie haben versucht, darüberzuklettern, weil sie in mein Büro wollten. Es waren so unglaublich viele, gleich da drüben im Park. Jedes Mal, wenn wieder etwas bekanntzugeben war, bin ich nach draußen gegangen und habe es ihnen einfach mitgeteilt. Es war ein Alptraum …« 446
Parallel zu all diesen Geschehnissen ist Robert Dornhelm nach dem auf Roc Agel verbrachten Wochenende von Monaco aus bereits vorausgereist – »wir hatten uns verabredet für den Tag ihres Todes. Bei ihr in Paris.« 447 Für Dienstag, den 14. September.
Am Montag, 13. September, wartet er auf ein Zeichen von Grace. Kein Anruf. Keine Nachricht. Nichts.
»Ich habe auf sie gewartet. Am Abend kam der Anruf, dass sie einen Unfall hatte. Dass sie sich ein Bein gebrochen hat, aberalles in Ordnung ist und unter Kontrolle. Es war eine Sekretärin, irgendeine vom Schloss. Und sechs Stunden später, mitten in der Nacht, werde ich von einem Anruf aus Amerika geweckt, was mich erst geärgert hat. Ein Freund, Bram Roos, der Produzent des geplanten Wallenberg -Films: ›Es tut mir so furchtbar leid und es ist so schrecklich und ich weiß gar nicht, wie ich dir das sagen soll.‹ – Und ich sage: ›Was?‹ – ›Ja, wegen der Grace.‹ – ›Ja, ich weiß, sie hat sich ein Bein gebrochen.‹ – ›Nein, um Gottes willen, sie ist gestorben.‹ – Da sag ich: ›Ich habe so einen Hass auf die amerikanischen Medien. Wie kannst du so was zu einem Freund sagen!? Sie ist nicht gestorben, sie hat sich ein Bein gebrochen.‹ – ›Wach auf.‹ – Ich hab’s nicht glauben wollen. – Daraufhin sagt er: ›Nein, das war in allen Medien, in allen Nachrichten, alles ist voll – die können das nicht zeigen, wenn es nicht stimmt.‹ – Sag ich: ›Das stimmt ganz sicher nicht, ich wollte sie morgen treffen.‹ – ›Jetzt schlaf weiter.‹« 448
Die Weltpresse überschlägt sich mit realen und vermeintlichen Neuigkeiten. Wie kann die Fürstin durch einen schlichten Autounfall ums Leben kommen? Dieses scheinbar so banale, dunkle Ende mag zu diesem scheinbar so glamourösen, hellen Leben nicht recht passen.
»Es gab so viele Gerüchte, nachdem der Unfall passiert war …« 449 – Gerüchte und Spekulationen, Theorien um den Tod Grace Kellys:
Die Theorie, Grace habe am Steuer einen kleinen, nicht lebensgefährlichen Schlaganfall erlitten – der unter anderen Umständen nur ein kurz anhaltendes Schwindelgefühl nach sich gezogen hätte –, woraufhin sie die Kontrolle verlor. Der zweite, größere, verbunden mit den Blutungen im Schädelraum, ist, so oder so, durch den Aufprall hervorgerufen worden.
Die Theorie, die besagt, die noch nicht volljährige Stéphanie habe eigentlich am Steuer gesessen. Es ist seinerzeit eine der meistvertretenen Theorien.
Die Theorie, die Mutter und ihre aufmüpfige Tochter
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