Grace - Die Biographie
hätten, wie so oft in letzter Zeit, heftig im Wagen miteinander gestritten, und daher habe Grace die Kontrolle über das Fahrzeug verloren.
Die Theorie, Grace habe gar keinen Schlaganfall gehabt, sondernkeinen Lebensmut mehr, und sei daher in Selbstmordabsicht über die Klippe jener Haarnadelkurve gerast.
Die Theorie, ihr Tod sei durch politische Intrigen unter Beteiligung der Mafia aus Nizza herbeigeführt worden.
Die Theorie, die Ärzte hätten sie von Beginn an falsch behandelt; bei richtiger, adäquater Behandlung hätte sie überleben können.
Vom zweifelsohne hoch spekulativen Charakter all dieser und anderer Theorien einmal vollkommen abgesehen, stellt allein der Umstand, dass sie unmittelbar nach dem tragischen Ereignis in den Raum gestellt werden, eine die Grimaldi-Familie über Jahre begleitende schwere existentielle Belastung dar.
»In gewisser Weise ist es ja auch einfach zu sagen: ›Sie hatte dies und sie hatte das, und deshalb hat sie die Kontrolle über den Wagen verloren.‹ Nein, das eigentliche Wunder war, dass Stéphanie überhaupt überlebt hat«, 450 gibt Nadia LaCoste hierbei zu bedenken.
»Grace Kellys Tod ist kein Rätsel. Daraus ist ein Rätsel entstanden – ganz so wie bei Lady Di. Ein Unfall ist immer etwas Unfassbares. Wäre sie an Krebs gestorben, wäre das ein ganz normaler Tod. Aber diese Unfälle. Da ist auch diese fatale Parallele wiederum zu Lady Di: auch ein Unfall; war der Fahrer hier betrunken, ist er zu schnell gefahren, musste er flüchten vor den Paparazzi? Nach dem tödlichen Unfall von Grace Kelly: weil es eben so unfassbar war, und warum versagen die Bremsen? Es waren damals auch diese Gerüchte, dass Rainier von der Mafia erpresst wurde – aber das kam schon viel früher, dann plötzlich eskaliert es. Es gibt Dinge, die nicht zu fassen sind. Es gibt diese drei großen Rätsel: John F. Kennedy erschossen, Grace Kelly verunglückt, Lady Di verunglückt. Das Erstaunliche ist, dass diese drei Personen auch für die bisherigen Fernsehrekorde gesorgt haben. Das erste mediale Ereignis war das Begräbnis von Kennedy, mit einer Übertragung in die ganze Welt. Da steckte das Fernsehen noch in den Kinderschuhen, und dennoch. Das zweite große mediale Ereignis war das Begräbnis von Grace Kelly, mit Übertragung aus der Kathedrale von Monaco. Das dritte war schließlich Lady Di 1997«, 451 erläutert Thomas Veszelits in diesem Zusammenhang.
Und weiter: »Sie war schlichtweg verkatert. Die haben, wie immer an den Wochenenden, auch getrunken, und diesmal haben sie sich auch gestritten, weil Stéphanie wegen des Belmondo-Sohnes plötzlich Rennfahrerin werden wollte. Die Fürstin hat diese Kurve nicht gesehen. Außerdem war sie nachweislich eine schlechte Autofahrerin. Diese Haarnadelkurve – wenn man die übersieht, dann kann man eigentlich gar nicht mehr viel machen. Das ist blitzschnell passiert. Die Kurve war damals auch noch nicht gesichert. Die Leitplanken, das waren zwei Eisenstangen, und da waren diese steinernen Quader, und darüberzukommen – das war schlicht und einfach ein Unfall, unter Restalkoholeinwirkung. Diese Vermutung stützt sich auf den Polizeibericht: Es wurde nie eine Blutprobe durchgeführt. Normalerweise, auch schon in den achtziger Jahren, hat man nach Unfällen Blutproben entnommen. Der Unfall ist zwar auf französischem Gebiet passiert, aber, da es die Fürstin war, ist sofort die Polizei von Monaco gekommen. Die haben die Franzosen nach Hause geschickt und gesagt, darum kümmern wir uns. Außerdem lag das Autowrack wiederum auf dem monegassischen Teil, bei diesem Gärtner. Auch wurde behauptet – das steht in den ersten Protokollen –, die Bremsen haben versagt. Die Unfallforschung der englischen Firma Rover hat das auch ergeben. Dass Bremsen an deren Wagen versagen, war für die Firma natürlich schrecklich. Die ersten Pressemeldungen haben als Unfallursache ebenfalls Versagen der Bremsen angegeben. So steht es im ersten Polizeibericht.« 452
Die leichten Widersprüche respektive Unstimmigkeiten in Details, die sich der Ermittlungsakte der Polizei zufolge und aus den verschiedensten Darstellungen ergeben, bestehen letztlich bis heute. Wenngleich sämtliche Todestheorien und Gerüchte aller Wahrscheinlichkeit nach de facto nichts als selbiges sind:
Theorien, Gerüchte. Allesamt unbelegbar.
Die Diskussion darüber, ob Grace Kelly ihre Tochter Stéphanie theoretisch überhaupt hätte fahren lassen, reißt bis heute nicht ganz ab, obgleich
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