Grace - Die Biographie
erzählte – es hatte allerdings sehr den Anschein, dass es des Geldes wegen war. Doch es waren das Haus und der Garten von Jacques Provence, dessen Frau Josette vollkommen verstört und traumatisiert war.« 439
Jener Sesto Lequio wird es denn auch sein, auf dessen Aussagen mithin ein Teil der sich über Jahre haltenden Spekulationen und Legenden basiert. Lequio selbst, so sagt er später aus, habe Prinzessin Stéphanie aus dem Autowrack geholfen, zur nach obenliegenden Fahrerseite heraus. Die Fürstin, noch bei Bewusstsein, habe ihm etwas ins Ohr geflüstert, etwas, das sinngemäß gelautet habe: »Sie sollen glauben, dass ich gefahren bin.« 440 Später widerruft der wenig glaubhafte Zeuge Lequio einen Teil seiner Aussagen, jenen um Graces letzte Worte. Den anderen Teil hält er, ebenso wie Monsieur Michel Pierre, Besitzer des Nachbargrundstücks und weiterer »Zeuge«, weiterhin aufrecht. Jacques und Josette Provence, die die Polizei anriefen, nachdem Stéphanie vom Autowrack zu ihnen kam, äußerten sich niemals zu alledem.
Erste Autos halten an, Menschen laufen umher. Zwei von einem Bauern gerufene Rettungswagen erreichen die Unfallstelle. Grace Kelly liegt quer im Wageninneren, mit dem Kopf nach hinten, den Beinen nach vorn, ein Bein wirkt seltsam verdreht. Ihre Augen sind weit offen und glasig, sie reagiert nicht, ist nicht bei Bewusstsein. Auf ihrer Stirn hat sie am Haaransatz eine klaffend offene Wunde, die sehr stark blutet. Sie muss von den Rettungsleuten durch das Heck herausgezogen werden und wird daraufhin sofort in einem der beiden Rettungswagen in das nach ihr benannte Krankenhaus Monacos, das »Hôpital Princesse Grace«, transportiert. In dem anderen Rettungswagen liegt ihre Tochter.
Am Unfallort trifft Capitaine Roger Bencze ein, Kommissar der französischen Polizei im östlich von Monaco gelegenen benachbarten Menton. Der Unfall fällt in den Zuständigkeitsbereich des Bezirks von Menton. Bencze ist es auch, der die Untersuchungen von französischer Seite leiten wird.
Es ist etwa 10.30 Uhr.
Fürst Rainier und sein Sohn Albert sind bereits kurz vor Bencze eingetroffen und haben die Erstversorgung von Grace und Stéphanie in den beiden Krankenwagen noch mitbekommen, bevor sie in das Hôpital transportiert werden.
Im Krankenhaus wird Grace Kelly von Dr. Charles Louis Chatelin, Chefarzt der Chirurgie, untersucht und schließlich einer ersten vierstündigen Notoperation unterzogen: Ihr gequetschter Brustkasten wird geöffnet wie auch ihre Bauchdecke. Innere Blutungen müssen gestillt werden. Hinzu kommen verschiedene Brüche an Oberschenkel, Schlüsselbein und Rippen, die allesamt behandelt werden. Die Blutungen im Kopf scheinen sehr stark zusein, die Hirnschäden anhaltend und schwer. Daher entscheiden Dr. Chatelin sowie der mit ihm zusammenarbeitende Dr. Jean Duplay, Leiter der Neurochirurgie des »Hôpital Pasteur« in Nizza, dass dringend eine Computertomographie ihres Kopfes angefertigt werden müsse, um das ganze Ausmaß der Schädigung des Schädelraumes einstufen zu können.
Doch das einzige Tomographen-Gerät überhaupt innerhalb des Fürstentums befindet sich nicht im hoch oben am nordwestlichen Berghang gelegenen Krankenhaus – erst nach Graces Tod wird es zum modernsten in der Region: »Damals waren die medizinischen Mittel noch nicht auf dem Standard wie heute und hier in dem Krankenhaus schon gleich gar nicht. Die hatten in dem Krankenhaus noch nicht mal einen Computertomographen, den hatte ein Privatarzt, Monsieur Mourou, am Boulevard des Moulins 4. Da gab es noch das Problem, dass die Praxis im 2. Stock ist (…) Zuerst hat man versucht, die bewusstlose Grace im Fahrstuhl zum Docteur hochzufahren. In dem engen Fahrstuhl wäre sie – auf der Bahre angeschnallt – fast senkrecht aufgestellt gewesen. Danach, einsehend, dass solch ein Transport unzuträglich war, hat man sie dann, immer noch auf der Bahre, die Treppen hinaufgeschleppt und versucht, die Bahre so horizontal wie möglich zu halten«, 441 so Publizist Rolf Palm. Kostbare Zeit, die verstreicht. Am Ende werden es dreizehn wertvolle Stunden sein, die verstrichen sind, seitdem der Unfall passiert ist, bis die Scanner-Untersuchung durchgeführt wird.
Und Patrick Hourdequin erzählt: »Damals wohnten wir am Place des Moulins, direkt am Boulevard des Moulins, wo die Arztpraxis von Docteur Mourou war. Und ich erinnere mich, wie sie den Boulevard absperrten und man ihren Körper in das Haus hineintrug. Es war schrecklich.
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