Graciana - Das Rätsel der Perle
ausgerechnet am Beginn dieses neuen Tages, eine verheerende Niederlage eingestehen?
»Was werde ich tun? Ich werde mein Leben damit verbringen, dich anzubeten«, entgegnete Kérven noch immer in tiefem Ernst. »Ich wusste nicht, dass ich so etwas empfinden kann. Ich wusste nicht, dass es Liebe ist. Aber als ich es begriff, schien es mir viel zu vermessen, dich festzuhalten ...«
»Schscht!« Graciana legte einen Finger auf seine Lippen und spürte, wie eine überwältigende, alles verzehrende Freude in ihr aufstieg. »Wie war das mit dem neuen Leben? Lass uns doch damit beginnen ...«
Sie ersetzte den Finger durch ihre Lippen und teilte den tiefen Atemzug, der Kérvens Brust weitete. Er war nackt! Die Erkenntnis durchzuckte sie wie ein Blitz. Sie spürte die Wärme seines Körpers durch den dünnen Stoff des Hemdes, und ihre Hände glitten über die straffen, glatten Muskeln seiner Schultern, seines Rückens. Wie wunderbar er sich anfühlte, wie stark, wie männlich! Ihr Mund verschmolz mit seinem, und die Magie, die ihre Körper stets zueinanderzog, sprang mit dem längst vertrauten Funken zwischen ihnen auf. Doch, so wie jetzt war es noch nie gewesen. Denn diesmal stand kein Zorn, kein Missverständnis, keine Frage und keine Angst zwischen ihnen, nur vollkommene, ausschließliche und zärtliche Liebe.
Die Leidenschaft war ein Teil dieser Liebe. Einer Vertrautheit, die sie lächeln ließ, als Kérven das Hemd über ihre Schultern streifte und das Gesicht zwischen ihren Brüsten barg. Sie spürte seine Lippen, die über ihre Haut glitten und die Brustwarzen umfingen.
»Ich mag es, wenn du mich dort küsst und streichelst«, wisperte sie wohlig. »Es gibt mir das Gefühl, schön und begehrenswert zu sein!«
»Du bist die schönste und begehrenswerteste Frau der Welt!«, raunte Kérven und fuhr mit der Zunge um die Knospen, die sich verhärteten.
»Ich fürchte, ich bin auch unbeherrscht, dickköpfig und nicht so damenhaft, wie ich jetzt sein sollte ...« Graciana stöhnte auf und versuchte, über seinen Zärtlichkeiten nicht den Verstand zu verlieren.
»Ich liebe es, wenn du unbeherrscht bist«, meinte Kérven lachend und hob den Kopf.
Ehe sie ahnte, was er vorhatte, packte er den Saum des feinen Hemdes und riss es mit einem kräftigen Ruck einfach auseinander, so dass sie nackt und verführerisch vor ihm lag. Eva zwischen hellen Seidenfetzen. So provozierend wie alles, was sie getan hatte, um ihn zu erobern.
»Du bist verrückt!«, protestierte Graciana und lief rot an, als sie den Blick sah, mit dem er ihren nackten Körper betrachtete. Ohne das nötige Quantum Zorn, das ihre Bedenken beseitigte, kam sie sich in diesem Moment ein wenig schamlos vor.
»Verrückt nach dir!«, bestätigte Kérven und runzelte die Stirn. »Kann es sein, dass deine Brüste größer geworden sind?«
»Und die Taille wird in Kürze einem Fass gleichen«, fügte Graciana hinzu. »Zumindest hat das Arlette behauptet. Es sei so, wenn man ein Kind erwartet. Wirst du mich auch dann noch lieben?«
»Ich werde dich lieben, solange ein Atemzug in meiner Brust ist!«, raunte Kérven und begann eine Spur aus Küssen und Liebkosungen über den schönen Körper zu ziehen, der sich ihm verlangend entgegenwölbte.
Graciana genoss seine Worte ebenso wie seine Berührungen, seine Küsse. Es hatte Augenblicke in ihrem Kampf um Kérven gegeben, da war sie nahe daran gewesen, zu verzweifeln und aufzugeben, aber nun fand sie sich auf das Wundervollste belohnt. Geborgen in den Armen ihres Gatten, beschenkt mit einem Glück, von dem sie nicht zu träumen gewagt hatte, wagte sie zum ersten Male, sich wirklich sicher und behütet zu fühlen.
»Was zum Henker ...!«
Das unerwartete Gebrüll ließ Kérven von seiner höchst leidenschaftlichen Beschäftigung hochfahren, und Graciana zog mit einem leisen Schrei die Decke vor ihre bloßen Brüste. Pol de Pélage stand wie der Rächer persönlich in der Tür und starrte auf das Paar im Bett.
»Verdammt, habt Ihr denn gar kein Schamgefühl?«, brüllte er noch lauter. »Könnt Ihr denn nicht wenigstens warten, bis Ihr in Ehren mit ihr verheiratet seid, ehe Ihr sie wie ein brünstiger Eber bespringt!«
Mit hochrotem Kopf und außer sich vor Zorn, machte der Waffenmeister Anstalten, Kérven mit eigenen Fäusten aus dem Bett zu reißen. Schon knirschten die Bettvorhänge, und Graciana schrie entsetzt auf.
»Das Kind ist eine Dame! Ihr schuldet Ihr Respekt und keine ...«
»Haltet ein!«
In einem Wirbel
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