Graciana - Das Rätsel der Perle
Juwelen, die man die Sterne von Armor nannte. Sollten sich die anderen um ihren Besitz streiten. Sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte; einen Menschen, der zu ihr gehörte und den sie lieben konnte mit ihrer ganzen Seele.
Kérven sah in das zarte Gesicht, auf dem die geschlossenen Wimpern wie Schmetterlingsflügel flatterten. Wie hatte er nur glauben können, dass er jemals auf sie verzichten konnte? Sie war sein Leben, sein Herz, sein Atem, seine Seele.
»Jetzt!«, flüsterte Graciana rau, und er folgte ihr auf dem Weg zu den Sternen, direkt in den Himmel einer Liebe, der nur ihnen allein gehörte.
Die Burg von Cado – Weihnachten 1364
Der plötzliche Frost hatte den Wehrgang von Cado mit einer glitzernden Schicht aus Eis überzogen. Niemand hatte damit gerechnet, dass es Weihnachten schneien würde. Jeder, der die Möglichkeit hatte, am Feuer zu sitzen, mied die klirrende Kälte.
Jeder, bis auf den einsamen Mann, der über das froststarrende Land hinaussah, das unter dem Licht eines blassen Mondes erstarrt zu sein schien. Die Bretagne, seine Bretagne. Das Land zwischen Meer und Meer. Sie gehörte ihm, und er würde sie beherrschen! Niemand vermochte ihn daran zu hindern. Niemand?
Wie jedes Mal, wenn er in der letzten Zeit bei diesem Gedanken angelangt war, schob sich ein blasses, stolzes Gesicht vor seine Augen. Ein Gesicht, aus dem ihm seine eigenen Augen voller Verachtung und Gleichgültigkeit entgegenblickten. Es gab keinen Mann, der ihn jemals besiegt hatte. Aber die Prophezeiung der Frau, die er in den hintersten Winkel seines Gedächtnisses verbannt hatte, hob ihr Medusenhaupt.
Graciana de Cesson hatte sie damals ausgesprochen. Jene Graciana, die der jungen Wölfin das Leben geschenkt hatte, die ihn verachtete und floh.
»Du magst die Männer besiegen können, Paskal Cocherel! Aber am Ende wird es eine Frau sein, die dich dein Leben kostet!«
Er hatte darüber gelacht. Es nicht ernst genommen, bis er in jene Augen geschaut hatte. Er würde es auch jetzt nicht ernst nehmen, rief er sich selbst zur Ordnung. Aber eine Spur von Beunruhigung blieb, als er die Stimmen der Wölfe hörte, die über die Weiten der schneebedeckten Felder hallten. Der Kampf war noch nicht vorbei. Er wusste es an diesem Weihnachtsabend des Jahres 1364 ...
ENDE
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