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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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konnte. Stattdessen jedoch begann es plötzlich zu galoppieren und verschwand und Dulac blieb allein zurück.
Doch er war nicht allein. Er hörte Geräusche, dann
Stimmen und identifizierte ohne Probleme die Richtung,
aus der sie kamen. Lautlos und mit nahezu angehaltenem
Atem schlich er los und erreichte nach wenigen Schritten
den Rand einer kleinen Lichtung.
Vor ihm bewegte sich eine Anzahl dunkel gekleideter
Gestalten. Er konnte die Stimmen jetzt deutlicher hören,
aber trotzdem nicht verstehen. Dennoch identifizierte er
die Sprache, in der sich die Männer unterhielten, denn es
war noch nicht lange her, dass er sie gehört hatte. Es war
Piktisch.
Pikten? Hier?
Es mussten zwei Dutzend sein, wenn nicht mehr, und
der Grund ihres Hierseins war Dulac sofort klar. Es war
ein Hinterhalt, der Artus und seinen Rittern galt. Irgendwie hatten die Pikten davon erfahren, dass der König hierher kommen würde.
Er musste Artus warnen. Aber wie? Dulac hatte nicht die
geringste Ahnung, wo er war und in welche Richtung er
reiten musste um zum Cromlech zurückzukommen. Er
bezweifelte nicht, dass Artus und seine fünf Begleiter es in
einem fairen Kampf selbst mit dieser Übermacht aufnehmen konnten, aber nicht wenn sie in eine heimtückische
Falle liefen. Und er konnte sich beim besten Willen nicht
vorstellen, dass die Barbarenkrieger Artus und die anderen
zu einem ritterlichen Zweikampf herausfordern würden.
Jetzt entstand am gegenüberliegenden Rand der Lichtung Unruhe, dann erschienen zwei Berittene zwischen
den Pikten und Dulacs Herz machte einen erschrockenen
Sprung. Mordred! Dulac duckte sich tiefer hinter den
Busch, hinter dem er Deckung gesucht hatte.
Mordred ritt in die Mitte der Lichtung und hielt an. Dulac versuchte, seinen Begleiter zu erkennen, aber es gelang
ihm nicht. Die Gestalt trug einen weit fallenden Mantel
mit einer übergroßen Kapuze, unter der nur Finsternis zu
sein schien.
»Seid ihr bereit?«, fragte Mordred.
Die Frage galt einem der piktischen Krieger, der ihm
entgegentrat und in gebrochenem Englisch antwortete.
»Unsere Krieger sind bereit, Herr. Wir warten noch auf
die Rückkehr unserer Späher.«
»Späher? Das ist nicht nötig. Artus hat nur eine Hand
voll Krieger bei sich.«
»Wir haben einen zweiten Trupp entdeckt, der jenseits
des Waldes lagert«, gab der Pikte zu bedenken.
»Armseliges Bauernpack«, antwortete Mordred abfällig.
»Macht euch keine Sorgen. Sie werden es nicht wagen,
den Wald auch nur zu betreten. Sie sind noch abergläubischer als ihr.«
»Und Artus?«, fragte der Pikte.
»Was soll mit Artus sein?«, gab Mordred zurück. »Ihr
seid mehr als zwei Dutzend. Fürchtet ihr euch vor fünf
Männern?«
»Nicht vor fünf Männern«, antwortete der Pikte ruhig,
»Aber vor der Magie eines Mannes.«
Mordred wollte antworten, aber sein Begleiter kam ihm
zuvor, indem er die Kapuze seines Mantels zurückschlug.
Dulac erstarrte.
Morgaine le Faye trug dasselbe schwarze Diadem, mit
dem er sie nach seinem Kampf gegen die Pikten gesehen
hatte, aber ihr Gesicht erschien ihm schmaler und der
Ausdruck darauf kälter. In ihren nachtfarbenen Augen
blitzte es verächtlich, als sie auf den Pikten herabsah.
»Was ihr fürchtet, ist Merlins Magie, nicht die von Artus«, sagte sie. »Aber Merlin ist tot und seine Magie ist
mit ihm vergangen. Das Licht des Mondes wird ihren letzten Rest in die andere Welt hinüberbegleiten. Wartet bis
Mitternacht, dann steht ihr einem sterblichen Mann gegenüber, dessen Schwert nicht gefährlicher ist als eure.
Aber denkt daran – ich will Artus lebend. Tötet meinetwegen die anderen, aber ihn will ich lebendig.«
»Falls ihr dazu in der Lage seid«, fügte Mordred verächtlich hinzu, was ihm einen ärgerlichen Blick seiner
Mutter einbrachte.
»Das werden wir«, antwortete der Pikte. Seine Stimme
klang schneidend.
Mordreds Gesicht verdüsterte sich und er setzte zu einer
geharnischten Antwort an, aber Morgaine brachte ihn mit
einer herrischen Geste zum Schweigen.
»Genug jetzt«, sagte sie scharf. »Ihr solltet aufbrechen.
Es ist zwar noch ausreichend Zeit, aber der Weg ist weit
und ihr dürft auf keinen Fall zu spät kommen. Artus wird
bis Mitternacht warten, aber sobald Merlins Geist in die
andere Welt übergewechselt ist, wird er den Cromlech
verlassen.«
Dulac hatte genug gehört und zog sich auf Händen und
Knien rückwärts kriechend ein gehöriges Stück weit in
den Wald zurück, ehe er es wagte, sich wieder aufzurichten.

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