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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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im
nächsten Moment die Augen aufschlug und sich aufsetzte.
Artus richtete sich wieder auf und legte Dagdas Körper
auf den Altar. Dann trat er zurück, schloss für einen Moment die Augen und hob den Blick dann zum Himmel.
Lange Zeit stand er vollkommen reglos so da und blickte
den Mond an, der zu einem vollkommenen Kreis gerundet
über dem Cromlech stand. Er schien auf irgendetwas zu
warten, aber Dulac konnte nicht sagen worauf. Verstohlen
sah er aus den Augenwinkeln zu Sir Gawain hin, aber der
Tafelritter wirkte ebenso ratlos wie er. Außer Artus selbst
schien niemand zu wissen, worauf der König wartete.
Und irgendetwas … geschah.
Es war nicht zu sehen, nicht zu hören oder mit irgendeinem seiner anderen normalen menschlichen Sinne wahrzunehmen, aber dafür spürte Dulac es umso deutlicher.
Etwas an der unheimlichen Aura, die über dem Cromlech lag, begann sich zu verändern. Plötzlich war da eine
Stimmung von … Erwartung .
Dulac sah sich schaudernd um, aber sosehr er die unheimliche Veränderung auch spürte, seine Augen sahen
doch nichts Außergewöhnliches. Die Ritter standen in
einem lockeren Dreiviertelkreis da, in dessen Zentrum sich
Artus und der Altarstein befanden, und sahen ebenso hilflos und leicht verängstigt aus, wie Dulac sich selbst fühlte.
Auf der anderen Seite war Sir Lioness nun doch aus dem
Sattel gestiegen und hatte sich neben seinem Pferd niedergekniet um zu beten. Der Wald lag schwarz wie eine undurchdringliche Mauer ringsum da. Der Weg, über den sie
die Lichtung betreten hatten, war von der Nacht verschlungen worden.
Dann sah Dulac doch etwas.
Es war nur ein flüchtiges Blitzen, kürzer als ein Wimpernschlag, als hätte sich ein Lichtstrahl auf Metall gebrochen.
Dulac sah genauer hin und das silbrige Blitzen wiederholte sich. Es war Metall, irgendwo am Waldrand, dort,
wo kein Metall sein durfte.
Dulac wollte sich an Sir Braiden wenden, um ihn auf
seine Entdeckung aufmerksam zu machen, entschied sich
aber, dann dagegen, als er den Ausdruck auf dem Gesicht
des Ritters sah. Einen Moment lang zögerte er noch, dann
drehte er sich um, verließ lautlos den Steinkreis und näherte sich mit schneller werdenden Schritten dem Waldrand.
Im ersten Moment sah er nichts und glaubte schon, sich
doch getäuscht zu haben, aber dann hörte er ein gedämpftes Knacken wie das Brechen eines trockenen Zweiges,
und als er in diese Richtung sah, wiederholte sich das Blitzen erneut.
Dulac blickte noch einmal zum Cromlech zurück, dann
wandte er sich um und drang mit klopfendem Herzen in
den Wald ein. Allerdings war er fest entschlossen, nicht
weiter als zwei oder drei Schritte zu gehen. So dunkel, wie
es hier drinnen war, bestand selbst dann bereits die Gefahr, die Orientierung zu verlieren und sich hoffnungslos
zu verirren.
Im nächsten Moment hatte er die Dunkelheit vergessen.
Vor ihm stand das Einhorn. Es war zur Gänze gepanzert
und aufgezäumt und an seinem Sattelgurt hing eine kurze
Lanze mit einer silbernen Spitze. Es sah ihn aus seinen
großen, auf unheimliche Weise intelligenten Augen an und
stand in vielleicht fünf oder sechs Schritten Entfernung da,
drehte sich aber herum und lief ein kleines Stück davon,
als Dulac sich zu nähern versuchte. Dann blieb es wieder
stehen, drehte den Kopf und sah auffordernd zu ihm zurück. Der Sinn seines Benehmens war eindeutig. Es wollte, dass Dulac ihm folgte.
Dulac zögerte jedoch. Er sah unschlüssig zum Waldrand
zurück. Obwohl er nur knapp entfernt war, konnte er ihn
kaum noch erkennen. Noch zwei Schritte weiter und er
hatte keine Chance mehr, den Rückweg aus eigener Kraft
zu finden.
Das Einhorn ließ ein gedämpftes Schnauben hören und
Dulac fällte eine Entscheidung und folgte ihm. Er hoffte
halbwegs, dass das Tier stehen bleiben und ihm Gelegenheit geben würde, in den Sattel zu steigen. Das Pferd wartete jedoch immer, bis er sich ihm bis auf wenige Schritte
genähert hatte, um sich dann wieder ein wenig zu entfernen und erneut stehen zu bleiben.
Auf diese Weise führte es ihn tiefer und tiefer in den
Wald hinein. Dulac hatte längst die Orientierung verloren,
nicht nur in räumlicher, sondern auch in zeitlicher Hinsicht. Er konnte nicht sagen, wie weit er in den Wald eingedrungen war und ob sie nun eine Minute oder eine
Stunde unterwegs waren. Wieder wandte sich das Pferd
um und trabte davon und Dulac erwartete, dass es auch
diesmal wieder nach wenigen Schritten stehen bleiben
würde, damit er aufholen

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