Gralszauber
warteten und bereits deutliche
Zeichen von Ungeduld zeigten. Artus wartete jedoch auf
ihn und er wendete sein Pferd erst, als Dulac neben ihm
angekommen war. Dann sagte er etwas sehr Seltsames:
»Was immer du von jetzt an siehst oder hörst, du wirst
niemandem davon erzählen.«
»Bestimmt nicht, Herr«, antwortete Dulac. »Aber warum –?«
»Es ist besser so«, unterbrach ihn Artus. »Du wirst mich
verstehen, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Es ist nicht
mehr sehr weit.«
Dulac musste sich mit dieser Antwort zufrieden geben,
aber sie war nicht unbedingt dazu angetan, ihn zu beruhigen.
In respektvollem Abstand folgte er Artus. Der König
setzte sein Pferd wieder an die Spitze des jetzt nur noch
sieben Köpfe zählenden Trupps. Sir Gawain nickte Dulac
müde zu, aber die anderen nahmen nicht einmal Notiz von
ihm – sah er von Sir Lioness ab, der ihm einen raschen,
aber durch und durch feindseligen Blick zuwarf, dessen
Grund Dulac nicht verstand.
Sie ritten ohne Pause weiter. Wie Artus gesagt hatte, war
der Weg nicht mehr allzu lang, aber Dulac kam er schier
endlos vor. Der Pfad wurde bald so schmal, dass sie nur
noch hintereinander reiten konnten, und mehr als einmal
sah es so aus, als würden sie es gar nicht schaffen. Der
Pfad schlängelte sich in immer enger werdenden Kehren
und Windungen zwischen den Felsen hindurch und wurde
immer steiler und der Boden war mit Felsbrocken und
Spat übersät, auf denen die Pferde kaum Halt fanden und
nur zu oft ausglitten und zu stürzen drohten.
Doch dann änderte sich ihre Umgebung schlagartig. Sie
hatten einen der steilen Felshügel erklommen und Dulac
erwartete etwas wie eine kahle Hochebene oder eine mit
Felsbrocken übersäte Einöde, doch das genaue Gegenteil
war der Fall: Vor ihnen lag ein dichter, wuchernder Wald,
durch den nur ein schmaler Pfad führte. Artus ritt ohne zu
zögern weiter, aber Dulac sah, dass die anderen Ritter zusammenfuhren und sich erschrocken ansahen.
Vielleicht war Dulac der Einzige, der von der schleichenden Furcht unberührt blieb, die die Herzen der Männer ergriffen zu haben schien. Die Ritter – selbst Artus –
sahen immer nervöser nach rechts und links und Dulac
konnte diese Nervosität durchaus nachvollziehen, aber ein
anderer Teil von ihm schien regelrecht aufzuatmen. Der
Wald, durch den sie ritten, war schwärzer als die Nacht.
Das wenige Licht, das durch das dichte Blätterdach hoch
über ihren Köpfen drang, reichte gerade aus, um einen
unsicheren silbrigen Schein auf den schmalen Pfad zu
werfen, versickerte aber schon nach einer Handbreit im
dichten Unterholz und Blattwerk des Waldes, so spurlos
und schnell, als lauere irgendetwas in diesem Wald, das
das Licht regelrecht auffraß. Auch dieser Gedanke sollte
Dulac Angst machen, aber er bewirkte das Gegenteil. Dulac fühlte sich … geborgen. Irgendeine unheimliche, düstere Macht lauerte in diesem Wald, aber so intensiv er
ihre Anwesenheit auch spürte, fühlte er auch gleichzeitig,
dass diese Macht ihm nicht feindlich gesonnen war.
Endlich wurde es vor ihnen wieder hell. Artus ritt ein
wenig schneller und nach wenigen Augenblicken schon
ritt Dulac als Letzter auf eine weite, oval geformte Lichtung hinaus. Sie musste fünf- oder sechshundert Schritte in
ihrer größten Ausdehnung messen und war an allen Seiten
von dem gleichen undurchdringlichen Wald umgeben,
durch den sie gerade gute zehn Minuten geritten waren,
und war somit ungleich größer, als sie eigentlich sein
konnte. Dulac verschwendete daran jedoch im ersten Augenblick nicht einmal einen Gedanken. Er war viel zu sehr
damit beschäftigt, den gewaltigen Steinkreis anzustarren,
der sich im Zentrum der Lichtung erhob.
Jeder der gewaltigen Menhire musste gute fünf Meter
hoch sein und Dutzende von Tonnen wiegen. Die riesigen
Pfeiler aus sorgsam bearbeitetem Granit bildeten einen
perfekten Kreis, in dessen Zentrum sich etwas erhob, das
Dulac über die große Entfernung nicht richtig erkennen
konnte, von dem er aber tief in sich spürte, dass es etwas
Großes und Heiliges war und etwas sehr Machtvolles.
Er erinnerte sich daran, wie Artus diesen Platz genannt
hatte: Cromlech. Das war das Wort, das er benutzt hatte.
Cromlech …
Dulac wiederholte es ein paar Mal in Gedanken und es
verlor dabei nichts von seinem zugleich unheimlichen wie
sonderbar vertrauten Klang. Was immer dieses Wort bedeutete – es lag vor ihnen.
Artus hob die rechte Hand und gab damit das Zeichen
zum
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