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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewesen, Narben, die der Anblick zu vieler Schlachten und
das vergossene Blut zu vieler Feinde hineingegraben hatten.
Nun aber war noch etwas hinzugekommen. Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. Etwas fehlte.
Dulac konnte nicht sagen was, aber es war etwas Wichtiges, dessen Verschwinden aus Sir Braiden einen anderen
machte.
Sein rechter Arm endete in einem Stumpf, über den er
eine silberne Manschette gezogen hatte.
»Das ist schon in Ordnung, Junge«, sagte er lächelnd.
»Die Arbeit ist für einen allein unmöglich zu schaffen und
so bin ich wenigstens noch zu etwas nutze. Oder kann es
mir zumindest einreden.«
»Aber … aber Eure Hand«, stammelte Dulac.
»Oh, das.« Braiden sah auf seinen Armstumpf hinab,
beinahe so, als hätte er das Fehlen seiner Hand überhaupt
erst jetzt bemerkt. »Ich war ungeschickt. Lass es dir eine
Warnung sein, wenn du das nächste Mal in der Küche mit
einem Messer umgehst.«
Dulac sah ihn verwirrt an. Sir Braidens Worte waren
nichts anderes als scherzhaft gemeint, aber in seiner
Stimme schwang ein Unterton von Bitterkeit mit, dessen
er sich vermutlich selbst nicht einmal bewusst war. Es fiel
Dulac schwer, sich nichts von seinen wirklichen Gefühlen
und Gedanken anmerken zu lassen. Er kannte Sir Braiden,
solange er sich überhaupt erinnern konnte. Der Tafelritter
hatte die schwere Verletzung, die er bei der Schlacht am
Cromlech davongetragen hatte, körperlich gut verkraftet.
Aber etwas in ihm war zerbrochen und er würde nie
wieder der Alte sein.
Dulac verscheuchte den Gedanken und konzentrierte
sich wieder auf seine Arbeit. Sir Braiden war als Helfer
eher willig als talentiert, sodass Dulac alle Hände voll zu
tun hatte, auch nur die dringendsten Wünsche der Ritter zu
erfüllen, aber irgendwie schafften sie es. Wäre nicht die
leicht angespannte Stimmung gewesen, die wie die Vorahnung eines kommenden Gewitters in der Luft hing, hätte
es fast ein ganz normaler Tag an König Artus’ Tafel sein
können.
Dieses Fast lag an Gwinneths Anwesenheit. Dulac erfüllte selbstverständlich jeden ihrer Wünsche und er beeilte sich es zu tun, noch bevor sie sie ganz ausgesprochen
hatte, aber er hielt trotzdem eine möglichst große Distanz
zu ihr und er bemühte sich, ihrem Blick auszuweichen, so
gut es nur ging. Er hätte es nicht ertragen, ihr ins Gesicht
zu sehen.
Schließlich wandte sich Artus mit einem lauten Räuspern an die Versammlung und bat um Aufmerksamkeit.
»Die Herren«, begann er. »Sir Mordred.«
Es wurde still. Sämtliche Ritter sahen Artus aufmerksam
an; einzig Mordred griff nach seinem Becher und tat so,
als wäre er vollkommen darauf konzentriert, zu trinken.
Artus überging den Affront. »Ich habe Euch heute alle
hierher gebeten um Euch etwas mitzuteilen«, begann er.
Seine linke Hand glitt über den Tisch und ergriff Gwinneths schlanke Finger. Gwinneth zog die Hand zwar nicht
zurück, aber Dulac bemerkte sehr wohl, dass sie seinen
Griff auch nicht erwiderte.
»In den letzten Wochen und Monaten«, fuhr Artus fort,
»haben wir sehr viel erlebt. Wir haben gekämpft. Wir haben einige sehr gute Freunde verloren, aber auch neue
gewonnen, und großes Unglück hat Camelot und seine
Bewohner getroffen und der Schatten des Krieges hat sich
über das Land gelegt. Das muss ein Ende haben.«
»Hört, hört«, sagte Mordred spöttisch. In Sir Galahads
Augen blitzte es zornig auf, aber Artus brachte ihn mit
einem raschen Blick wieder zur Ruhe.
»Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, ein
Zeichen zu setzen«, fuhr Artus unbeeindruckt fort. »Ihr
wisst, dass ich um Lady Gwinneths Hand angehalten habe
und dass sie meinen Antrag angenommen hat. Unsere
Hochzeit war auf das Fest der Sommersonnenwende angesetzt, doch wir sind übereingekommen, nicht mehr so lange zu warten.« Er legte eine kurze, auf Wirkung bedachte
Pause ein. »Ich habe einen Boten nach York geschickt und
den Bischof gebeten nach Camelot zu kommen, um die
Trauung zu vollziehen. Lady Gwinneth Pendragon und ich
werden am kommenden Sonntag in der Kapelle unten am
Fluss heiraten.«
Dulac fuhr so erschrocken zusammen, dass er um ein
Haar den Krug fallen gelassen hätte, den er in Händen
hielt. Am kommenden Sonntag? Aber das war in vier Tagen ! Sein Herz jagte. Unmöglich!, dachte er. Das konnte,
das durfte nicht sein! Er begann am ganzen Leib zu zittern.
Niemand bemerkte es, denn auch die versammelten Ritter starrten Artus überrascht und betroffen an. Nicht

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