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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geschehen?«
»Du hast mir das Leben gerettet«, antwortete Artus.
»Mordreds Wurf hätte mich getötet. Und Gwinneth vielleicht auch. Wenn du dich nicht dazwischen geworfen
hättest, dann wäre ich jetzt tot.«
Dulac wollte antworten, aber seine Lippen waren plötzlich so spröde, dass sie ihm den Dienst versagten. Gwinneth stand auf, kam nach einem Moment zurück und setzte
ihm einen zierlichen silbernen Trinkbecher an die Lippen.
Dulac trank mit großen, gierigen Schlucken, hustete qualvoll und spuckte einen Großteil des Wassers wieder über
Gwinneths Hände. Als er das nächste Mal zu sprechen
versuchte, ging es besser.
»Und was ist …«
»Mit dir?« Artus schüttelte den Kopf. »Wir haben den
besten Arzt Camelots kommen lassen, aber dieser Dummkopf kann eine Hämorride nicht von einem eingewachsenen Zehennagel unterscheiden. Wenn Merlin noch hier
wäre! Aber so …«
»Ich werde sterben«, sagte Dulac.
»Deine Schulter ist zerschmettert«, antwortete Artus.
»Einige Splitter sind wohl in die Lunge gedrungen. Selbst
wenn du es überleben würdest, wärst du für den Rest deines Lebens verkrüppelt. Aber die Verletzung ist zu
schwer.«
Gwinneth begann lautlos zu weinen und Dulac fragte:
»Wie lange noch?«
»Das weiß nur Gott allein«, antwortete Artus. »Diese
Nacht, vielleicht noch den morgigen Tag …« Er zögerte.
»Ich kann dir etwas geben, das es abkürzt, wenn die
Schmerzen zu schlimm werden.«
»Ich habe keine Schmerzen«, antwortete Dulac, was die
Wahrheit war. Er fühlte gar nichts.
»Wenigstens etwas«, sagte Artus erleichtert. »Ich wollte,
ich hätte bessere Nachrichten für dich. Aber ich will dich
nicht belügen.«
»Es … es ist doch noch gar nicht sicher, dass er wirklich
stirbt!«, protestierte Gwinneth. Tränen liefen über ihr Gesicht. Ihre Stimme bebte. »Manchmal tut Gott ein Wunder!«
»Gott?« Artus sah sie traurig an. »Welcher Gott? Seiner? Oder unserer?«
»Du sollst … nicht weinen«, flüsterte Dulac. Seine
Stimme wurde leiser. Diesmal konnte er spüren, wie sein
Bewusstsein zu erlöschen begann; nicht schlagartig wie
vorhin, sodass er es gar nicht bemerkte, sondern den angefangenen Gedanken einfach Stunden später weiterdachte.
Jetzt war es, als würde ein unsichtbarer ruhiger Strom, der
bisher unbemerkt, aber sehr machtvoll tief in ihm geflossen war, ganz allmählich versickern. Er hatte noch ein
wenig Zeit.
»Warum nicht?«, fragte Gwinneth. »Darf ich nicht weinen, wenn du stirbst? Warum nimmst du es einfach so
hin? Warum wehrst du dich nicht?«
»Weil es gut so ist«, antwortete Dulac. Diese Worte waren ehrlich gemeint. Er hatte keine Angst vor dem Tod
und er haderte auch nicht mit dem Schicksal. Ganz im
Gegenteil – endlich hatte er begriffen, warum er zurück
nach Camelot gekommen war. Er hatte geglaubt, dass sich
das Schicksal einen grausamen Scherz mit ihm erlaubt
hatte, ihn hierher zurückzubringen, wo er ständig in
Gwinneths Nähe sein würde, jeder Tag eine unvorstellbare
Qual, die ihn langsam von innen heraus verzehren musste.
Die Wahrheit war die, dass er zurückgekommen war um
Artus zu retten. Und wenn es sein eigenes Leben kostete,
so war das ein geringer Preis.
»Gut so? Was soll am Tod eines Menschen gut sein?«
Gwinneth weinte jetzt nicht mehr lautlos, sondern
schluchzte, schnell und krampfhaft. Ihr Kopf sank nach
vorne und ihr Haar fiel auf eine Seite. Wieder sah er –
diesmal bewusst – Gwinneths Ohren. Sie waren hell, fast
weiß, und so zerbrechlich wie Porzellan wie alles an ihr,
aber sie hatten auch eine Besonderheit: Gwinneth trug
einen Ohrschmuck, wie Dulac ihn noch nie zuvor gesehen
hatte. Der obere Rand ihrer Ohren war mit schmalen goldenen Streifen verziert, in denen winzige Edelsteine glitzerten. Ein solches Schmuckstück ergab überhaupt keinen
Sinn, denn es musste sehr unbequem zu tragen sein und
niemand sah es.
Es sei denn, man wollte etwas damit verbergen.
Er sagte nichts und auch Gwinneth bemerkte nichts von
seinem Erschrecken, aber als er den Blick hob, begegnete
er dem Artus’, und was er darin las, ließ ihn erschauern.
»Ich will nicht, dass du aufgibst«, schluchzte Gwinneth.
»Du … du darfst nicht sterben!«
Artus legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Bitte
lass uns allein, Gwinneth«, sagte er.
»Warum?« Gwinneths Kopf flog mit einem Ruck in den
Nacken. Ihre Augen flammten. »Damit du ihm etwas geben kannst, damit es schneller geht ?« Sie schlug zornig
seine Hand zur Seite,

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