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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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unglaublich leicht zu trainieren. Er liebte Stout Beer. Er hätte
alles getan für einen Schluck Stout, der gute alte ChouChou.«
»Ich hätte Ihre Nummer gerne gesehen«, gestand ich ehrlich. Ich fragte nicht, was passiert war und warum er nicht
mehr auf der Bühne stand, weil ich es nicht wissen wollte.
Vielleicht war es tatsächlich ein allgemeiner Niedergang des
Varietés gewesen; wahrscheinlicher war, so fand ich, dass
Alkie Albie die Flasche dazwischen gekommen war. Albie
war einmal zu oft betrunken zur Arbeit erschienen, zu betrunken, um seine Nummer durchzuziehen, oder er hatte
sich auf der Bühne zum Narren gemacht, und das war es
dann gewesen. Ich fragte mich, was aus Mimi, Fifi und
Chou-Chou geworden sein mochte.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, fügte er hinzu: »Ich
konnt sie nicht mehr ernähren, nachdem ich meine Arbeit
verloren hatte. Ich konnt mich selbst nicht mehr ernähren,
’s waren schlaue kleine Hunde. Eine Frau nahm sie und hat
versprochen, ’n neues Zuhause für sie zu finden. Ich hoff
sehr, dass es ihnen gut geht. Ich hab die Frau gebeten, sie
soll versuchen, die Tiere zusammen wegzugeben. Sie waren
aneinander gewöhnt. Aber ich schätze, sie wurden getrennt.
Niemand hätte alle drei genommen. Ich schätze, dass die
Tierchen großen Kummer hatten.«
Nicht nur die Pudel, dachte ich bei mir.
Er riss sich zusammen, und ich sah, dass ihm das Mühe
bereitete. »Und was machen Sie sonst so?«, fragte er. »Ich
mein, wenn Sie pausieren, wie wir das im Geschäft nennen?« Eindeutig sah er mich nun als eine Kollegin an.
»Ich stelle Nachforschungen für andere Leute an. Ich bin
so eine Art Ermittlerin – inoffiziell.« Ich versuchte, nicht allzu bescheiden zu klingen.
Er stellte seinen Kaffeebecher ab und starrte mich an.
»Was denn, eine Privatschnüfflerin?«
»Keine wirkliche, nein. Ich hab kein Büro oder so was.
Wenn ich es offiziell machen würde, müsste ich Buch führen und Steuern zahlen und alles. Ich arbeite nur inoffiziell.
Wie gesagt, ich hab keine Zulassung.«
»Und Sie sind jetzt …?«, fragte er sehr langsam, und, als
ich später darüber nachdachte, sehr ernst.
Ich hätte aufstehen und davonlaufen sollen, aber ich blieb
sitzen.
»Und? Sind Sie gut?«
»Jedenfalls nicht schlecht«, sagte ich mit leichten Gewissensbissen, denn ich hatte erst einen einzigen Fall gehabt. Ich
hatte ihn gelöst, ziemlich erfolgreich sogar, also war meine
Erfolgsquote bisher hundert Prozent, und es gibt nicht viele
Privatdetektive, die das von sich sagen können, oder?
Er schwieg eine Weile, und ich war dankbar dafür. Ein paar
Leute waren durch die Drehgitter von den anderen Bahnsteigen gekommen, und es sah danach aus, als wäre ein Zug eingefahren. Entweder hatten sie den liegen gebliebenen Triebwagen repariert, oder sie hatten ihn vom Gleis geschleppt.
»Man sieht merkwürdige Dinge, wenn man im Freien
schläft, so wie ich.«
»Was?« Ich hatte nach Ganesh Ausschau gehalten und
nur mit halbem Ohr zugehört.
Er wiederholte seine Worte entgegenkommenderweise.
»Aber ich halt immer schön den Kopf unten. Ich will keine
Scherereien. Is ’ne ganze Menge los auffer Straße, in der
Nacht. Man sieht ’ne Menge und sagt nichts. Beispielsweise
die Müllmänner. Sie sind auch nachts unterwegs, fahren die
Restaurants ab, machen sauber … auch sie sehen ’ne Menge, und sie sagen nichts. Auf diese Weise lässt sie jeder in
Ruhe. Nur so können sie ungestört ihre Arbeit machen und
sich dabei sicher fühlen, versteh’n Sie?«
Er spähte in seinen leeren Kaffeebecher, doch ich war
nicht bereit, ihm ein weiteres Fünfzig-Pence-Stück zu geben. Ich hatte gerade meine Stütze bekommen, aber sie
reichte bei weitem nicht, nicht einmal, um Albie und mich
auf die Weise zu ernähren, an die gewöhnt zu sein wir das
Unglück hatten.
Doch Albie hatte andere Dinge im Sinn. »Vor ein paar
Nächten hab ich was gesehen, und das macht mir ziemliches
Kopfzerbrechen. Ich hab ein Mädchen gesehen. Ein nettes
junges Ding, keine Nutte. Sie hat Jeans angehabt und ’ne
Jeansjacke über einem Strickpullover. Sie hatte lange blonde
Haare und so ein Ding drin, das dafür sorgt, dass sie ordentlich bleiben.«
Er nahm die Hand hoch und fuhr von einem Ohr über
den Kopf bis zum anderen, womit er schätzungsweise ein
Haarband meinte. Ich kannte die Sorte von Bändern. Die
Töchter der Mütter mit den weiten Klamotten waren scharf
auf diese Bänder gewesen.
»Ungefähr in Ihrem Alter, vielleicht ein

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