Granger Ann - Varady - 02
auf den Umschlag
und brachte das Ganze zum Frauenhaus von St. Agatha. Ich
näherte mich mit einiger Vorsicht angesichts meines
schändlichen Abgangs bei meinem letzten Besuch. Diesmal
allerdings wurde ich lächelnd und freundlich empfangen,
denn die Nachricht, welch positive Rolle ich bei Laurens Befreiung gespielt hatte, garantierte mir so etwas wie einen
VIP-Status. Das war natürlich nicht von Dauer. Trotzdem
durfte ich es doch wohl genießen, solange es anhielt. Miriam machte mir sogar eine Tasse Kaffee und zeigte mir die
Zeitungsausschnitte, in denen über meine Heldentaten zu
lesen stand.
»Es ist schön, zur Abwechslung einmal gute Nachrichten
zu haben«, sagte sie. »Im Allgemeinen hören wir hier immer
nur schlimme Dinge.«
Sie erzählte mir, dass Samantha und ihre Mutter gegenwärtig nicht im Frauenhaus wohnten, doch sie würde mein
Geschenk gerne aufbewahren, bis sie wiederkämen. »Sie
kommen nämlich immer wieder«, fügte Miriam mit deprimierter Gewissheit hinzu.
Angus zahlte mir meine zehn Pfund zwei Wochen später.
Ich hatte gewusst, dass er es tun würde, und ich erzählte es
Ganesh brühwarm und erinnerte ihn an meine Zuversicht.
Ganesh erwiderte, dass Angus zu den Typen gehörte, die einem mit Freuden ihren letzten Fünfer gäben, falls sie nicht
gerade versuchten, einem den letzten Zehner aus der Tasche
zu leiern.
»Gib es aus, bevor er dich fragt, ob du es ihm leihen
kannst«, lautete Ganeshs Empfehlung.
Dank all der Aufregung und den Zeitungsberichten auf
den Titelseiten der Zeitungen gelangten die Fotos, die während der Kunstausstellung von mir geschossen worden waren, nicht nur in die Lokalpresse, sondern in den Standard und sogar in zwei der nationalen Boulevardblätter.
Doch das führte nicht dazu, dass ich weitere Angebote als
Modell erhielt. Oder dass das Interesse an weiteren Arbeiten
von Angus gestiegen wäre. Er putzt und wischt noch immer
jeden Morgen Reekie Jimmies Kartoffelimbiss.
Die Welt ist offensichtlich für keinen von uns beiden bereit.
Weitere Kostenlose Bücher