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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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draußen im kalten Wind stand, doch er war zur Stelle, wenn es rau wurde,
entweder während sie bettelte oder bei irgendeiner anderen
Gelegenheit. Wahrscheinlich nahm er auch den größten Teil
des Geldes an sich, wenn nicht sogar alles. Er würde dafür
sorgen, dass ihr genug blieb, um ihre Drogensucht zu finanzieren, denn während sie auf Drogen war, musste sie betteln, stehlen, ihren Körper verkaufen, was auch immer nötig
war, um das notwendige Geld heranzuschaffen. Vielleicht
war er es sogar gewesen, der sie überhaupt erst abhängig
von diesem Zeug gemacht hatte. Er betrachtete es wahrscheinlich als geschäftliche Investition. Die Leute würden
ihr viel bereitwilliger Geld geben als ihm, falls er sich in eine
Tür stellte und die Hand ausstreckte. Nach dem kurzen
Blick zu urteilen, den ich auf ihn hatte werfen können, sah
er nicht aus, als hätte er in letzter Zeit hungern müssen. Im
Gegensatz zu Tig, die aussah, als hätte sie seit Tagen keine
anständige Mahlzeit mehr gehabt. Andererseits – je schlimmer sie aussah, desto mehr Geld bekam sie. Er konnte überhaupt nicht verlieren.
Ich spürte einen Anflug von Hass auf den Kerl in mir
aufwallen, wer auch immer er war. Ich selbst hatte mich
niemals so benutzen lassen, doch vielleicht war Tigs Lage so
schlimm gewesen, dass er ihr, ganz gleich, wie er sonst noch
war, zu der Zeit wie eine gute Idee erschienen sein mochte.
Ich war inzwischen richtiggehend wütend. Man kann nur
eine gewisse Menge an Ärger an einem einzelnen Morgen
ertragen. Ich stapfte nach Hause, bereit, mich mit dem
nächstbesten Fremden anzulegen, der mir in den Weg geriet. Glücklicherweise kam es nicht dazu, wenigstens nicht,
bis ich angekommen war, und die sich anschließende Begegnung besserte meine Laune eher auf, als dass sie mich
Feuer und Flammen spucken ließ.
Ich wohnte zu jener Zeit in einer Souterrainwohnung im
Haus einer pensionierten Bibliothekarin namens Daphne
Knowles. Ich war durch Vermittlung eines älteren Gentlemans mit Namen Alastair Monkton an die Wohnung gekommen, dem ich einmal geholfen hatte. Die Wohnung
hatte mir mehr Sicherheit verschafft, als ich in den Jahren
zuvor gehabt hatte. Ich war seit meinem sechzehnten Lebensjahr auf mich alleine gestellt, und inzwischen war ich
einundzwanzig. Das Dumme mit der Sicherheit ist, dass
man nicht wirklich an sie glaubt, wenn man nicht an sie gewöhnt ist. Irgendwie wusste ich, dass ich nicht für immer in
dieser Wohnung würde bleiben können, doch ich hatte vor,
es so lange zu tun wie nur irgend möglich. So viel Glück
würde ich nie wieder haben, das stand fest.
Als ich in die Straße einbog, wo ich wohnte, hatte der Regen aufgehört, und eine schwache Sonne war hinter den
Wolken hervorgekommen. Die Bürgersteige sahen sauber
aus, wie gewaschen. Als ich am Geländer des Nachbarhauses
vorbeiging, bot sich mir ein Anblick, der mich grinsen ließ.
Sie waren zu zweit und glichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie gingen im Gleichschritt nebeneinander her. Beide
waren klein, rundlich, im mittleren Alter und blickten
selbstgefällig drein. Der linke von beiden trug eine grüne
Tweedjacke, der rechte eine braune. Beide steckten in hellbraunen Hosen und hatten polierte derbe Straßenschuhe
an. Der mit der grünen Jacke hatte einen Blumenstrauß in
der Hand, der mit der braunen eine in Papier eingeschlagene Flasche. Tweedledee und Tweedledum, dachte ich bei mir,
während ich mich fragte, wer die beiden wohl waren, wohin
sie gingen und was um alles in der Welt sie vorhatten, sobald sie dort angekommen waren. Mit ihren Geschenken im
Arm sahen sie aus, als wären sie auf altmodischen Freiersfüßen. Ich hatte sie noch nie zuvor in unserer Gegend gesehen.
Vielleicht stellten sie sich die gleichen Fragen, was mich
betraf, denn sie steckten die Köpfe zusammen, während sie
mich unablässig beobachteten, und tuschelten. Wir kamen
gleichzeitig bei den Stufen zu Daphnes Haustür an und
blieben wie auf ein geheimes Zeichen hin stehen.
»Nun, nun«, sagte der mit der grünen Jacke. »Was haben
wir denn da, eh?« Er schenkte mir ein joviales Lächeln, das
so falsch war, dass ich es ihm vom Gesicht hätte reißen
können wie eine Latexmaske.
Ich hätte eine Reihe von markigen Antworten geben
können, doch mein Instinkt riet mir, dieser Begegnung auszuweichen.
»Entschuldigung«, sagte ich und wollte an den beiden
vorbei, um die Treppe zu meinem Kellergeschoss hinunterzusteigen.
Doch so leicht wollten sie mich nicht

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