Granger Ann - Varady - 04
glücklich, jetzt, nachdem
du Bescheid weißt, weil ich dich in diese Sache hineingezogen habe. Ich wollte dich raushalten, zumindest aus der Sache mit Nicola. Ich konnte dich leider nicht aus der Geschichte mit Rennie Duke heraushalten.«
»Wegen dieser Krankenschwester …«, begann er nachdenklich.
»Sag nicht, dass es Zufall ist oder eine Verwechslung oder
so, denn das ist es nicht. Wie viele Krankenschwestern mit
Namen Cooper kann es in diesem Zusammenhang schon
geben? Ich sehe ganz deutlich, was passiert sein muss.
Schwester Cooper hatte offensichtlich ein gutes Gedächtnis.
Als Nicola anfing, mit ihr zu reden, erinnerte sie sich an die
Wildes. Wer weiß – sie war neu und hatte gerade erst mit
ihrer Ausbildung im St. Margarets angefangen, als all das
passiert ist. Vielleicht war es das erste Mal, dass sie es mit Eltern zu tun bekam, die ein Kind verloren hatten. Es hinterließ jedenfalls einen unauslöschlichen Eindruck bei ihr. Und
obwohl die Sache dreizehn Jahre zurücklag, wusste sie sofort, dass das, was Nicola erzählte, nicht stimmen konnte.
Nicola mochte vielleicht in der St. Margarets Entbindungsklinik zur Welt gekommen sein, aber sie war auf keinen Fall
Flora Wildes Tochter.«
»Vielleicht wurde sie legal adoptiert«, schlug Ganesh vor.
»Das konnte Schwester Cooper unmöglich wissen.«
»Aber sie hat gerochen, dass an der Sache etwas faul war«,
sagte ich halsstarrig. »Also machte sie sich auf den Weg zu
Flora Wilde, um sich ein paar Antworten zu holen. Falls sie
Recht hatte und Nicola nicht legal adoptiert war, dann lag
Geld in der Luft. Erpressung ist eine hässliche Sache, doch
die Dinge hatten sich nicht besonders gut entwickelt für
Lee-Anne. Sie litt unter Geldmangel. Ihre Ehe war gescheitert. Sie war dreißig Jahre alt, und das Leben enthielt keine
Versprechungen mehr. Vielleicht dachte sie, hey, diese Leute
leben in einem ziemlich teuren Teil der Welt. Sie merken
gar nicht, wenn ihnen ein paar Mille abhanden kommen.
Ich glaube nicht, dass sie vorhatte, die Wildes für alle Zeiten
zu erpressen.«
Ganesh atmete tief durch. »Selbst wenn du bis dahin Recht
hättest – und es ist reine Spekulation, vergiss das nicht –,
willst du behaupten, dass die Wildes hinter dem Verschwinden von Schwester Cooper stecken?«
»Es muss so sein, Gan!«
»Nein, muss es nicht.«
»Ach, jetzt komm schon!«, entgegnete ich. »Ich bin Flora
und Jerry begegnet. Flora ist völlig durchgeknallt. Sie ist gewalttätig. Sie hat mich niedergeschlagen und versucht, mir
mit einer Konservendose den Schädel einzuschlagen! Und
was Jerry angeht, er handelt überlegter und gerissener als
seine Frau, aber ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass
er alles tun würde, um Flora und Nicola zu beschützen. Ich
bin nicht einmal mehr sicher, ob er nicht absichtlich versucht hat, mich in der Zufahrt zu Mutters Hospiz über den
Haufen zu fahren. Wäre ich nicht in die Rhododendronbüsche gesprungen, wäre ich jetzt vielleicht tot, und würde das
den Wildes nicht ganz prima in den Kram passen?«
»Und?«, fragte Ganesh. »Was willst du jetzt tun? Zur Polizei gehen?«
Ich seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein. Wie könnte
ich? Wie du schon sagtest, es sind alles nur Mutmaßungen.
Ich bin überzeugt, dass entweder Jerry oder Flora Wilde für
das Verschwinden von LeeAnne Cooper verantwortlich
sind. Und dann tauchte Rennie Duke auf und schnüffelte
herum, und sie haben ihn ebenfalls beseitigt. Ich kann
nichts von alledem beweisen. Verstehst du, ich habe selbst
Zweifel an meiner Theorie! Ich hatte mir schon fast eingeredet, dass Jerry nichts mit dem Tod von Rennie Duke zu
tun hat, aber jetzt … LeeAnne Cooper ist ganz sicher tot,
Gan. Sie ist seit drei Monaten verschwunden, und es gibt
nicht das geringste Lebenszeichen von ihr. Sie verschwand
zwei Tage nachdem Nicola sie in der Schule getroffen hatte.
Ich habe alles in Newspaper Normans Zeitungen nachgelesen. Dort wird sogar ihr Vortrag in Nicolas Schule erwähnt,
als Beispiel für die Arbeit, die sie mit Kindern macht. Du solltest sehen, was die Presse aus ihr gemacht hat. Man könnte
meinen, LeeAnne Cooper wäre eine Heilige gewesen. Ihre
Mutter war sogar im Fernsehen und hat sich um Hilfe an die
Nation gewandt. Hier stehe ich und behaupte, LeeAnne wäre
eine gewöhnliche Erpresserin gewesen. Macht mich das bei
der Polizei beliebt? Ich denke nicht.«
»Ich denke sowieso nicht, dass du bei der Morgan besonders beliebt bist«, erwiderte Ganesh.
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