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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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hatte lange
genug gedauert.
»Ich bin im Aufbruch«, sagte ich und schob den Umschlag in meine Tasche.
»Eva macht um diese Zeit immer ein Schläfchen, nicht
wahr, meine Liebe?«, sagte sie an meine Mutter gewandt.
Meine Mutter lächelte sie an und drehte den Kopf auf
dem Kissen wieder in meine Richtung. Sie sah sehr erschöpft aus. »Vergiss es nicht, Fran.«
»Keine Sorge, das werde ich nicht«, sagte ich, womit meine Entscheidung gefallen war. »Ich habe dich nie gehasst«,
fügte ich hinzu, und es war die Wahrheit. Ich hasste das, was
sie mir angetan hatte, aber nicht sie. Ich hatte die Erinnerung an sie aus meinem Gedächtnis verbannt und sie innerlich für tot erklärt, doch das war nicht aus Hass geschehen.
Es ist verratene Liebe, die man verdrängen und irgendwo
wegsperren muss, weil nur verratene Liebe niemals die
Macht verliert, einen zu verletzen. »Ich komme bald wieder«, sagte ich.
»Ja«, erwiderte sie. »Ich würde mich darüber freuen. Wir
hatten nicht viel Zeit, um über dich zu reden. Komm bald
wieder, und dann erzählst du mir alles über dich.«
Ich meinte, einen eigenartigen Blick in den Augen von
Schwester Helen zu bemerken, als ich auf dem Weg nach
draußen an ihr vorbeikam. Auch sie durfte ich auf keinen
Fall unterschätzen, so viel schien klar.
KAPITEL 4 Ganesh hatte draußen vor dem
Hospiz auf mich gewartet. Er saß im Wagen und studierte
das MicroMart Magazine. Als ich einstieg, faltete er es zu
sammen und fragte: »Alles in Ordnung?«
»Ja«, antwortete ich. Das war alles. Wir fuhren in totalem
Schweigen zurück nach London. Als das Ende unseres Ausflugs näher kam, sagte ich ihm jedoch, wie dankbar ich für
seine Unterstützung an diesem Tag war.
»Ich hab doch gar nichts getan«, entgegnete er und wich
einem Motorradkurier aus.
»Du hast mich hin- und zurückgefahren. Du warst da.
Das war genug.«
»Gern geschehen«, sagte er.
Wir sahen uns an. Ganesh lächelte und richtete seine
Aufmerksamkeit wieder auf den Verkehr. Trotz allem, was
ich meiner Mutter über meine Beziehung zu Ganesh gesagt
hatte, wäre es scheinheilig gewesen zu behaupten, dass wir
niemals, dass keiner von uns je darüber nachdachte, die Beziehung zu vertiefen. Selbstverständlich taten wir das. Doch
die vollkommen verständlichen Einwände von Ganeshs
Familie gegen eine Liaison mit mir waren nicht das einzige
Hindernis. Welche Familie, die einigermaßen bei Trost ist,
würde mich als neues Mitglied willkommen heißen? Ich
denke, was uns tatsächlich hinderte, jedenfalls mich, war die
Angst, eine funktionierende Freundschaft aufzugeben, nur
um festzustellen, dass wir eine Beziehung führten, die nicht funktionierte. So etwas ließ sich nicht rückgängig machen.
Man kann nicht wieder so miteinander umgehen wie vorher. Also beließen wir die Dinge so, wie sie waren. Es war
sicherer.
Nicht, dass ich nicht manchmal das Gefühl hätte, Ganesh
würde nur darauf warten, dass ich zur Besinnung komme,
sesshaft werde und mich in eine Modellbürgerin verwandle.
Dann könnten wir gemeinsam diese chemische Reinigung
aufmachen, von der er immer erzählt. Ich sage ihm, dass das
Reinigungsgeschäft wirklich das Allerletzte wäre, was mir je
in den Sinn kommen würde, und dass ich überhaupt nicht
verstehe, warum er ausgerechnet eine Reinigung will. Allein
der Gedanke, den ganzen Tag an der Dampfpresse zu stehen, reicht, um mich abzuschrecken. Tatsächlich kann ich
mich überhaupt nicht mit irgendeiner Art von Geschäft anfreunden. Sehen Sie sich nur Ganeshs Onkel Hari an. Nachdem er den ganzen lieben langen Tag gearbeitet hat, verbringt er seine Abende mit der Buchführung und mit Bestellungen und Mehrwertsteuern. Für mich ist er wie eine
Maus auf Rädern – ständig in Bewegung, niemals Pause.
Kein Wunder, dass er sich Sorgen macht.
Ich fühlte mich unwohl, weil ich Ganesh nicht alles erzählen konnte, was ich von meiner Mutter erfahren hatte –
insbesondere nicht, was sie mich gebeten hatte zu tun. Doch
vielleicht war es besser, wenn Ganesh nichts davon wusste,
jedenfalls nicht, solange er hinter dem Steuer saß. Er würde
an die Decke gehen und mich mit deutlichen Worten warnen, dass ich in etwas hineingezogen würde, das ich hinterher ziemlich sicher bedauern würde.
Um die Wahrheit zu sagen, ich bedauerte es bereits jetzt,
doch es hinderte mich nicht daran, mich am nächsten Morgen an meine Aufgabe zu machen. Verzögerungstaktik war
nicht hilfreich. Augen zu und durch war das Beste. Mehr
noch, je schneller ich die Sache

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