Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
Vom Netzwerk:
jemals das Krankenhaus verlassen zu haben. Andererseits – wer sollte es überprüfen? Ich würde es
tun. Ich würde sie überprüfen. Und das war der Teil, den
ich am allermeisten hasste.
»Und angenommen, ich finde sie nicht?«, erwiderte ich
so freundlich, wie es mir möglich war, weil es offensichtlich
schien, wie sehr sie sich auf mich verließ und wie sehr sie
sich selbst überzeugt hatte, dass alles ganz genauso einfach
sein würde, wie sie es mir dargelegt hatte.
»Aber du wirst sie finden!«, sagte sie einfach. »Ich habe es
im Gefühl, Fran. Ich bin ganz sicher, dass du sie finden
wirst.«
Großartig. Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Warum hast
du eigentlich nicht Clarence Duke beauftragt? Rennie, meine ich? Er hat mich schließlich auch gefunden.«
Sie wirkte ein wenig verlegen und wich meinem fragenden
Blick aus. »Weil … weil es nicht die Sorte von Informationen
ist, die ich in Rennies Hände legen möchte. Nicht einmal ein
Stückchen, nicht einmal dann, wenn ich ihm überhaupt
nichts von dem Kind erzählen und ihn lediglich bitten würde, für mich nach den Wildes zu suchen und mit ihnen in
Kontakt zu treten. Er ist … Rennie ist einfach zu gründlich,
verstehst du? Können wir es nicht dabei belassen? Er war
immer ein guter Freund für mich, und er hat dich für mich
gefunden. Aber das war etwas anderes. Es waren keine anderen Leute darin verwickelt. Rennie könnte … na ja, er könn
te in Versuchung geraten.«
Ich begriff ziemlich genau, worauf sie hinauswollte. Ich
erinnerte mich sehr deutlich, wie er mir von seinen kleinen
Erpressereien aus der Schulzeit erzählt hatte. Weil letzten
Endes nämlich ohne Zweifel genau das daraus geworden
war. Ursprünglich hatte er nur mit seinen Peinigern verhandeln wollen, damit sie ihn in Ruhe ließen. So viel konnte
ich akzeptieren. Doch ich hatte sein Gesicht gesehen und
seine Stimme gehört, als er mir davon erzählt hatte. Ein
kleines, kümmerliches Kind, das ideale Opfer für Streiche
aller Art und rauen Umgang, hatte plötzlich einen Weg zur
Macht gefunden und gelernt, wie es sie zu seinen Zwecken
einsetzen konnte. Wie vielen anderen Kindern hatte er hinterhergespürt? Über wie viele andere Kinder hatte er Geheimnisse herausgefunden und dann als Gegenleistung für
sein Schweigen Bezahlung verlangt? Nein, meine Mutter
hatte Recht – sie durfte Clarence Duke nichts von Miranda
erzählen. Sie durfte ihm gegenüber nicht einmal die Spur
einer Andeutung machen, weil es ihn auf die Fährte setzen
würde. Für Rennie Duke wäre es wie eine Einladung erschienen – wie Geld auf der Bank.
»Ich verstehe«, sagte ich.
»Du darfst mit niemandem darüber reden, Fran!« Sie
klang richtig verzweifelt. »Ich habe nur mit dir darüber gesprochen, weil du meine Tochter bist. Miranda ist deine
Schwester. Blut ist dicker als Wasser, Fran. Ich habe es nicht
einmal Schwester Helen erzählt. Schwöre, dass du nieman
dem ein Wort davon verrätst.«
»Aber … was ist mit Ganesh?«, fragte ich. »Vielleicht
brauche ich seine Hilfe?«
»Nein! Zu niemandem.«
Sie hatte sich von ihren Kissen in eine aufrechte Position
gedrückt und wirkte so außer sich und verzweifelt, dass ich
volle fünf Minuten benötigte, um sie wieder zu beruhigen.
Es gab noch immer eine Frage, die mir auf den Lippen
brannte, selbst wenn es sie erneut aufregte.
»Als all das passierte – hast du damals schon für Clarence
Duke gearbeitet, oder kanntest du ihn schon? Weil, falls ja,
dann muss er …«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein – ich bin Rennie
Duke erst viel später begegnet. Er weiß nichts davon, dass
ich eine Tochter habe – eine zweite, außer dir, meine ich. Er
denkt, du wärst mein einziges Kind.«
Ich biss mir auf die Lippe, doch ich hakte nicht weiter
nach. Sie hatte für Duke gearbeitet. Sie kannte ihn besser als
ich. Andererseits beunruhigten mich zwei Dinge, die sie mir
über ihn erzählt hatte. Erstens, dass sie ihm nicht wirklich
vertraute, genauso wenig, wie ich es tat. Und zweitens, dass
er angeblich ein verdammt guter Privatdetektiv war. Hinzu
kam noch die Tatsache, dass ich wusste, wie gerne er die
Geheimnisse anderer Menschen ausspionierte. Ich durfte
Rennie, wie sie Clarence Duke nannte, nicht unberücksichtigt lassen, und wenn sie mir noch so sehr versicherte, dass
ich mich nicht um ihn kümmern müsste.
An der Tür klopfte es leise. Schwester Helen steckte den
Kopf ins Zimmer. »Alles in Ordnung?« Ich begriff, dass es
ein Wink an meine Adresse war. Mein Besuch

Weitere Kostenlose Bücher