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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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überlegte ich, ob mein Eifer, auf die Bretter zu
kommen, die die Welt bedeuten, mich alle Vernunft hatte
vergessen lassen. Die Stammgäste vom Rose Pub waren jene
Sorte Publikum, die in der Antike in den Zirkus gegangen
waren, um zuzusehen, wie Löwen die Christen fraßen. Sie
waren fasziniert, wenn Blut floss. Doch ich versuchte alles,
um genügend bezahlte Arbeit nachzuweisen, um meine Gewerkschaftskarte zu behalten, deswegen konnte ich nicht
wählerisch sein.
Die Garage sah einladend und gemütlich aus und vor allem privat. Ich fragte mich zum wiederholten Mal, ob ich
allmählich die Fähigkeit verlor, mit anderen zusammen in
einem Haushalt zu leben.
    Am nächsten Morgen schlenderte ich in den Laden und lieh
mir – unter dem Vorwand, Tee aufzusetzen – erneut den Stadtplan aus, um ihn im Badezimmer zu studieren. Ich fand die
Straße, in der die Wildes wohnten, und schob ihn anschließend an seinen Platz zurück – sehr geschickt, wie ich glaubte.
    Ganesh belehrte mich eines Besseren. »Ich hab dich beobachtet!«, zischte er, als ich ihm seinen Becher hinhielt.
»Wenn du dir ständig den Stadtplan ausleihst, musst du ihn
irgendwann bezahlen, weil er nicht mehr neu ist. Was hast
du jetzt schon wieder vor?«
»Neugier war der Tod der Katze«, säuselte ich.
    »Du meinst wohl, der Tod von Rennie Duke? Versuch
das im Kopf zu behalten, okay?«
Hari kam aus dem Lagerraum. Er sah aus, als hätte er die
ganze Nacht kein Auge zugetan. Sein Haar war wirr, und er
hatte so viele neue Falten im Gesicht, dass er aussah wie ein
verschrumpelter alter Apfel.
»Ein Mann auf meiner Schwelle ermordet!«, sagte er düster. »Die Polizei in meinem Laden, um mich zu vernehmen.
Mein ganzes Leben lang war ich ein ehrlicher Mann. Wie
kann so etwas nur sein?«
Ich sagte, dass ich es nicht wüsste und dass es mir aufrichtig Leid täte, als hätte ich irgendetwas mit der Sache zu tun.
»Was hatte er hier zu suchen, das ist es, was ich wissen
will!«, stöhnte Hari. Und mit etwas, das ich nur als grimmige Befriedigung zu beschreiben vermag, fügte er hinzu:
»Man wird uns alle verhaften. Ihr werdet sehen, ich habe
Recht. Man wird uns alle in der blauen Minna wegfahren!
Unter den Augen meiner Kunden! Ich muss der Familie Bescheid sagen und sie warnen, damit jemand bereit ist, den
Laden zu übernehmen.«
»Nur zu«, murmelte Ganesh in meine Richtung. »Geh
nur und reite dich in die Klemme, wie du es geplant hast. Es
kann nicht schlimmer sein, als den ganzen Tag mit ihm hier
im Laden festzusitzen …«
KAPITEL 8 Kew ist eine nette Gegend, wenn
man Ruhe, Frieden und ein zivilisiertes Leben sucht. Bis die
U-Bahn in Kew hält, ist sie bereits eine ganze Weile über der
Erde gefahren, und rechts und links der Gleise war noch
mehr Grün, als ich es auf meinem Weg nach Wimbledon
vorgefunden hatte. Schließlich erreichten wir Kew Gardens
Station, und ich war nicht sonderlich überrascht, dass der
Bahnhof genauso aussah wie eines von jenen alten roten
Ziegelgebäuden, in denen Hercule Poirot in den Zug zu
steigen pflegt. Sechs Leute, ausnahmslos in zünftigen Wanderschuhen, stiegen zusammen mit mir aus der Bahn und
verschwanden prompt. Ich verließ den Bahnhof und passierte ein Pub und eine kleine Einkaufszeile mit teuren
Blumenläden, Spezialitätenläden und hübschen Cafés. Ich
vermute, im Sommer wimmelt es hier von Touristen und
Hobbygärtnern, doch im Gegensatz zur geschäftigen Atmosphäre von Wimbledon strahlt Kew größere Ruhe aus. Das
Leben scheint hier langsamer zu verlaufen. Ich ignorierte die
Hinweisschilder zum Botanischen Garten und befand mich
bald ziemlich allein in einer Gegend aus ruhigen Wohnstraßen.
Das Haus der Wildes stand auf halber Höhe einer lang
gestreckten Kurve aus eleganten roten Ziegelhäusern. Ich
wollte lieber nicht daran denken, was diese Häuser kosteten.
Jedes von ihnen besaß einen großen Vorgarten und schmiedeeiserne Gitter. Die Eingangstüren waren geschützt durch
Vordächer mit korinthischen Säulen. Es gab große Erkerfenster, durch die man diskreten Einblick auf kostspieliges
Designermobiliar im Innern erhielt. Diese Art von Umgebung macht mich immer ganz unruhig. Am Anfang der
Straße stand ein Schild, auf dem zu lesen war, dass es hier
eine Neighbourhood Watch gab, eine Nachbarschaftswache.
Meiner Meinung nach hätte es auch lauten können: Ihr, die
ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.
Es ist nicht nur, dass es nicht mein Lebensstil ist. (Ich
denke, dass mein Leben

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