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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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abgelehnt hatte. Seine Matratze hatten sie gerne genommen, auch das alte Sofa und die drei Kisten mit Küchenutensilien, um die sich Jeffrey und Sara während der Scheidung gestritten hatten. Das war fünf Jahre her, und er hatte die Kisten noch nicht einmal ausgepackt. Es wäre Selbstmord, jetzt damit bei Sara anzukommen.
    Als er in den letzten Wochen seinen kleinen Haushalt auflöste, hatte er beunruhigt festgestellt, wie wenig sich in der Zeit seines Junggesellendaseins angesammelt hatte. Statt Schäfchen zu zählen, war er gestern Nacht die Liste seiner Neuanschaffungen durchgegangen. Außer zehn Bücherkisten, einem Set schöner Bettwäsche – dem Geschenk einer Frau, die Sara hoffentlich nie kennenlernen würde – und ein paar Anzügen, die er für die Arbeit brauchte, hatte Jeffrey nichts Neues vorzuweisen. Das Fahrrad, der Rasenmäher und sein Werkzeug – bis auf denAkkuschrauber, den er ersetzen musste, nachdem sein alter in einen Eimer Farbe gefallen war – war alles bereits da gewesen, als er bei Sara ausgezogen war. Und jetzt hatte er alles von Wert, das er je besessen hatte, schon wieder bei ihr eingeräumt.
    Und schlief auf dem Boden.
    Er trank einen Schluck lauwarmen Kaffee, bevor er sich wieder der Aufgabe widmete, die ihn schon seit einer halben Stunde beschäftigte. Jeffrey gehörte zwar nicht zu den Männern, die die Lektüre von Gebrauchsanweisungen für unmännlich hielten, aber die Tatsache, dass er jetzt zum vierten Mal mit aller Sorgfalt jeden einzelnen Schritt in der Anleitung seines Mobiltelefons befolgte, ohne dass es ihm gelang, seine eigene Nummer in den Schnellspeicher einzugeben, kratzte doch erheblich an seinem Ego. Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob Sara das Telefon überhaupt benutzen würde. Sie hasste die Dinger. Doch Jeffrey wollte nicht, dass sie nach Macon fuhr, ohne ihn erreichen zu können, falls etwas passierte.
    «Schritt eins», murmelte er leise, als könnte er das Telefon von der Logik seiner Anweisungen überzeugen. Zum fünften Mal tippte er die sechzehn folgenden Schritte ein, doch als er danach die Rückruftaste drückte, passierte wieder nichts.
    «Mist», knurrte er schließlich und schlug mit der Faust auf den Tisch. «Scheiße», stöhnte er dann, weil er die verletzte Hand benutzt hatte. Er drehte das Handgelenk und sah, wie Blut durch den weißen Verband sickerte, den Sara ihm gestern Abend im Leichenschauhaus angelegt hatte. Er schickte noch ein «Verdammt!» hinterher. Die letzten zehn Minuten hatten hinreichend bewiesen, dass dies ein extrem beschissener Tag werden würde.
    Wie auf das Stichwort stand Brad Stephens in seiner Bürotür. «Kann ich helfen?»
    Jeffrey warf ihm das Telefon zu. «Kannst du meine Nummer als Schnellwahl eingeben?»
    Brad drückte ein paar Tasten. «Die Handynummer?»
    «Ja», sagte Jeffrey. Dann schrieb er Cathy und Eddie Lintons Festnetznummer auf ein gelbes Post-it. «Und die hier auch.»
    «Alles klar», sagte Brad, während er die auf dem Kopf stehenden Ziffern las und weitere Tasten drückte.
    «Brauchst du die Anleitung?»
    Brad warf ihm einen Blick zu, als wollte Jeffrey ihn auf den Arm nehmen, und programmierte weiter. Jeffrey fühlte sich sehr, sehr alt.
    «So», sagte Brad, den Blick auf das Telefon, und tippte noch ein paar Zahlen. «Hier. Jetzt müsste es funktionieren.»
    Jeffrey drückte das Icon mit dem Telefonbuch, und die Nummern erschienen im Display. «Danke.»
    «Wenn Sie sonst noch was brauchen, Sir …»
    «Das war’s schon.» Jeffrey stand auf. Er zog sein Jackett über und steckte das Telefon ein. «Ich schätze, wir haben noch keine Hinweise auf unsere Vermisstenmeldung bekommen, oder?»
    «Nein, Sir», antwortete Brad. «Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald was reinkommt.»
    «Ich fahre kurz in die Klinik, dann bin ich wieder da.» Jeffrey folgte Brad aus dem Büro. Er ließ die Schultern kreisen, als er den Mannschaftsraum durchquerte, versuchte die Muskeln zu lockern, die so verspannt waren, dass sich sein Arm taub anfühlte. Der Eingangsbereich des Polizeireviers war einst eine offene Eingangshalle gewesen, doch jetzt war die Anmeldung mit Panzerglas geschützt wie ein Bankschalter. Marla Simmons, seit Anbeginn aller Zeiten die Sekretärin des Reviers, drückte einen Knopf unter dem Tresen, um Jeffrey rauszulassen.
    «Ich bin bei Sara in der Klinik, wenn mich jemand sucht», erklärte er.
    Marla lächelte verschmitzt. «Sei brav», sagte sie.
    Er zwinkerte ihr zu, dann ging er hinaus.
    Jeffrey war

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