Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Lächeln.
    «Danke», sagte die Mutter. «Danke, dass Sie so früh Zeit hatten.»
    «Schon gut.» Sara war nie gut darin gewesen, Lob oder Dank anzunehmen. Sie begleitete die beiden zur Tür. «Rufen Sie mich an, wenn es nicht besser wird.»
    «Ja, Ma’am.»
    Sara schloss die Tür hinter ihnen und ging langsam durch den Empfangsbereich zurück, ohne Jeffrey anzusehen. Er wollteetwas sagen, doch sie kam ihm zuvor. «Gibt es was Neues von Jane Doe?»
    «Nein», sagte er. «Aber vielleicht kommt später was rein, wenn sie an der Westküste den Arbeitstag beginnen.»
    «Ich halte sie nicht für eine Ausreißerin.»
    «Ich auch nicht.»
    Beide schwiegen einen Augenblick lang. Jeffrey wusste nicht, was er sagen sollte.
    Wie gewöhnlich war es Sara, die das Schweigen brach. «Ich bin froh, dass du da bist», sagte sie und ging nach hinten zu den Untersuchungsräumen. Er folgte ihr erfreut, bis sie sagte: «Ich möchte dir Blut abnehmen für einen Hepatitistest und die Leberwerte.»
    «Das hat Hare doch schon gemacht.»
    «Ja, na ja», war alles, was sie dazu sagte. Sie hielt ihm nicht die Tür auf, und er musste sie auffangen, damit sie ihm nicht ins Gesicht knallte. Unglücklicherweise benutzte er wieder die linke Hand, und sie schlug mit aller Härte auf die Wunde. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand ein Messer hineingestoßen.
    Er ächzte. «Gott, Sara.»
    «Tut mir leid.» Ihre Entschuldigung schien ernst gemeint, aber er sah ein Flackern in ihren Augen, vielleicht war es Rache. Als sie nach seiner Hand griff, zuckte er instinktiv zurück. Erst ihr gereizter Blick überzeugte ihn, sie die Wunde ansehen zu lassen.
    «Wie lange blutet es schon?»
    «Es blutet nicht», widersprach er voller Angst, dass sie etwas Schmerzhaftes unternehmen würde, falls er die Wahrheit sagte. Er folgte ihr ins Schwesternzimmer wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank.
    «Du hast dir das Antibiotikum nicht geholt, das ich dir verschrieben habe, oder?» Sara lehnte sich über den Tresen und wühlte in einer Schublade. Sie brachte eine Handvoll bunter Schachteln zum Vorschein. «Nimm die.»
    Er starrte die grünen und pinken Packungen an. Auf der Folie waren Bauernhoftiere abgebildet. «Was ist das?»
    «Antibiotika.»
    «Sind die nicht für Kinder?»
    Ihr Blick machte ihm deutlich, dass sie nicht zu Scherzen aufgelegt war. «Es ist die halbe Dosis, mit einer Comicfigurlizenz und zu einem höheren Preis», erklärte sie. «Du nimmst morgens zwei und abends zwei.»
    «Für wie lange?»
    «Bis ich es dir sage», erklärte sie. «Komm hier rein.»
    Jeffrey folgte ihr in ein Untersuchungszimmer. Er kam sich vor wie ein kleiner Junge. Seine Mutter hatte in der Krankenhauskantine gearbeitet, als er klein war, und so war er mit seinen Schürfwunden und Beulen nie bei einem Kinderarzt gewesen. Stattdessen hatte sich Cal Rodgers aus der Notaufnahme um ihn gekümmert, und Jeffrey hatte den Verdacht, auch um seine Mutter. Das erste Mal, dass er seine Mutter je kichern hörte, war, als Rodgers einen platten Witz über einen Querschnittsgelähmten und eine Nonne erzählt hatte.
    «Setz dich», befahl Sara und nahm ihn am Ellbogen, als bräuchte er Hilfe, um auf den Behandlungstisch zu kommen.
    «Ich mach das schon», sagte Jeffrey, aber Sara löste bereits den Verband. Die Wunde klaffte wie ein nasser Mund, und ein pochender Schmerz schoss ihm den Arm hinauf.
    «Du hast sie wieder aufplatzen lassen», rügte sie ihn, dann hielt sie ihm eine Metallschüssel unter die Hand und wusch die Wunde aus.
    Jeffrey versuchte tapfer zu sein, aber es tat höllisch weh. Er hatte nie verstanden, weshalb die Versorgung einer Wunde schlimmer war als die Verletzung selbst. Er konnte sich kaum daran erinnern, wie es passiert war, aber jetzt fühlte es sich jedes Mal wenn er die Hand bewegte, an, als steckten tausend glühende Nadeln in seiner Haut.
    «Was hast du bloß angestellt?», fragte sie missbilligend.
    Er antwortete nicht. Stattdessen versuchte er, sich daran zu erinnern, wie Sara das Baby auf eine besondere Weise angelächelt hatte. Er kannte Saras Mimik in den verschiedensten Situationen, aber dieses Lächeln war ihm neu.
    «Jeff?»
    Er schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte er ihr Gesicht berührt, aber er befürchtete, dann würde sie von seiner Hand nichts als einen blutigen Stumpf übrig lassen.
    «Ich mache dir einen neuen Verband», sagte sie, «aber du musst vorsichtiger sein. Es soll sich nicht entzünden.»
    «Ja, Ma’am», antwortete er in der

Weitere Kostenlose Bücher