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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Versuchsmodell der AOK erinnerte.
    »Guten Tag!«, sprach er mich an. Er hielt mich wohl für eine Klientin, denn er hatte ein verbindliches Lächeln im Gesicht. »Wenn Sie lieber mit einer Frau sprechen wollen … dann warten Sie bitte! Die Kollegin ist im Außendienst.«
    »Nein, ich will zu Ihnen«, stellte ich fest. Er hatte mich auf dem Friedhof wohl nicht bemerkt. Vielleicht verstellte er sich auch bloß.
    Ich fixierte ihn scharf. Er hielt meinem Blick stand. Seine Augen waren blassgrün, die blonden Kopfhaare gelichtet. Er hatte die leicht gebückte Körperhaltung von Menschen, die unter ihrer Körpergröße leiden. Er war schlank, fast mager. Die Sehnen an seinen Unterarmen traten stark hervor. Mit diesem Mann hatte Laura seit einem Jahr zusammengearbeitet? Sie hatte nie ein Wort über ihn verloren.
    »Ich nehme an, Sie sind Herr Naider«, sagte ich, »mein Name ist Maria Grappa, ich war mit Laura Gutweil befreundet.«
    Sein unverbindliches Lächeln verschwand, wurde aber sogleich ersetzt durch einen schmerzlichen Zug um den Mund. Er hatte seine Gefühlsregungen gut im Griff. »Und? Um was geht es?«, fragte er.
    »Ich bin Reporterin«, erklärte ich, »ich war in der Mordnacht eine von Lauras Gästen. Ich habe ihre Leiche gesehen. Können Sie verstehen, dass ich nun den Mörder finden will?«
    Er schaute mich überrascht an. »Den Mörder? Und was macht die Polizei?«
    »Vermutlich dasselbe. War schon jemand bei Ihnen?«
    »Nein, nur ein Kollege von Ihnen. Und … was wollen Sie hier?«
    »Ich möchte mit Ihnen über Lauras Arbeit sprechen.«
    »Glauben Sie, ihre Arbeit hat etwas mit dem Mord zu tun?«
    »Könnte sein. Kamen Sie gut mit Laura aus?«
    Er zögerte. »Sie war eine sehr kompetente Kollegin«, sagte er nach einer Weile, »hilfsbereit und kollegial.«
    »Und? Wie standen Sie persönlich zueinander?«
    »Wie Kollegen.«
    Die Auskunft war mir entschieden zu kurz. »Und warum waren Sie auf dem Friedhof so außer sich? Und was sollten die vielen langstieligen Rosen?«
    »Ich war einmal verliebt in sie«, gestand er, »aber es ist nichts draus geworden. Laura wollte mich nicht.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Noch nicht lange. Ich brauchte eine Weile, bis ich einsah, dass meine Bemühungen erfolglos sein würden …«
    »Merkwürdig! Laura hat Sie niemals erwähnt!«
    »Sehen Sie!«, klagte er. »So unwichtig war ich ihr, dass sie mich nie erwähnt hat. Und zu ihren Festen hat sie mich auch nicht eingeladen. Ich hab es dann irgendwann kapiert …«
    »Und wie haben Sie es verkraftet, psychisch meine ich?«
    Er lachte trocken. »Ich bin Psychologe, Frau Grappa! Trainiert, mit seelischen Ausnahmesituationen fertig zu werden. Und wenn ich das bei meinen Klienten schaffe, warum dann nicht auch bei mir?« Er lachte wieder, aber es klang überhaupt nicht fröhlich.
    »Wo waren Sie an dem Abend von Lauras Party?«
    »Ich war nicht in Bierstadt, ich hatte eine Fortbildung beim ›Forschungs- und Informationszentrum für Kindheit und Sexualität‹ in einer Heimvolkshochschule im Teutoburger Wald zu leiten. Vielleicht wäre das alles nicht passiert …« Er schlug die Hände vors Gesicht.
    Ich musste das Thema wechseln, denn ich konnte Männer nicht weinen sehen. »Erzählen Sie mir von Lauras Arbeit. Und … können Sie mir ihr Büro zeigen?«
    Er führte mich in das hinterste Zimmer. Laura hatte das Beste draus gemacht, mit viel Grünzeug auf der Fensterbank und einigen bunten Postern an der Wand.
    »Hier arbeitete sie also«, murmelte ich und sah mich um. Schreibtisch an der Wand, eine alte mechanische Schreibmaschine, davor zwei Freischwinger, die schon erheblich bessere Tage gesehen haben dürften. Auf dem Schreibtisch locker verteilt Fachbücher und Handakten.
    »An welchem Fall hat Laura zuletzt gearbeitet?«
    »Sie bearbeitete mehrere Fälle auf einmal. Seit drei Wochen hat sie sich um einen besonders schweren Fall von Kindesmissbrauch gekümmert. Ein Mädchen, zehn Jahre alt. Es wurde seit dem fünften Lebensjahr missbraucht.«
    Mich schauderte. »Wie ist so was möglich?«
    »Die Eltern haben mitgemacht. Das Kind wurde zunächst in entsprechenden Posen fotografiert, dann auf manuelle sexuelle Dienstleistungen trainiert … Abgerichtet wie ein Hund – so hat es Laura mir erzählt. Dafür wurde es mit kleinen Geschenken belohnt.«
    »Wie ist die Sache aufgeflogen?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber da gab es Video-Filme, in denen das Kind vor laufender Kamera sexuelle Handlungen an sich selbst oder

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