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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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saßen wir alle in trauter Runde zusammen. Ich hörte zu, und die drei erzählten.
    »Wir haben ihn also freigelassen«, berichtete Aristide, »und dachten, dass er nach Hause gehen würde. Oder zur Polizei. Doch er klingelte bei Mutter. Er wollte sich frisch machen und ausheulen. Wenig später kam ich nach Hause.«
    »Da hat er Sie erkannt?«, fragte ich.
    »Genau. Durch einen dummen Zufall. Einer meiner Freunde raucht eine ganz besondere Art von Zigarillos. Ich hatte den Geruch in meinen Sachen hängen. Er kam sofort drauf, dass ich einer der Entführer war und rastete aus.«
    Da mischte sich seine Mutter ein: »Der Streit war so schlimm. Er schlug Aristide und würgte ihn. Ich hatte Angst, dass er ihn umbringt. Ich griff zu dem Stock und schlug zu. Er fiel um und war tot.«
    Ich überlegte, ob sie wohl mit Notwehr davonkäme. Es würde vom Anwalt abhängen und davon, wie glaubhaft sie dem Gericht ihre Story vortragen würde.
    »Da lag er also tot in diesem Zimmer hier! Wie haben Sie die Leiche auf die Müllkippe geschafft?«
    Jetzt kam Paul Pistors Einsatz: »Anneliese rief mich völlig verzweifelt in der Nacht an und bat mich, sofort zu kommen. Als ich hier war, sah ich die Bescherung. Aristide und ich haben ihn dann ins Auto gepackt und zur Kippe gefahren.«
    »Warum haben Sie nicht die Wahrheit gesagt?«, wunderte ich mich. »Sie haben doch nur verhindert, dass Nello seinen eigenen Sohn umbringt.«
    »Wer hätte mir geglaubt? Sie hätten Aristide für den Mörder gehalten, weil er einer der Entführer war!«
    »Vermutlich wäre es so gekommen«, räumte ich ein. »Doch jetzt ist die Situation auch nicht besser für Sie, oder?«
    »Nein«, gab sie zu, »ich habe mich wochenlang mit der Wahrheit herumgequält.«
    »Wie haben Sie es herausbekommen?«, fragte Paul Pistor. Er war wieder ein ausgeglichener jovialer Mann.
    »Ich habe nichts gewusst, sondern nur etwas geahnt. Sie selbst, Pistor, haben den größten Fehler gemacht. Sie haben mir die Fidelio-Papiere geliefert, damit Feudel keine Chance auf den Intendantenposten hat. Feudel hat vor der Polizei ausgesagt, dass Nello ihm die Unterlagen am Tag der Entführung geben wollte. Das klang plausibel. Da also die Unterlagen nicht bei Feudel waren und nicht bei der Leiche gefunden wurden, musste sie der Mörder haben. Warum haben Sie die Papiere nicht verbrannt?«
    »Das hatten wir eigentlich so abgesprochen«, bekannte Aristide, »deshalb habe ich eben ja auch zugegeben, dass Nello kein Manuskript, sondern die ›Fidelio‹-Papiere bei sich hatte. Warum hast du sie nicht verbrannt, Pistor?«
    Pistor schwieg. Ich übernahm an seiner Stelle die Antwort: »Er wollte seine eigene kleine Intrige spinnen. Pistor ist selbst scharf auf den Intendanten-Posten. Mit meiner Hilfe hat er Feudel aus dem Rennen geschossen. Doch sich gleich mit, denn sein Traum ist jetzt wohl auch passé, oder?«
    Er nickte. Schweigen füllte den Raum. Es war alles gesagt. Ich wusste, dass ich jetzt eine letzte Frage beantworten musste.
    »Werden Sie zur Polizei gehen, Frau Grappa?« Ihre Stimme bebte.
    »Ich will mich nicht unbedingt in Ihr Leben einmischen. Prüfen Sie, ob Sie glücklich weiterleben können – trotz allem.«
    Sie nickte und versuchte ein Lächeln. Ich wusste, dass sie es nicht schaffen würde.

Keine Lust mehr auf Kultur
    Auf der Unfallstation der Städtischen Klinik roch es nach verbrannter Mehlschwitze, Desinfektionsmittel und Zigarettenrauch. Gehetzte Häubchenträgerinnen wieselten über die blitzblank gebohnerten Böden, alte Männer in bleichgewaschenen Frottierbademänteln schlurften über den Flur in Richtung Raucherzimmer, ein Frischoperierter wachte auf, sah mich und wurde heftig wimmernd in ein Zimmer gekarrt. Elend pur.
    Höfnagel lag zwar auf der Privatstation, doch da sah es auch nicht viel besser aus. Ich riss mich zusammen, übte ein aufmunterndes Lächeln, klopfte und trat ein. In dem Zimmer türmten sich die Blumensträuße, ich konnte nur mit Mühe das Bett finden.
    »Hallo, Höfnagel!«, sagte ich. »Mehr Grünes hättest du zu deiner Beerdigung auch nicht gekriegt!«
    »Das ist das Umwerfende an dir, Grappa«, entgegnete er, »dass du für jeden armen Menschen auf der Welt den richtigen Spruch zur richtigen Zeit auf Lager hast. Danke, dass du mich daran erinnert hast, dass der Schuss nicht tödlich war und wir alle nur Gast auf Gottes Erden sind.«
    »Tut mir leid.«
    Ich war zerknirscht. Warum nur trampelte ich in sämtliche Fettnäpfchen, die irgendwo in

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