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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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flacher geworden, und die Mädels von heute können verdammt schnell laufen.«
    Er schaute auf meine Turnschuhe. »Irgendwann werde ich wissen, ob ich dich einholen kann«, behauptete er.
    »Ich arbeite aber mit hinterhältigen Tricks«, kündigte ich an und trat ihn auf den Fuß.
    »Vergebung!«, stöhnte er. »Lass uns den Wagenlenker hinter uns bringen. Was hat eigentlich Battos von dir gewollt?«
    Ich schaute fragend.
    »Der junge Unbill.«
    »Er hat mir ein schönes Gedicht vorgetragen. Ganz ohne zu stottern. Irgendwas von Hesiod. Es bezog sich auf den Steinbrocken, den wir eben gesehen haben.«
    »Sieh an. Das war bestimmt das Gedicht aus der Theogonie. Die Kronos-Mythologie.«
    »Kann sein. Der Knabe ist nicht ohne. Er müsste sich von seinem alten Herrn befreien, dann ginge es bald bergauf mit ihm.«
    Kondis nickte. »Vorbilder hätte er genug. Fast alle Götter haben ihre Kinder oder Eltern getötet. Wer weiß, vielleicht …«
    Er verstummte. Die Vorstellung, den alten Unbill tot zu wissen, gefiel ihm. Mir aber nicht.
    »Lass uns nicht weiter über die Probleme anderer reden«, schlug ich vor. »Wo ist er denn nun, dein gefeierter Wagenlenker?«

Braune Augen und eine weiße Schale
    Wäre er nicht aus Bronze, sondern aus Fleisch und Blut, hätte er ein Zwillingsbruder von Costas, dem Sohn des Busfahrers, sein können. Er stand fast allein mitten in einem Saal des Museums, umringt von schreienden Reiseleitern und fotografierenden Besuchern. Ich steckte meine Gerätschaften zusammen und setzte die Kopfhörer auf. Endlich hatte ich Gelegenheit, genug Atmosphäre zu erwischen.
    Ich drängelte mich zwischen schwitzenden Männern, kreischenden Frauen und desinteressierten Kleinkindern hindurch, um näher an die Statue heranzukommen. Wortfetzen, Anweisungen, Erklärungen und Entzückensschreie wechselten sich ab. Ich nahm sie alle auf.
    Der Bursche hatte eine aufrechte Gestalt und trug ein in langen Falten herabfallendes Gewand, den Chiton. Das Gesicht war jung und ernst. Die vollen Lippen saßen über einem etwas zu langen Kinn. Die Nase war schmal und hatte jenen klassischen Schnitt, mit dem fast jeder Grieche ausgestattet war. Seine Haare lagen in niedliche Löckchen gedreht eng am Kopf und wurden durch ein Stirnband gebändigt.
    Er hatte wunderschöne braune Augen. Bisher hatte ich immer nur augenlose Statuen gesehen, doch dieser hier schaute wie ein lebender Mensch. Die schwarzen Pupillen waren von mittelbraunem Onyx umgeben, die wiederum in weißes Glas eingearbeitet waren. Kaum zu glauben, aber am oberen und unteren Augenrand saßen sogar bronzene Wimpern.
    »Der Wagenlenker gehörte vermutlich zu einer größeren Gruppe von Bronzestatuen«, hörte ich Kondis erklären. Ich pirschte zu ihm hin, rammte dabei einen amerikanischen Touristen, der gerade seine Polaroidkamera quälte, übersah ein auf der Erde krabbelndes Kleinkind und wäre fast lang hingeschlagen. Das Gekreische der Mutter folgte mir. Ich blieb unbeeindruckt und stellte den Rekorder auf »Aufnahme«.
    »Neben dem Wagenlenker, dessen linker Arm nicht gefunden wurde, haben die Archäologen Bruchstücke von Pferdebeinen, den Arm eines Kindes und bronzene Zügel ausgegraben. Das Meisterwerk, das Sie hier sehen, stammt aus dem Jahre 470 vor Christus, und sein Schöpfer ist Polyzalos, Tyrann von Gela auf Sizilien. Er stiftete die Skulptur nach einem Sieg im Wagenrennen. Und nun zeige ich Ihnen noch ein ganz besonderes Kleinod.«
    Kondis drehte sich um und schlenderte zur rechten Wand des Saales.
    »Es handelt sich um die berühmte Apollonschale. Sie ist nicht groß, und man übersieht sie fast, aber sie hat einen unerreichten Charme …« Er stockte. Seine Hand, die auf die Wand deutete, blieb in der Luft hängen. Mein Blick folgte ihrer Richtung.
    Vor uns war ein kleiner Kasten aus Glas an der Wand befestigt. Die Scheiben waren in einem Holzrahmen befestigt. Das Innere des Kastens war leer.
    »Deine Schale ist weg!«, konstatierte ich.
    Almuth Traunich, Gerlinde von Vischering und Martha Maus nickten zustimmend und starrten den leeren Kasten an. Kondis stürzte an uns vorbei und sprach eine der Wachen an. Der Uniformierte erwachte aus seiner Lethargie und rannte wie ein Wiesel zu der Wand. Er brauchte ebenfalls einige Sekunden, um zu begreifen, dass der Tag für ihn nicht so zu Ende gehen würde wie die letzten dreihundert.
    Auf dem Boden des Saals lagen die Reste der Glasscheibe und der Plexiglas-Tellerständer. Jemand hatte sich des Kleinods

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