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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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bemächtigt, und niemand hatte etwas bemerkt, weil alle den Wagenlenker angestarrt hatten!
    Der Wachmann schrie etwas Unverständliches und lief los. »Was passiert jetzt?«, fragte ich Kondis.
    »Er ruft die Polizei. Solange darf niemand das Museum verlassen.«
    »Das ist ein tolles Ding!«, jubelte ich. »Das passt prima in mein Feature. Diebstahl am helllichten Tage im Schatten des berühmten Standbildes. Wie sah der Teller denn aus?«
    »Am Ausgang kannst du jede Menge Postkarten kaufen, auf denen er abgebildet ist.«
    Die Polizei kam ziemlich schnell und ließ sich von Kondis in die Entdeckung des Diebstahls einweihen. Dann reihten wir uns in die lange Schlange ein, die vor dem Ausgang stand. Jeder musste Taschen und Rucksäcke öffnen, Männer wie Frauen wurden abgetastet. Es ging sehr langsam.
    Kurz bevor ich mein Handgepäck öffnete, kaufte ich die besagte Postkarte. Weißgrundige Schale mit der Darstellung des spendenden Apoll stand da. Als Jahreszahl war 480 bis 470 vor Christus angegeben.
    Die Polizisten fanden die Apollon-Schale nicht bei mir. Auch bei keinem anderen. Sie war spurlos verschwunden.
    In meinem Kopf ging es mal wieder drunter und drüber. Schon wieder Kunstdiebstahl – das war das Delikt, das Jason Kondis vorgeworfen wurde.
    Als wir müde und verspätet in unseren Bus stiegen, saß Vater Unbill lesend in seinem Sitz. Er schien ungehalten und guckte mürrisch.
    »Waren Sie nicht im Museum?«, fragte ich.
    »Was soll ich da? Ich kenne es in- und auswendig. Außer dem Wagenlenker und einigen ganz interessanten Friesen gibt es dort wenig wirklich Wertvolles. Hatten Sie wenigstens Ihre Freude?«
    »Aber sicher!«, antwortete ich. »Mir hat am besten die Statue des Athleten Agias gefallen. Er hat den hübschesten Marmor-Po, den ich jemals gesichtet habe. Und er hat noch nicht mal gezuckt, als ich mit meiner Hand sanft über seine Backen strich.«
    Unbills Augen flackerten. Aha, dachte ich, der alte Herr ist doch noch nicht ganz über den Pleistos.
    Ich steuerte auf meinen Sitz zu. Auf dem Weg dorthin sah ich etwas auf dem Boden liegen. Es war eine Eintrittskarte für das Museum, die das heutige Datum trug. Auf ihr war ausgerechnet der gestohlene Teller abgebildet.
    Ich steckte das Papierstück ein und kehrte wieder um. Kondis saß vorn in der ersten Reihe.
    »Wenn eine Reisegruppe ein Museum besucht, so wie wir eben, wie wird das mit dem Eintrittsgeld geregelt?«, raunte ich ihm zu, als ich neben ihm saß.
    »Ich zeige meine behördliche Erlaubnis, bezahle, und wir können rein.«
    »Du bekommst also keine Billets?«
    »Nein. Die Besucher werden abgezählt. Warum willst du das wissen?«
    »Weil ich das hier gefunden habe. Vor einer Minute!« Ich schob ihm die Eintrittskarte zu.
    Im Kombinieren war er nicht der Schnellste. Er guckte nur.
    »Jemand muss vor oder direkt nach uns das Museum besucht haben. Jemand aus der Gruppe. Verstehst du jetzt?«, half ich ihm auf die Sprünge.
    Kondis pfiff leise durch die Zähne. »Er stahl den Teller und war vor allen anderen wieder draußen. Genial!«
    »Dann überleg mal, wer es gewesen sein könnte!«
    »Unbill! Es war Unbill!«
    »Psst! Nicht so laut. Vielleicht war es Unbill. Oder Aris oder Costas. Wir haben gleich drei zur Auswahl.«
    »Ich muss Unbills Gepäck durchsuchen!« Kondis war Feuer und Flamme bei der Vorstellung, seinem Feind »Gutes« zu tun.
    »Langsam. Niemand hat gesehen, dass ich die Eintrittskarte eingesteckt habe. Die Sache mit dem Gepäck ist eine gute Idee, doch es ist noch zu früh. Der Dieb muss sich in Sicherheit wiegen.«
    »Du bist ganz schön clever. Woher weißt du solche Sachen?«
    »Danke für die Blumen. Ich war mal Polizeireporterin. Das war, bevor ich alte Herren und reife Damen auf Lustreisen begleitete. Ich weiß, wie Verbrecher vorgehen. Gelernt ist gelernt! Und jetzt werde ich zu meinem Platz zurückgehen und meine Gedanken schweifen lassen.«
    »Ich mag dich«, murmelte er.
    »Das liegt an meinem herben Charme«, erklärte ich, »da kann kaum jemand widerstehen. Besonders Machos mit gebremstem Schaum sind schlichtweg verrückt nach mir.«
    Aris, der Busfahrer, startete. Sein hübscher Sohn Costas hatte seinen Walkman beiseitegelegt und blätterte in einem Comic-Heft. Ich schlenderte zu meinem Sitz zurück. Die Ton-Ausbeute vom Museumsbesuch konnte sich bestimmt hören lassen, ich wollte die Zeit im Bus nutzen, sie abzuhören und meine Gedanken aufzuschreiben.
    Ich setzte die Kopfhörer auf und spulte zurück. Auf

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