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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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aus. Auch er war groß und trug einen Koffer in der Hand. Er blickte sich um, dann schlich er auf das Lagerhaus zu und verschwand darin.
    Jetzt oder nie! Ich preschte über den Hof, drückte mich an die Tür und horchte. Nichts. Sachte betätigte ich die Türklinke. Ich war drin. Das Licht kam von links, ich folgte dieser Spur.
    Stimmen drangen an mein Ohr. Ich huschte näher, blieb zwischen zwei Regalen, die mit Kartons beladen waren, stehen.
    »Das ist gegen die Abmachung!«, sagte einer der Männer.
    »Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden«, hörte ich den zweiten sagen.
    »Das kann ich nicht hinnehmen!« Der Ton des ersten Mannes war erregt. Seine Stimme war mir vertraut.
    Der zweite Mann lachte. Auch dieses Lachen kannte ich nur zu gut.
    Ich trat zwischen den Regalen vor. »Guten Abend, die Herren!«, sagte ich mit fester Stimme.
    Dr. Egbert von Liliencrons Lider flatterten, als er mich sah. Plötzlich hielt er einen Revolver in der Hand, mit der Mündung in meine Richtung.
    »Lassen Sie Ihre Waffe stecken«, riet Max Lidor dem BKA-Mann, »Frau Grappa ist keine Gefahr für uns.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, widersprach Liliencron und kam auf mich zu. Er übersah einen der beiden Koffer, fiel über ihn und schlug lang hin. Die Waffe schlitterte in meine Richtung. Klar, dass ich zugriff.
    Liliencron rappelte sich hoch und schaute dümmlich.
    »Dilettant!«, schleuderte ihm Lidor verächtlich entgegen. Dann kam der Wolf auf mich zu, streckte die Hand aus und forderte: »Die Waffe bitte!«
    Ich wich zurück, streckte den Arm aus und hielt ihm den Ballermann unter die Nase. »Gehen Sie zurück, aber fix! Und hoch die Flossen, alle beide!«
    Lidor gehorchte. »Er ist der Kopf der Bande!«, erläuterte er und deutete auf Liliencron. »In dem Koffer ist die Sachertorte. Geben Sie mir schon die Waffe!«
    »Sie bleiben, wo Sie sind!«, schrie ich. »Was ist in dem anderen Koffer?«
    »Geld.«
    »Glauben Sie ihm kein Wort«, mischte sich Liliencron ein. »Er hat den Koffer mit dem Plutonium mitgebracht. Er ist El Lobo. Ich habe mich als Kontaktmann des Irak ausgegeben, um zu verhindern, dass das Zeug außer Landes gebracht wird. In dem Koffer ist eine erste Rate der 280 Millionen Dollar. Er ist drauf reingefallen.«
    »Und warum haben Sie mich mit der Waffe bedroht?«
    »Weil ich dachte, dass Sie gemeinsame Sache mit dem Wolf machen! Weil Sie eben so plötzlich aufgetaucht sind! Jetzt aber weiß ich, dass wir beide auf derselben Seite stehen.«
    »Sparen Sie sich Ihr Gesülze!«, fuhr ich ihn an.
    »Es ist genau umgekehrt«, behauptete Lidor. »Er hat das Plutonium mitgebracht. Ich habe nur Geld in meinem Koffer. Überlegen Sie sich gut, wem Sie glauben, Frau Grappa!«
    »Ich weiß nicht, wer lügt und wer die Wahrheit sagt«, teilte ich mit. »Das sollen andere herausfinden. Haben Sie Handschellen dabei?«
    Er nickte.
    »Dann her damit!«
    Liliencron griff mit einer Hand an seinen Gürtel. Da baumelten sie.
    »Langsam herausholen, ganz, ganz langsam!«, befahl ich, die Knarre noch immer in Position.
    »Ketten Sie sich aneinander!«
    »Sie können doch nicht …«, wandte Liliencron ein.
    »Ich kann. Wird's bald?«
    Lidor hielt das Handgelenk hin. Liliencron ließ die Metallfesseln zweimal zuschnappen.
    »Und jetzt den Schlüssel für die Handschellen!«, forderte ich. »Rausholen und zu mir werfen!«
    Ich bückte mich, ohne die beiden aus den Augen zu lassen, und steckte den Schlüssel ein. Dann blickte ich mich um, entdeckte, was ich suchte, und sagte: »Langsam zurückgehen, bis Sie mit dem Rücken an der Leiter stehen. Ja, so ist es gut.«
    Mit einem groben Strick aus naturbelassener Kokosfaser band ich den jeweils freien Arm der beiden an die riesige Aluminiumleiter. Als ich die Stricke festgezurrt hatte, ließ ich die Waffe sinken und atmete erst einmal durch.
    »Was haben Sie vor?« Max Lidor hatte diese Frage gestellt.
    »Ich nehme die Koffer und bringe sie der Polizei«, gab ich bekannt, »die können sich damit herumschlagen. Schönen Abend noch, die Herren!«
    Ich griff die Koffer. Beide hatten eine ähnliche Form, einer war ein wenig schwerer.
    »Ich bitte Sie, die Koffer auf keinen Fall zu öffnen!« Max Lidors Stimme klang so, als befände er sich noch in der Situation, Befehle erteilen zu können.
    »Ach ja? Und welchen der beiden meinen Sie?«
    »Beide. Wer Wege geht, die nicht für ihn bestimmt sind, könnte Schaden nehmen.«
    »Nett ausgedrückt. Aber keine Sorge, die Polizei

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