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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Sachertorte versteckt. Lkw Nummer fünfzehn. Steht schon auf dem Hof.«
    »Was sagst du?« Ich war elektrisiert.
    »Heute Nacht.«

Der große Bluff
    In der Redaktion warteten der Fotograf und Peter Jansen bereits auf mich. »Schön, dass du auch schon kommst«, blaffte mich Jansen an, »in einer Stunde muss der Artikel in der Bezirksredaktion vorliegen. Also – worauf wartest du noch?«
    »Tut mir leid«, entgegnete ich. »Sie haben Rocky Jedwabski erwischt.«
    »Deinen Leibwächter?«
    »Genau den. Er hat sich gestern Nacht auf dem Hof der HoG umgeschaut«, erklärte ich. »Da hat ihm jemand eins übergezogen. Wo ist der Kaffee?«
    Jansen reichte mir einen großen Becher. »Wie geht's ihm?«
    »Es sah schlimmer aus, als es tatsächlich ist. Ich komme gerade aus der Klinik. Stell dir vor, er wäre tot! Und ich hätte Schuld!«
    Die heiße, schwarze Flüssigkeit verbrannte mir den Gaumen. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir – ausgelaugt und fertig!
    »Grappa«, meinte Jansen, »du musst mit dem Artikel beginnen! Ich habe 50 Zeilen eingeplant. Schaffst du das?«
    »Kein Problem«, sagte ich heldenhaft. Ich nahm noch einen Schluck Kaffee und machte mich an die Arbeit.
    Lasotta-Witwe: Ich erfülle Hermanns Vermächtnis – 250 Hilfs-Brummis starten in den Irak – das war die Überschrift.
    Anschließend reihte ich die Fakten aneinander.
    »Mehr hast du nicht auf der Pfanne?«, meinte Jansen enttäuscht, als er den Artikel gegengelesen hatte.
    »Morgen kommt dafür der ganz große Hammer«, versprach ich. »Heute Nacht wird die Sachertorte in einem Lkw versteckt. Und ich werde da sein.«
    »Bist du sicher?«
    »Rocky hat's mir gesagt.«
    Jansen pfiff durch die Zähne. »Jetzt verstehe ich!«, rief er aus.
    »Was verstehst du?«
    »Warum sie die Torte mit der ersten Fuhre wegschaffen müssen.«
    »Ich verstehe noch immer nicht!«
    »Mensch, Grappa! Das Ganze ist ein riesiger Bluff! Die Firma Sotrans ist eine winzige Klitsche. Ich hab mich erkundigt. Die besitzen nur 20 Lkw.«
    »Aber – der Transport besteht doch aus insgesamt 250 Brummis!«
    Jansen sprang auf und schlug sich vor die Stirn. »Versteh doch! Nur diese 20 Lkw gehen auf die Reise. Die HoG zahlt aber für 250 Lkw an die Sotrans. Und wer steckt sich das Geld ein?«
    Ich wusste, wer.

Begegnung im Zweierpack
    Bekleidet mit einer schwarzen Hose und einem dunkelblauen Sweatshirt hatte ich mich hinter einem der Ziergehölze postiert, die auf dem Hof der Wohlfahrtsorganisation Hilfe ohne Grenzen angepflanzt worden waren. Seit zwei Stunden fror ich hier, denn die Nächte waren schon ziemlich kühl in diesem späten Sommer. In einer praktischen Umhängetasche trug ich eine starke Taschenlampe.
    Lkw Nummer fünfzehn. Die Brummis waren am Dach mit Schildern und Ziffern versehen. Auf dem Hof standen zwanzig von ihnen, sie alle waren am Nachmittag von der Polizei durchsucht worden. Im Morgengrauen sollten sie starten.
    Ich rieb meine Hände und hauchte sie mit meinem Atem an. Es war kurz vor 24 Uhr. Die Geisterstunde brach bereits an. Ich war kein Nachtmensch, langsam fielen mir die Augen zu. Mein Magen knurrte.
    Nichts rührte sich. Die einzige Lichtquelle, an der ich mich orientieren konnte, war eine halbblinde Funzel, die an der Ecke des Lagerhauses angebracht worden war. Zwischen mir und dem Schuppen lagen hundert Meter Luftlinie. Gleich halb eins. Mir schien, dass der einzige Ort auf der Welt, an dem heute Nacht nichts stattfinden würde, dieser Hof sein würde.
    Da! Motorengeräusche. Zuerst leise, dann kamen sie näher. Ein schwacher Lichtschein huschte über die Laster. Ein Auto fuhr über den Hof, parkte ordentlich vor dem Lagerhaus und stoppte. Der Fahrer löschte die Scheinwerfer. Ich hörte eine Autotür zufallen. Dann Schritte. Ich lugte zwischen den Zweigen des Gesträuchs hervor. Ein Mann ging hoch aufgerichtet zu dem Lagerhaus, in der rechten Hand trug er einen größeren Koffer.
    Platz genug für 2,5 Kilo Plutonium, dachte ich. Die Gestalt öffnete die Tür zu dem Gebäude, ich sah ein Licht, die Tür fiel hinter dem Mann ins Schloss.
    Hundert Meter bis zu diesem Fenster, hinter dem der Schatten des Mannes noch zu sehen war. Die müsste ich schnell schaffen. Ich wollte gerade lossprinten, als ich ein anderes Geräusch hörte. Wieder ein Auto, doch diesmal ohne Licht. Der Wagen fuhr langsam, fast geräuschlos vor und hielt an. Der Fahrer blieb eine Weile im Fahrzeug sitzen, dann öffnete sich leise die Tür, und er stieg

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