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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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mitnehmen?«, fragte ich in einem plötzlichen Anflug von Großzügigkeit.
    »Danke, nicht nötig. Ich bummle ein bisschen durch die Stadt«, antwortete Libussa. »Danach bin ich mit einem Freund zum Essen verabredet.«
    »So, so.« Mit wem sie Kontakt hatte, interessierte mich herzlich wenig.
    »Ich treffe mich mit Nik«, lächelte sie. »Hat er Ihnen nichts davon erzählt? Wir gehen in ein italienisches Restaurant – es ist, glaube ich, sein Stammlokal.«
    Unser Stammlokal, dachte ich.
    »Natürlich hat Nik mir's gesagt«, log ich. »Dann guten Appetit.«
    Ich winkte ihr locker zu, ging schnell zum Parkplatz, startete den Wagen und fuhr los. An der ersten roten Ampel spürte ich heißes Blut unter meinen Schläfen pochen und auf der Zunge einen bitteren Geschmack. Warum nur ging alles langsam, aber unausweichlich den Bach hinunter?

Scham und Schärfe
    Ziemlich niedergeschlagen erreichte ich die Redaktion. Ich fühlte Geborgenheit, hier war ich fast mehr zu Hause als in meiner Wohnung, in der ich mit einem Mann lebte, der schon nach so kurzem Zusammenleben begann, mich zu hintergehen, und dabei glaubte, ich würde nicht dahinter kommen.
    »Ist was?«, fragte Peter Jansen. »Du siehst ziemlich brummig aus.«
    »Ich habe Kristin Faber im Krankenhaus besucht. Es war schrecklich.«
    »Kann ich mir vorstellen«, behauptete mein Chef und schob nach: »Hast du ein Foto von ihr?«
    »Nein.« Den Knipsapparat in meiner Tasche hatte ich völlig vergessen. »Der Chefarzt war dabei und hat mich bewacht wie ein Luchs.«
    »Schade«, meinte Jansen. »Wie wär's mit einem Mittagessen bei Mamma mia , bevor du in die Tasten haust? Ich lade dich ein.«
    »Gute Idee.« So komme ich auch noch zu einem italienischen Essen, dachte ich bitter.
    Die Pizzeria um die Ecke war zu eng, zu schlecht belüftet und ziemlich verqualmt. Wir wählten unseren Stammplatz zwischen Vorspeisenbuffet und der Treppe zum Klo.
    »Eine Pizza diabolo«, bestellte ich, weil ich plötzlich Lust hatte, mein Inneres mit Pepperoni zu verbrennen.
    »Wein?«, fragte Jansen, der eine Calzone geordert hatte.
    »Nein, lieber nicht. Aber 'ne große Pulle Pellegrino.«
    »Si, Signora«, brabbelte der Kellner, der gar kein Italiener war. Als er im Fast-Food-Laden nebenan die Hackklopse traktiert hatte, sprach er noch fließend Ruhrpott.
    »Ich habe einen Anruf von Dr. Hans Burger bekommen«, begann Jansen. »Das ist der Vater von Kristin Faber.«
    »Ich weiß. Was wollte er?«
    Das Knusperbrot und die Knoblauchbutter rückten an.
    »Er hat deinen Artikel gelesen.«
    »Wirklich?«, staunte ich. »Ich nehme an, dass er von meiner geschliffenen Sprache hingerissen war.«
    »Nicht direkt. Ihm gefällt die Tendenz nicht.« Jetzt war es raus.
    »So, so.« Ich biss genüsslich ins Brot, es knackte, ein paar Krümel fielen auf die Tischdecke. Betont langsam fegte ich sie zusammen. Ob Nik und Liesel schon am Aperitif genippt hatten?
    »Er hat uns gebeten, etwas sachlicher über den Fall zu berichten.«
    Überrascht blickte ich auf. »Was du nicht sagst!«
    »Er hat aber im Grunde viel Verständnis dafür, dass uns der Fall seiner Tochter publizistisch interessiert«, machte er weiter den Eiertanz.
    »Wir dürfen also tatsächlich noch über den Fall schreiben?«, fragte ich spöttisch.
    »Grappa!«, rief Jansen aus. »Nun mach's mir doch nicht so schwer. Der Mann ist fix und fertig. Er liebt seine Tochter abgöttisch, und er hofft, dass sie eines Tages wieder aufwacht.«
    »Das wird sie ganz bestimmt nicht tun – ihr Gehirn ist teilweise zerstört, und er weiß das auch. Was will er konkret?«
    »Er will mit dir reden. Damit du seine Position verstehst und nicht nur mit dem armen Ehemann leidest. Immerhin hat der versucht, seine Frau umzubringen.«
    »Dagegen habe ich überhaupt nichts.«
    »Dass er seine Frau umbringt?«
    »Quatsch. Ich werde mit ihm reden.«
    Die Pizzen kamen. Meine war übervoll mit grünen Pepperoni belegt, die durch die Hitze des Pizza-Ofens einige dunkelbraune Flecke verpasst bekommen hatten.
    »Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann, Grappa«, sagte Jansen erleichtert.
    »Klar. Als Journalist kannst du nie genug Informationen sammeln. Ich bin mal gespannt, wie er sich die Zukunft seines Enkelkindes vorstellt, wenn es wirklich geboren werden sollte.«
    »Der Mann ist sehr katholisch«, erklärte Jansen. »Abtreibung kommt für ihn unter keinen Umständen in Frage.«
    Ich nahm eine Schote von der Pizza und steckte sie in den Mund.
    »Dass du

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