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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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fünf meiner Kollegen, sie in mein Zimmer zu bringen. Die standen dann grinsend da, als Libussa mir einen Kuss auf die Wange hauchte und mich mit ›Niki-Schatz‹ ansprach. Mann, war mir das peinlich.«
    »Und dann?«
    »Ich hab sie rausbugsiert. Sie war ziemlich sauer. Aber – was ist denn jetzt, Grappa-Baby? Kommst du nun rein, oder nicht? Mein Rücken muss geschrubbt werden! Oder soll ich Libussa anrufen?«

Endzeitgefühle
    In dieser Nacht wachte ich immer wieder auf, grübelte über alles und nichts, befasste mich mit der Endlichkeit des Lebens, der Vergänglichkeit von Gefühlen und der Traurigkeit des Alleinseins.
    Nik merkte von allem nichts, er lag neben mir und schlummerte. Wir hatten einen schönen Abend verbracht, alles schien so wie immer. Aber ich wusste, dass nichts wie immer war.
    Morgens dann, am Frühstückstisch, wollte ich ein unverfängliches Thema anschneiden, doch mir fiel keins ein.
    »Wie war eigentlich der Termin bei deiner Steuerberaterin?«, half mir Nik.
    »Düster«, erwiderte ich. »Ich hab vergeblich versucht, dich als außergewöhnliche Belastung abzusetzen.«
    »Tut mir leid«, grinste Nik. »Lässt sich denn da gar nichts machen?«
    »Im Gegenteil. Ich hab der Steuerberaterin ein Bild von dir gezeigt.«
    »Und?«
    »Sie meint, dass ich für dich Luxussteuer zahlen muss.«
    Wir lachten, doch mein Lachen hatte einen unechten Ton. Ich beschäftigte mich mit meinem Vollkornmüsli, konnte aber den Blick nicht von ihm lassen.
    »Warum guckst du so?«, fragte Nik irritiert. »Ist was?«
    »Nicht direkt«, antwortete ich. »Ich will dir nur sagen, dass du jederzeit gehen kannst, wenn du willst.«
    »Willst du mich loswerden, Grappa?« Der Schreck in seinem Blick tat mir wohl.
    Ich stand auf, nahm seinen Kopf, strich über sein dunkles Haar und flüsterte: »Da wäre ich schön blöd. Ich glaube nicht, dass es noch einen anderen Mann gibt, der so ist wie du. Der so schönes Haar hat.«
    Dann küsste ich seine Augenlider: »Ich glaube auch nicht, dass es noch einen weiteren Mann in diesem Land gibt, der so einen betörenden Schlafzimmerblick hat.«
    Ich biss sanft in seine Nasenspitze und murmelte, dass es kaum einen Mann gebe, dessen Nase so klassisch geformt sei, wandte mich dann seinen Ohren zu, bezeichnete sie als ausgesprochen niedlich und als Traum jedes Schwergewichtsboxers.
    »Was ist bloß los mit dir?«, fragte Nik verdattert. »Hast du was ausgefressen?«
    »O Mann!«, stöhnte ich auf. »Ich versuche, dir zu sagen, wie sehr ich dich mag ...«
    »Tatsächlich?«, grinste Nik. In seinen grauen Augen blitzte Übermut. »Ruf im Büro an und sag denen, dass du ein gutes Stündchen später kommst.«

In Stein gemeißelt
    Dr. Hans Burger und seine Gattin Brigitte hausten in einer Nobelhütte mit großem parkähnlichen Auslauf, videoüberwachten Eingängen und einer repräsentativen Auffahrt.
    Jansen hatte mir bei dem Anruf in der Redaktion mitgeteilt, dass er die Audienz bereits für mich organisiert hatte – vermutlich, damit ich die Sache nicht auf die lange Bank schob. Und er hatte mich gebeten, mir was Gediegenes anzuziehen. Also hatte ich auf Jeans und Sweatshirt verzichtet und mich in mein einziges Kostüm geworfen. Es hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.
    Das rote Haar lag brav frisiert am Schädel, die Augen waren nicht so dramatisch geschminkt wie üblich, die Lippen schmückte nur ein leichter rosa Schimmer, und ich hatte meine Goldrandbrille aufgesetzt. Nik staunte, als er mich vor meinem Abmarsch zu Gesicht bekam, und stellte überraschende Ähnlichkeiten zwischen mir und seiner früheren Erdkundelehrerin fest – nur dass die nie diesen seligen Blick im Auge gehabt hätte.
    »Du siehst irgendwie befriedigt aus«, stellte mein Lustobjekt fest und schlang sich ein Handtuch um die Hüften.
    Ich gab Nik einen Kuss auf die Wange und kniff ihn in den Po. »Iss noch ein Brötchen, damit du wieder zu Kräften kommst«, riet ich. »Ich muss jetzt los – Fabers Schwiegerpapa mit professionellen Fragen quälen.«
    Man erwartete mich bereits, denn das schmiedeeiserne Tor öffnete sich wie von Geisterhand – gerade als ich anklingeln wollte. Vor der Villa waren ein paar teure fahrbare Untersätze geparkt, die Nik in helles Entzücken versetzt hätten. Ich versuchte, mir die Automarken zu merken, doch ich vergaß sie gleich wieder. Mir Überflüssiges zu merken, war noch nie mein Ding gewesen.
    Dr. Hans Burger stand in der Tür, als ich die halbrunden Treppen zur Haustür

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