Grappa 14 - Grappa im Netz
herzlich.
Redet der immer so einen Schrott? , fragte der Kater.
»Woher hast du den Tipp?«
»Informantenschutz, Grappa. Kann ich wirklich nicht sagen. Aber ich werde den Laden besuchen und mit dem Besitzer reden. Und dann schreib ich darüber.«
»Und warum erzählst du mir das alles? Du weißt doch, dass ich bei der Konkurrenz arbeite.«
»Ach, du mit deinem Kinderfernsehen!«, frotzelte er. »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.«
»Welchen?«
»Du bist doch mit der Referentin des OB befreundet. Frag sie doch mal, ob Nagel eine Geliebte hat.«
»Und wenn ja?«
»Dann glaube ich, dass die ganze Entführung nur vorgetäuscht ist. Nagel will sich mit seiner Geliebten absetzen – auf Nimmerwiedersehen. Und dazu ist er in den Jemen gereist!«
Wer ist 85 Doppel-D?
Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen: Bierstadts Oberbürgermeister zwischen den wassermelonengroßen Brüsten einer Frau! Der Mann war viel zu pflichtbewusst, um einfach so zu verschwinden, und dass er sich scharfe Dessous ausgerechnet in einem Shop direkt neben dem Rathaus besorgte, war ja an Naivität kaum zu überbieten.
Außerdem – was war mit dem Ohr? Wenn es wirklich Nagels Teil war, dann konnte Piny seine haarsträubende Geschichte aus Tausendundeiner Nacht in die Tonne hauen.
Als Piny gegangen war, griff ich zum Telefon. Die Referentin des Oberbürgermeisters fiel aus allen Wolken, als ich sie auf direktem Weg nach einer Affäre ihres Chefs mit einer Frau fragte, die vermutlich eine enorme Oberweite hatte. Ich schickte TOP eine SMS auf sein Handy: Niemand kennt 85 Doppel-D. Das musste erst mal reichen.
Der Hausputz ließ sich nicht mehr umgehen. Als mich Eberhard im Badezimmer herumwühlen hörte, steckte er den Kopf durch die Tür.
»Du willst mir doch nicht etwa beim Putzen helfen?«, fragte ich.
Rhetorische Fragen kannst du also auch!
»Wenigstens dein Katzenklo könntest du selbst sauber machen!«
Eberhard schenkte sich die Antwort und sprang mit einem mächtigen Satz auf die Fensterbank. Dabei riss er ein paar leere Parfumflakons um, es schepperte und klirrte gewaltig. Der Kater erschrak und hüpfte von der Fensterbank auf meine Schultern.
»Ist ja gut, Löwe!«, beruhigte ich ihn. »Ich wollte die Dinger sowieso mal aussortieren. Am besten, du verziehst dich wieder ins Wohnzimmer und lässt mich meine Frauenarbeit allein machen, ja?«
Eberhard trollte sich. Ich sah ihm nach. Eigentlich passten wir immer besser zusammen, der Kater und ich. Mit keinem Mann hatte ich es jemals so lange ausgehalten ... oder gar zusammengelebt. Der Große Lamborghini lag jedenfalls mit seiner Analyse völlig daneben.
Nach dem Aufräumen packte mich die Neugier. Was war mit Peter Jansen? Zu Hause konnte ich ihn schlecht anrufen, denn im Familienkreis konnte er bestimmt nicht ungestört reden. Ich sendete ihm eine SMS auf sein Handy und eine Mail auf seinen Rechner. Vielleicht würde er sich ja melden.
Da ich schon mal am PC saß, startete ich zu einem kleinen Ausflug in die Chatrooms. Zuerst sah ich nach SCUM, sie war mir als Einzige unter Quincys Kontakten in Erinnerung geblieben. Falls der Nick wirklich etwas mit den Sprüchen der skurrilen Feministin zu tun hatte, hätte die Frau dahinter genug Männerhass im Gepäck, um die Kerle reihenweise ins Gras beißen zu lassen.
Doch SCUM war nicht online, vielleicht frönte sie gerade jetzt ihrer außergewöhnlichen Freizeitbeschäftigung. Wie könnte ich sie locken, mit mir Kontakt aufzunehmen? Klar, indem ich so tat, als sei ich ein Mann auf der Suche nach einem Abenteuer.
Ich meldete mich unter den Pseudonym Magic-Phalle ein, der Name war eindeutig und anzüglich, gab mir ein Alter von fünfundvierzig Jahren und legte mir zwei Kinder zu. Es dauerte ziemlich lange, bis ich einen halbwegs stimmigen Text verfasst hatte:
Ich bin verheiratet und suche ohne Trennungsabsichten von meiner Frau eine Sie für einen diskreten Seitensprung. Bin beruflich (Jurist) unabhängig und schätze eine hohe Lebensqualität, bei der die Freizeit an erster Stelle steht. Einen Teil meiner Freizeit widme ich schönen Dingen wie Kunst und Kultur; auch mein Interesse für Geschichte, Politik und alte Musik ist sehr ausgeprägt – ebenso schätze ich sportliche Aktivitäten wie Schwimmen. Bin fröhlich, ausgeglichen und lache sehr gerne. An das Glück in der Ehe glaube ich nicht mehr, eher an – was immer man darunter auch verstehen mag – »Zweisamkeit«. Ich möchte wieder die Schmetterlinge im Bauch
Weitere Kostenlose Bücher