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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Regisseur ging mit ihr die Positionen durch und legte die Gänge fest. Ich übernahm die Rolle der Gäste und sagte mit tiefer, verstellter Stimme: »Ich bin ein Dreckskerl, ein schmutziger gemeiner Dreckskerl!«
    Gudrun Ottawa sah mich leicht irritiert an, sagte aber nichts.
    Wir zogen die Studioprobe bis zum Ende durch. Die Ottawa war hochprofessionell und unkompliziert. Das gefiel mir.
    Nachdem wir noch gemeinsam ein Glas Wein in einem Bistro in der Nähe getrunken hatten, fuhr ich die Moderatorin zu ihrem Hotel.
    Es dämmerte schon, als ich zu Hause ankam. Der Kater saß draußen vor der Haustür. Er hatte diesmal niemanden gefunden, der ihn ins Haus eingelassen hatte.
    »Tut mir Leid, mein Löwe«, seufzte ich und nahm ihn auf den Arm. »Wir müssen uns was überlegen. So geht das nicht.«
    Ich bemerkte, dass das Fell des Katers an einer Stelle feucht war. Eberhard hatte eine blutige Schramme unter dem Bauch.
    »Wer hat dich denn zwischengehabt?«, fragte ich.
    Ein Kampf zwischen Konkurrenten, meinte er tapfer.
    »Und wer hat gewonnen?«
    Das fragst du?
    »Flunkerst du auch nicht?«
    Der Kater schwieg beschämt.
    In der Wohnung schleppte ich Eberhard ins Bad, setzte ihn vor eine Lampe und betrachtete die Bescherung. Der Riss war drei Zentimeter lang, aber nicht besonders tief.
    »Muss ich den tierärztlichen Notdienst rufen?«
    Lass mal. Ein Mann braucht Macken.
    »Sehe ich auch so.«
    Ich checkte mal wieder meine E-Mails – entdeckte nichts Besonderes – und ging früh zu Bett. Meine letzten wachen Gedanken galten meinem Freund Peter Jansen, der wahrscheinlich gerade bei Ada Hecke, dem Eiszapfen, auf dem Sofa saß. Ob er sie wirklich zum Schmelzen bringen würde? Morgen würde er mir alles erzählen müssen.

Hausputz
    Eberhard war wegen seines Fights wohl so genervt, dass er meinem Bett fern blieb. Aber er war wieder einigermaßen gut gelaunt, als ich mich gegen zehn aus dem Bett hochrappelte. Heute war Samstag und ich hatte frei. Nicht ganz, denn Hausputz war angesagt. Besonders das Bad hatte es nötig. Überall lagen Körner des Katzenstreus verteilt, die sich nicht besonders angenehm unter meinen nackten Fußsohlen machten.
    Doch zuerst ein kräftiges Frühstück. Dazu gehörten Eier. Rührei für mich und für den Kater ein Spiegelei – wie jedes Wochenende.
    Ach ja! Schöne Musik fehlte noch. Im Nachthemd schlurfte ich zum CD-Regal, griff blind hinein und zog eine Disk heraus. Cinema-Classics.
    Um Himmels willen, das war einer der vielen Sampler, die ich im Laufe der letzten Jahre geschenkt bekommen hatte. Diejenigen meiner Lover, die wussten, dass ich auf Klassik stand, sich aber nie die Mühe gemacht hatten, genauer in Erfahrung zu bringen, was ich gerne hörte, hatten den Grundstein für diese Sammlung gelegt. So besaß ich inzwischen vielerlei gemischtes Tralala im Schrank, denn manche hatten mich mit mehreren Gaben dieser Art erfreut. Kuschelklassik , Musik für Momente der Entspannung und Schmuse-Jazz – so die weiteren Titel meiner Kollektion. Auch Bach zum Backen konnte mich nicht begeistern, dann eher schon Pergolesi zum Putzen . Nein, doch nicht.
    Ich schob die Sampler ins Regal zurück und griff wieder blind zu. Peter Tschaikowsky . Schon besser. Die Ouvertüre 1812 op. 49 .
    Ich grinste.
    Als die ersten Takte erklangen, stellte der Kater die Ohren auf. Schrecklich!
    »Passt aber zu deinem Zustand«, erklärte ich. »Hat mit Napoleon zu tun und dem verlorenen Russlandfeldzug. Gleich kommt noch Schlachtenlärm und Glockengebimmel. Mit welchem dominanten Kater hast du dich eigentlich gestern gefetzt?«
    Mach die Musik aus, muffelte er, dann erzähl ich's dir.
    »Soll ich meine Händel-Arien auflegen?«, meinte ich scheinheilig. »Oder etwa doch Kuschel-Rock? «
    Am besten gar nichts. Mein Schädel brummt. Und Hunger habe ich auch.
    »Kriegst ja gleich dein Spiegelei. Also? Wie heißt er?«
    Marvin.
    »Du lässt dich von einem verhauen, der Marvin heißt?«, fragte ich entsetzt und schlug das Ei in die Pfanne.
    Man trifft sich im Leben immer zweimal.
    »Vielleicht solltest du ihm besser aus dem Weg gehen!«, riet ich.
    Nein. Pass lieber auf das Ei auf!
    »Möchtest du es blutig, à point oder bien cuit? «
    Das Eigelb sollte flüssig sein!
    »Wie der Herr befiehlt!«
    Fünf Minuten später nahmen wir unser Frühstück ein. Eberhard hockte auf dem Boden und schleckte konzentriert das Gelb des Spiegeleis auf, das ich auf einen Teller gelegt hatte. Das Tier hielt sich an die Bedingung, die ich an

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