Grappa 14 - Grappa im Netz
also der Experte für Serienmörder«, legte ich gleich los. »Wie wollen Sie in diesem Fall vorgehen? Haben Sie schon eine Idee?«
»Ach wissen Sie«, meinte Kaligula und sah mir in die Augen, »so schnell geht das alles nicht. Zuerst einmal heißt es: Informationen sammeln.«
»Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, zeigte ich mich kooperativ.
»Ich lasse Sie beide dann mal allein«, kündigte Brinkhoff an. »Soll ich Ihnen einen Kaffee besorgen?«
Die Frage war an mich gerichtet, der Hauptkommissar kannte meine Vorliebe für die starke schwarze Brühe.
»Sie sind ein Schatz!«, nickte ich und blickte mich in Kaligulas Büro um. An einer Tafel hingen Fotos, doch ich saß zu weit weg, um Details erkennen zu können.
»Ich lasse ihn gleich bringen«, versprach Brinkhoff und verschwand.
»Sie hatten doch Kontakt zu dem Zeugen Strammer Hengst. « Kaligula hatte die Frage von vorhin nicht vergessen. »Was wissen Sie über ihn?«
»So gut wie gar nichts«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Er hat mich im Internet angequatscht. Erst schien alles auf Sex hinauszulaufen, doch dann redete er plötzlich über die Morde. Und an einem Abend sagte er den letzten Mord voraus. Aber das hat Ihnen Herr Brinkhoff doch bestimmt schon alles erzählt.«
»Ja. Halten Sie den Mann für glaubwürdig?«
»Keine Ahnung. Kann natürlich auch ein Zufallstreffer gewesen sein. Leider hat er sich danach nicht mehr gemeldet. War vielleicht doch nur ein Angeber.«
»Wie kam der Kontakt eigentlich zu Stande?«
Ich musste wohl etwas weiter ausholen. Es klopfte und der Kaffee kam in Form einer Thermoskanne, die von einem jungen Beamten angeschleppt wurde. Auch die Becher hatte er nicht vergessen.
Ich servierte Kaligula einen knappen Bericht über die Single-Show Herzflimmern und meine Internetrecherchen. Dass ich mich mit dem Nicknamen des letzten Mordopfers eingeloggt und dabei unter anderem das Profil SCUM entdeckt hatte, erwähnte ich erst einmal nicht. Es war immer gut, noch etwas in der Hinterhand zu haben.
»Ich würde gern einen Film über Ihre Arbeit machen«, sagte ich.
»Das ist nicht üblich. Der Täter oder die Täterin sollen nicht wissen, wie nah wir dran sind.«
»Sind Sie denn schon nah dran?«, fragte ich.
»Leider nicht!«, seufzte der Profiler. »Ich habe noch kein Gefühl entwickeln können.«
»Gefühl?«, fragte ich überrascht.
»Viel wissen Sie nicht über meine Arbeit, oder?«
»Nur das, was man so in amerikanischen Kriminalfilmen sieht.«
»Könnten Sie mir die E-Mails des Strammen Hengstes überspielen?«
»Klar«, sagte ich. »Wenn Sie mich an Ihren PC lassen und mir eine Diskette geben, stelle ich Ihnen die komplette Kollektion zusammen.«
Kaligula loggte sich aus und ich setzte mich an seinen Schreibtisch. Es dauerte eine Weile, bis ich die Mails des Hengstes überspielt hatte.
»Ein Foto hat er Ihnen nie geschickt, oder?«, wollte der Profiler wissen.
»Doch. Aber keines, wo sein Kopf drauf war. Ich habe es gelöscht.«
Ich reichte Kaligula die Diskette und loggte mich aus. »Darf ich mir die Fotos ansehen?«
Und schon stand ich vor der Tafel mit den angehefteten Fotos. Auf einem Bild war Quincy zu sehen. Total und close-up. Er lag verrenkt auf dem Bett, nur mit einem knappen Slip mit Leopardenmuster bekleidet. Das Teil passte überhaupt nicht zu seinem gelebten Biedermann-Image, wirkte fast lächerlich.
»Haben Sie ihn gemocht?«, fragte Kaligula, der hinter mich getreten war.
»Gemocht?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht behaupten. Er war nur ein Kollege. Ich hatte nicht viel mit ihm zu tun. Wie das eben so ist! Man sieht sich morgens auf der Konferenz und geht dann seiner Wege.«
»Was wissen Sie noch über ihn?«
»Dass er im Internet gesurft hat, wissen Sie ja wohl.«
»Wir haben seine Daten im Büro-PC gefunden und gesichert.«
»Und? Sind Sie zu wichtigen Erkenntnissen gelangt?«, fragte ich.
»Ja. Jemand hat nach seinem Tod in seinem persönlichen Register gestöbert – und sich Daten herauskopiert.«
»Interessant!«, rief ich aus. »Vielleicht die Mörderin?« Ich spürte, dass mir heiß wurde.
»Leider können wir das nicht feststellen, denn die Person hat Urbans Kennung gewusst. Haben Sie eine Idee, an wen wir uns in dieser Sache halten könnten?«
»Keine Ahnung!«, log ich und wurde prompt rot. Schnell drehte ich mich um und blickte wieder auf die Fotos. »Hat er sehr leiden müssen?«
»Tod durch Rattengift dauert schon ein Weilchen«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher