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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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spüren, das gewisse Kribbeln. Deshalb suche ich dich, eine nette Frau zwischen dreißig und fünfzig, attraktiv, mit viel Sinn für Zärtlichkeit und Erotik. Es sollte dir ein Bedürfnis sein, dich ausgiebig körperlich verwöhnen zu lassen. Solltest du dich angesprochen fühlen, dann gib dir einen Stoß und melde dich!
    Ich hatte den Text gerade abgespeichert, als mal wieder das Telefon klingelte.
    »Du kannst wohl gar nicht mehr ohne mich sein«, muffelte ich Tom Piny an. »Gibt es was Neues an der BH-Front?«
    »Danke für deine SMS. Aber deshalb ruf ich nicht an. Die SPD will sich jetzt aktiv um die Freilassung von Nagel kümmern.«
    »Was du nicht sagst! Dann hat der Kommentar von Jansen wohl doch Wirkung gezeigt.«
    »Und wie!« In Toms Stimme lag so etwas wie Spott. »Sie haben die Aktion ›Ein Lichtlein für Nagel‹ aus der Taufe gehoben. Abends, wenn es dunkel wird, sollen die Bierstädter eine Kerze ins Fenster stellen, um Geschlossenheit zu demonstrieren. Ist das nicht irre?«
    »So wie früher für die Menschen in Ostdeutschland?«, fragte ich ungläubig.
    »Genau die gleiche Nummer. Die Kerzen werden in der SPD-Geschäftsstelle, im Rathaus, bei der Arbeiterwohlfahrt und beim Westdeutschen Rundfunk verkauft. Ist das nicht die Lachnummer schlechthin?«
    »Es ist wenigstens ein Anfang, ein symbolischer Akt«, entgegnete ich. »Besser als gar nichts!«
    »Glaubst du wirklich, dass der schlappe Schein von Teelichtern jemanden im fernen Jemen beeindruckt?«
    »Wer weiß«, sagte ich. »Vielleicht geht manchem in Bierstadt wenigstens ein kleines Licht auf.«
    Nicht wirklich angetan von den Bemühungen der Bierstädter, ihren Oberbürgermeister zu retten, verabschiedete ich mich von TOP und wandte mich wieder dem PC zu. Für Magic-Phalle war natürlich noch keine Nachricht da, dafür aber jede Menge Mails an die Adresse meines anderen Pseudonyms Anima. Ein Mann namens Einsamer Butterkeks buhlte mit dem Satz: Steh auf Cyber-Sex – du auch? um meine Gunst. Ich schrieb zurück: Hast du einen an der Waffel? Dann fragte mich noch ein Typ namens Tscherno_Bill geradeheraus: Was hast du gerade an? Meine Antwort: Geblümte Kittelschürze. Leider glänzte der Stramme Hengst durch Abwesenheit, mit dem hätte ich wenigstens nett über die nächsten Morde plaudern können.

Caligula und Catilina
    Am nächsten Morgen überraschte mich Hauptkommissar Brinkhoff mit der Information, dass das Landeskriminalamt einen Profiler abgestellt und nach Bierstadt entsandt habe. Ich saß bereits in meinem Büro und brütete unwillig über den letzten Feinheiten der Pilotsendung.
    »Ein Profiler? Das ist endlich mal ein Aufhänger!«, jubelte ich durchs Telefon. »Kann ich den Mann kennen lernen? Mit ihm reden? Ihn interviewen?«
    »Nun mal langsam«, forderte Brinkhoff.
    »Wieso langsam?«, fragte ich. »Warum erzählen Sie mir denn dann davon?«
    »Sie sollen ihn ja kennen lernen. Aber erst mal ohne Kamera. Er hat mich übrigens sogar darum gebeten, den Kontakt zu Ihnen herzustellen. Ich habe ihm erzählt, dass Sie Verbindung zu einem Informanten haben.«
    »Leider ist der Stramme Hengst wie vom Erdboden ... oder wie vom Netz verschluckt.«
    »Haben Sie etwas von den Chats oder den E-Mails gespeichert?«
    »Ja, klar. Die stelle ich Ihrem Kollegen gern zur Verfügung. Aber viel wird er nicht damit anfangen können.«
    »Abwarten. Er interpretiert solche Dinge anders als solche einfachen Polizisten wie ich. Ich werde Dr. Kaligula sagen, dass Sie bereit sind, ihn treffen.«
    »Wie heißt der?«, lachte ich.
    »Kaligula. Dr. Julius Kaligula.«
    »Caligula? Das war ein römischer Kaiser!«
    »Ja. Dieser hier schreibt sich aber mit K am Anfang.«
    Brinkhoff versprach, sich wieder zu melden. Ich zog die Bierstädter Allgemeine Zeitung aus dem Stapel der Tagesblätter, die auf meinem Tisch lagen. Nein, Tom Piny hatte sich doch noch nicht getraut, Nagels Ausflug ins Land der superheißen Höschen zu thematisieren. Er hatte sich darauf beschränkt, die Verkaufsstellen für die Teelichter bekannt zu geben, deren Licht die Entführer beeindrucken sollte.
    Ich schaute auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis zur Programmkonferenz. Zeit genug, mal eben ›zufällig‹ an Jansens Büro vorbeizugehen und ihm einen guten Morgen zu wünschen. Auf mein beherztes Klopfen folgte ein munteres »Herein«. Jansen hatte ebenfalls einige Zeitungen vor sich liegen und trank Kaffee.
    »Hi, Peter«, begann ich, »guten Morgen. Und? Geht's gut?«
    »O ja, danke der

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