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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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kann doch nicht alles sein!«, zweifelte ich. »Diese Kriterien treffen auch auf mich zu!«
    »Nein«, widersprach Dr. Kaligula.
    »Ach? Und warum nicht?«, fragte ich verblüfft.
    »Sie können Ihre Gefühle nicht besonders gut kontrollieren«, erklärte er und seine Lippen kräuselten sich spöttisch.
    »Jetzt haben Sie mich aber voll durchschaut!«, grinste ich. »Sie sind ein ja doch echter Experte!«
    »Ach, wissen Sie!« Kaligula grapschte nach meiner Hand und hielt sie fest. »Sie sind wie ein offenes Buch für mich. Und das ist gut so!«
    Ich – ein offenes Buch? Das hatte mir noch nie jemand attestiert. Da bemühte ich mich seit Jahren, mich mit einem mysteriösen und exaltierten Flair zu umgeben, und dann kam dieser Psychologe und hielt mich für schlicht gestrickt!
    Zur Strafe entzog ich ihm meine Hand.
    »Jetzt zum Beispiel sind Sie eingeschnappt«, stellte Kaligula fest.
    »Um das festzustellen, haben wir Sie studieren lassen?«
    »Nein. Ich habe studiert, um die richtigen Schlüsse daraus ziehen und voraussagen zu können, was Sie als Nächstes denken, tun oder sagen. Um ein Profiling von Ihnen erstellen zu können.«
    »Und was denke ich gerade?«
    »Sie sind ein wenig unsicher und wissen nicht, ob Sie mich in Ihr Herz schließen sollen oder nicht.«
    »So ist es«, bemühte ich mich um Ironie. »Das werde ich mir ganz genau überlegen.«
    »Liege ich ganz falsch?«
    »Sie liegen völlig daneben. Ich denke nämlich gerade daran, wie lange die Küche noch braucht, um die Pizza Caligula rüberwachsen zu lassen. Ich habe nämlich Hunger!«
    Na ja, am Ende des Mahls hatte ich ihn dann doch »in mein Herz geschlossen«. Merkwürdig, dass er diesen veralteten Ausdruck für Zuneigung verwandt hatte.
    Die Pizza, die seinen Namen trug, schmeckte Kaligula nicht besonders gut. »Dem Belag fehlt die unbedingte Entschlossenheit, seinen Konsumenten zu erfreuen«, erklärte er. »Wenn ich ein Serienmörder wäre, würde ich mich an dem Pizzabäcker vergreifen.«
    »Das könnte der Beginn einer langen und beschwerlichen Mordserie sein«, frotzelte ich. »Denn: wo aufhören? Welche Kriterien wären ausschlaggebend? Die Leichtigkeit des Teiges, die Qualität des Mozzarellas, die Schärfe der Peperoni? Oder das Aussehen des Kellners?«
    »Einen Pizza-Killer hatte ich jedenfalls noch nicht in meiner Sammlung«, sagte Kaligula. »Aber mal einen Mann, der seine gesamten weiblichen Verwandten umbrachte, weil sie keine vernünftige Sauce Hollandaise zu Stande bekamen. Die kriegten das mit dem Wasserbad nicht hin, die Sauce wurde immer flockig.«
    »Einfach ein paar Tropfen eiskaltes Wasser hineingeben, wenn die Hollandaise gerinnt«, riet ich. »Und noch mal kräftig aufschlagen. Das hilft sofort.«
    Wir lachten. Beim Nachtisch schließlich – es gab Tarta alla Amarene – erklärte sich der Profiler bereit, in einem Film über die Serienmorde mitzuwirken, um die Mörderin zu provozieren.
    Beim Espresso klingelte mein Handy. Es war Tom Piny und er hatte ein besonders exquisites Anliegen: Ich sollte ihn in den Dessous-Shop Erotic-Body begleiten – weil er sich allein nicht traute.
    Kaligula bekam einiges mit und schaute amüsiert. Daraufhin erklärte ich ihm, dass es in Bierstadt noch einen zweiten interessanten Kriminalfall gäbe, nämlich die Entführung des Oberbürgermeisters durch islamische Terroristen.
    »Und was hat das mit Dessous zu tun?«, fragte er neugierig.
    Meine Erklärung ließ Kaligula laut lachen. »Und ich dachte schon, Bierstadt sei langweilig! Hier wissen die Frauen ja sogar, wie man eine unfallfreie Hollandaise zu Stande bekommt. Chapeau! «
    »Manchmal tragen wir auch nur scharfe Dessous, wenn wir die Sauce schaumig schlagen.«
    »Das ist ja superraffiniert! Bekomme ich das denn mal zu sehen?«, fragte er maliziös.
    »Ich frage für Sie rum, wo so was zurzeit aufgeführt wird«, versprach ich. »Jetzt muss ich aber los. Mein Kollege wartet vor dem Laden auf mich. Kann ich Sie anrufen wegen des Films?«
    »Ja. Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer.«
    Er holte eine Visitenkarte aus der Jacke und schrieb etwas auf. »Das ist die Pension, in der ich zurzeit hause.«
    Ich schaute auf das Papier und stutzte. »Das ist ja das Hotel, in dem Urban ermordet worden ist!«
    »Deshalb habe ich mich da eingemietet. Ich wohne sogar in dem Zimmer, in dem man ihn gefunden hat.«
    »Und schlafen in seinem Bett?«
    »Ja, klar. Geht doch nicht anders.«
    »Wie schauerlich!«
    »Stimmt. Ich habe auch jede Nacht

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