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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nämlich viel leichter.«
    »Glaub ich nicht«, widersprach ich. »Du bist über vierzig – und dieses Alter legt den knackigsten Männerpo langsam, aber sicher in Falten. Außerdem spricht mich bei Männern Intelligenz immer als Erstes an. Erst danach interessieren mich Körperbau und sexuelle Leistungsfähigkeit. Obwohl: In deinem Fall war das anders, dein Körperbau hat mich sofort angetörnt. Dieser niedliche kleine Bauch, der so possierlich über dem Gürtel hängt, und die schnaufenden Geräusche, die du von dir gibst, wenn du im Rathaus die Treppe statt den Fahrstuhl nimmst.«
    »Meine Frau liebt jedes Gramm an mir!«
    »Ich doch auch, Süßer. Und jetzt ruf ich den Profiler an.«
    »Viel Spaß auf der Pirsch, Grappa«, meinte TOP und drückte mir aufmunternd einen Kuss auf die Wange. »Mach's gut. Das richtige Teil für den Tanz der sieben Schleier vor dem Profiler hast du ja gerade gekauft.« TOP deutete viel sagend auf die Tüte.
    »Welche Schleier?«, fragte ich. »So was kostet nur Zeit.«
    »Ach ja. Ich vergaß. In deinem Alter wird die ja langsam knapp. Also, bis bald.«
    Zehn Minuten später saß ich in meinem Büro, sah die Post nachlässig durch, griff dann zum Telefonhörer, rief Kaligula an und schilderte ihm meine Begegnung mit der Witwe Urban.
    »Wir haben die Frau überprüft«, entgegnete er. »Sie hat für die Zeit des Mordes ein Alibi. Ein unumstößliches Alibi.«
    »Und woher hat sie das Geld, sich exquisite Dessous zu kaufen? Der Laden ist der teuerste in der Stadt. Urban hat beim Sender nicht viel Geld verdient.«
    »Er hatte eine Lebensversicherung abgeschlossen«, erklärte Kaligula. »Und das Geld wird wohl auch ausgezahlt.«
    »Sie machen Ihre Arbeit echt professionell«, gab ich zu. »Und ich dachte schon, ich könnte Ihnen einen wertvollen Tipp geben. Schade!«
    »Sie könnten mir aber trotzdem noch eine Frage von größter Wichtigkeit beantworten.«
    »Ja?«
    »Haben Sie sich was Schönes in dem Geschäft gekauft?«
    »Ich konnte nicht widerstehen«, gab ich zu.
    »Darf ich fragen, was es ist?«
    »Etwas, das ich auch in der Küche tragen kann.«
    »Wenn Sie die holländische Sauce schlagen?«

Ein Foto für SCUM
    Fast hatte ich es schon aufgegeben, daran zu glauben, dass meine Mörder-Suche im Internet irgendeinen Erfolg haben könnte. Und jetzt das! Wie hypnotisiert starrte ich auf den Monitor: SCUM, die Frau mit dem skurrilen Männerentsorgungsmanifest, hatte mir – Magic-Phalle – geantwortet. Sie wollte sich bald mit mir treffen, um eine tabulose und offene sexuelle Beziehung mit mir einzugehen – verlangte vorher aber ein aussagekräftiges Foto.
    Ich überlegte fieberhaft, wie ich weiter vorgehen sollte. Wenn SCUM Verdacht schöpfen sollte, dass ich nur ein Fake war, würde sie wieder im virtuellen Nichts verschwinden und die ganze Arbeit wäre umsonst gewesen.
    Wo, zum Teufel, sollte ich ein Porträtfoto von einem Mann herbekommen? Die Fotoagenturen im Internet boten zwar einige Bilder zum Herunterladen an, doch denen sah man sofort an, dass sie von Profis angefertigt worden waren, die Models waren nicht vom Typ Quincy oder Knuddelbär.
    Endlich fiel mir was ein und die Idee war so gut, dass ich auflachte. Ich holte mir die Homepage der Bierstädter Allgemeinen Zeitung auf den Schirm. Dort waren unter der Rubrik ›Team‹ die Redakteure abgebildet, natürlich auch Tom Piny. Was hatte ich in dem Profil Magic-Phalle geschrieben? 45 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, von Beruf Jurist.
    Das passte zu TOP. Sollte ich ihn anrufen und fragen? Ich verwarf den Gedanken. Er würde nur Fragen stellen und Bedenken haben. Falls SCUM auf das Foto abfahren würde, konnte ich noch immer mit ihm reden. Beherzt kopierte ich das Foto und schickte es an SCUM.
    Den Rest des Tages verbrachte ich mit den letzten inhaltlichen Feinheiten der Herzflimmern -Show. Die fünf männlichen Kandidaten jedenfalls schienen bestens gelaunt zu sein – sie konnten es wohl kaum erwarten, einem Fernsehpublikum von ihren erotischen Wünschen zu erzählen.
    Zum Schluss verfasste ich noch einen Pressetext, der kurz vor der Sendung an die regionalen und überörtlichen Zeitungen geschickt werden sollte:
    Die große Liebe ist immer noch das Ideal der Deutschen. Sie wollen beides: tiefes Gefühl auf Dauer und wilden Sex. Doch dieser Wunschtraum, sagen Wissenschaftler, ist eine Illusion. Allerdings könne die erschlaffte Lust auf den Partner wieder belebt werden, etwa durch diskrete Seitensprünge.
    Dabei will die

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