Grappa 14 - Grappa im Netz
Flirt-Show ›Herzflimmern‹ von TV Fun helfen: Drei männliche Kandidaten warten im Studio auf Anrufe charmanter Frauen ...
Ein nett formuliertes Blablabla. Ich war froh, als ich es hinter mir hatte, denn ich brannte darauf, meine neueste Anschaffung anzuprobieren, die in einer Tüte neben meinem Schreibtisch wartete. Gerade als ich das Büro verlassen wollte, klingelte das Telefon.
Es war der SPD-Parteivorsitzende. »Ich möchte Sie um Unterstützung bitten«, sagte er. »Es geht um das Schicksal des Genossen Nagel. Wir alle machen uns Sorgen.«
Heuchler, dachte ich und fragte, wobei ich denn behilflich sein könne.
»Die Benefizaktion ist leider etwas schleppend angelaufen«, berichtete der Parteiboss. »Ich dachte, dass Sie vielleicht in Ihrer Sendung darauf aufmerksam machen können, dass Jakob Nagel unsere Hilfe und unsere Solidarität benötigt.«
»Wenn Sie nicht mehr auf der Pfanne haben als diesen Kerzenverkauf, sehe ich schwarz«, entgegnete ich nicht gerade freundlich.
»Aber nein! Wir planen auch eine Musikveranstaltung im Konzerthaus.«
»Das hört sich ja schon besser an«, freute ich mich. »Wer soll denn da auftreten?«
»Wir dachten an ein multikulturelles Programm. Der Shanty-Chor der Arbeiterwohlfahrt hat bereits zugesagt und wir führen Verhandlungen mit dem Männerchor Aufsteigende Lerche aus dem Hansmannhaus.«
»Na, toll!« Das Hansmannhaus war eine große Altenbegegnungsstätte und die Sängertruppe zwischen achtzig und scheintot.
»Und was ist daran multikulti?«, erkundigte ich mich.
»Wir werden auch eine Bauchtänzerin engagieren«, verkündete der Parteichef.
»Die Idee ist gut«, lobte ich. »Immerhin hat Nagel ja einen Faible fürs Arabische.«
»Und die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen wird Handarbeitsabende organisieren«, fuhr er fort. »Die Basteleien werden dann auf dem Weihnachtsbasar verkauft.«
»Weihnachtsbasar?«, fragte ich ungläubig. »Es ist erst Spätsommer!«
»Manchmal führen eben nur viele kleine Schritte zum Erfolg«, salbaderte der SPD-Mann. »In der Politik braucht man halt manchmal einen langen Atem.«
Zwei linke Hände
»Wir haben in ein paar Tagen Jahrestag«, teilte ich dem Kater mit, der mir dabei zusah, wie ich frisches Nobelfutter in das Glasschälchen schaufelte. »Vor genau einem Jahr habe ich dich in dieser Zechenkolonie aufgelesen und mitgenommen. Und ich weiß bis heute nicht, ob das eine gute oder schlechte Idee war.«
Ich auch nicht, sagte Eberhard trocken und ließ meine Hände nicht aus den Augen.
»Na ja«, lachte ich. »Feiern können wir es ja trotzdem. Du kriegst an dem Tag Ausgang und darfst dir was zu Essen wünschen.«
Der Löwe machte sich über das Futter her, konnte also erst mal nicht antworten. Das war die Gelegenheit, den schwarzen Body anzuprobieren, ohne dass Eberhard seine hämischen Bemerkungen über mich würde ausschütten können.
Ich verdrückte mich ins Bad und zog die Tür hinter mir zu. Schnell aus den Klamotten raus und rein ins überteuerte Nichts. Es schmiegte sich eng an meinen Leib, ohne mir die Luft abzuschnüren. Besonders hübsch fand ich die dezente Spitze am Dekolletee, die sich an den Trägern fortsetzte. Die Körbchen waren durchsichtiger als der Rest, aber nicht so aufdringlich, dass es obszön wirkte.
Ich drehte und wendete mich, fand, dass ich mich durchaus noch sehen lassen konnte. An welchem Mann würde ich die Wirkung des Bodys wohl zuerst ausprobieren? Wahrscheinlich am Kater, dachte ich ohne Begeisterung.
Am Haken hing mein schwarzer Seidenmantel, ich zog ihn über und ging wieder in die Küche zurück.
Willst du etwa schon ins Bett?, wunderte sich der Kater.
»Aber nein, Löwe. Ich hab's mir nur bequem gemacht!«, antwortete ich. »Ich muss gleich noch ein bisschen arbeiten, aber erst esse ich mal was.«
Ich warf Nudeln ins kochende Wasser, goss Olivenöl in die Pfanne und zerbröselte eine Chilischote darin. Lecker!
Vor lauter Vorfreude öffnete ich schon mal die letzte Flasche Chianti und goss mir ein. In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
Stell die Temperatur runter!, mahnte der Kater. Wer weiß, wie lange das wieder dauert.
»Danke. Wenn ich dich nicht hätte«, spöttelte ich und rannte zum Telefon. Es war Rumi, der Mann vom Auswärtigen Amt, den ich schon fast aus meinem Gedächtnis getilgt hatte.
»Wir haben ein zweites Ohr geschickt bekommen«, berichtete er mit unheilvoller Stimme.
»Na, so was!«, meinte ich verblüfft. Mehr fiel mir nicht
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