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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ein, ich nahm erst mal einen weiteren Schluck Chianti.
    »Das Besondere ist, dass es das rechte Ohr ist.«
    »Und?« Ich verstand wieder mal gar nichts.
    »Das erste Ohr war auch das rechte.«
    »Wie?«
    »Beide Ohren sind rechte Ohren.«
    »Vielleicht hatte Nagel ja zwei rechte Ohren ... so wie andere zwei linke Hände haben«, kicherte ich.
    Rumi konnte über meinen Supergag noch nicht mal schmunzeln. »Die DNA-Analyse ist eindeutig. Keines ist von Nagel«, widersprach er.
    »Schön für ihn. Dann hat er ja doch noch alle.« Ich bemühte mich redlich, ernst zu bleiben, doch so ganz gelang es mir nicht, in meinem Bauch sammelten sich kleine Gluckser, die sich langsam nach oben drängten.
    »Ich werde nun endlich in den Jemen fahren«, meinte Rumi leicht angesäuert. »Ich wollte Ihnen das nur mitteilen. Unser Abendessen muss also noch ein wenig weiter warten. Ich hoffe, dass Sie das verstehen.«
    »Aber ja!«, meinte ich treuherzig. »Auftrag ist Auftrag. Ich werde mich in Geduld fassen und sofort einer Selbsthilfegruppe beitreten.«
    »Selbsthilfegruppe?«
    »Schon gut!«, wiegelte ich ab. »Scherze, die man erklären muss, sind nicht wirklich gut. Ich halte hier jedenfalls heldenhaft die Stellung, bis Sie wieder da sind.«
    »Das freut mich«, meinte Rumi feierlich. Ironie war nicht seine starke Seite und die gehörte für mich zu den Basics.
    Kopfschüttelnd legte ich den Hörer auf. Himmel! Die Pasta. Ich mochte sie al dente und nicht schlabberig weich.
    Wer war das?, fragte der Kater.
    Die Pasta war noch okay. Ich goss das Wasser ab und schüttete die Nudeln in eine Keramikschüssel, das Öl mit der Chilischote drüber – fertig!
    »Das war Rumi, der Mann vom Auswärtigen Amt. Ich war doch mal mit ihm zum Essen verabredet.«
    Weichei, meinte Eberhard verächtlich, eine Dame versetzt man nicht. Kannst du deiner Autorin nicht mal sagen, dass er weg muss?
    »Und wie?«
    Sie soll ihn sterben lassen!
    »Nein. Das hat er nicht verdient. Er fährt aber jetzt ohnehin erst mal in den Jemen.«
    Gut. Das ist doch die Vorlage, die du brauchst.
    Der Kater zwinkerte mir zu, sprang auf den Tisch und beobachtete aufmerksam, wie ich die Spagetti um die Gabel wickelte. Wenn ich zum Aufrollen zu lange brauchte, schlug er mit seiner Tatze nach dem Nudelfaden. Ein neues Spiel – es war so komisch, dass ich die Sauerei, die es verursachte, klaglos hinnahm.
    Nach dem Essen sah der Tisch aus, als sei eine Horde Affen darüber galoppiert. Leider hatte mein Seidenmantel auch ein paar Spritzer Olivenöl abbekommen, einige Pastafäden klebten auf dem Stuhl und auf des Katers Rücken, zwischen den Öhrchen des Löwen hatte sich die Spur einer roten Chilischale festgepappt.
    Ich weiß es jetzt, sagte der Kater.
    »Was weißt du?«
    Was ich zu unserem Jahrestag essen will.
    »Komm mir bloß nicht mit so einer Spagetti-Orgie wie heute! Das war ein absoluter Einzelfall!«
    Keine Spagetti. Ich will Meisenknödel.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Eine Anzeige in der Zeitung. ›Sorgen Sie schon jetzt für die Ernährung Ihrer Lieblinge im Winter‹, zitierte der Löwe. › Kaufen Sie Meisenknödel.‹
    Erst jetzt verstand ich.
    »Kater!«, lachte ich. »Diese Dinger sind nicht aus Meisen gemacht, sondern für Meisen. Weil die im Winter sonst nichts zum Picken finden.«
    Der Kater schaute mich betröpfelt an – schwieg aber. Ob der Glanz in den Pupillen etwa ein Anflug von Selbstironie war?
    Ich räumte auf, setzte die Spülmaschine in Gang und ging ins Arbeitszimmer. Nachdem ich den PC hochgefahren und dabei ein weiteres Glas Wein getrunken hatte, schaute ich nach Post von SCUM.
    Aber sie hatte noch nicht reagiert. Ganz wohl war mir nicht, dass ich ihr Toms Konterfei zugespielt hatte. Aber wir sind ja nicht auf der Welt, um uns wohl zu fühlen, dachte ich.
    Die Flasche auf dem Küchentisch war noch halb voll beziehungsweise schon halb leer. Ein Zustand jedenfalls, den ich ändern würde.
    Ich las noch ein wenig, hörte die schönsten Stellen aus meinen gesammelten Händel-Opern, die ein mitleidiger Musikproduzent auf einen Sampler eingespielt hatte, leerte die Flasche und erlaubte dem Kater, sich auf meinem Seidenmantel zu lümmeln.
    Es war wohl letztendlich doch zu viel Wein gewesen, denn ich wachte mitten in der Nacht auf und konnte nicht mehr schlafen. Eine Gelegenheit, in meiner Mailbox nochmal nach einer Antwort von SCUM zu suchen. Nun gab es eine Reaktion auf Toms Foto:
    Du gefällst mir und ich will dich treffen, bestehe aber auf einer

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