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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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beeindruckt. »Aber gleich fünf Paar? Wechselst du denn deine Socken neuerdings?«
    Er kapierte die Sottise zu spät und der Locher in der Luft beendete seine Flugbahn ziemlich rüde an der Bürotür.

Der kleine Prinz
    Die Stadt ertrank im Wasser, Dauerregen. Einen Schirm besaß ich nicht, ich ließ die Dinger immer irgendwo stehen und hatte es aufgegeben, für Nachschub zu sorgen.
    Betty Blue – so nannte sich die Nachbarin der Zwillinge, hatte Kati gesagt. Ob Betty ihr Geld auch durch Prostitution verdiente? Der Name jedenfalls klang sinnlich. Deshalb hat sie ihn sich vermutlich auch gegeben, glaubte ich, fast alles ist nur eine Frage der richtigen PR. Mit Illusionen und Erwartungen spielen.
    Ich kämpfte mich durch die aufgeweichten Straßen und kam schließlich an. Das Haus sah aus wie viele: unauffällig, von jener sauberen Modernität, die über Plattenbauten hinausgeht, aber noch keine Individualität zulässt. Briefkästen im gewöhnlichen Format mit der Aufforderung Keine Werbung versehen, genormte Klingelschilder mit abgekürzten Vornamen, sodass niemand Fremdes wissen konnte, ob hier Mann oder Frau oder beide zusammen wohnten.
    Kati hatte mir beschrieben, welche Klingel zu Betty Blue gehörte, denn ihr richtiger Name war thailändischen Ursprungs und für europäische Hör- und Sehgewohnheiten uneinprägbar.
    Wie sollte ich vorgehen? Ich hatte keine Idee, aber Improvisation war eine meiner Stärken. Entschlossen drückte ich den Klingelknopf und wartete.
    »Bitte schön?«, piepste ein Stimmchen.
    »Mein Name ist Maria Grappa«, blieb ich erst mal bei der Wahrheit. »Ich bin von der Zeitung und möchte Sie gern sprechen. Machen Sie mir doch bitte die Tür auf.«
    »Warum wollen Sie mich sprechen?«, fragte die Stimme.
    »Es geht um die Zwillinge Puppa und Rosi. Die Mädchen, die hier im Haus gewohnt haben, Ihre Nachbarinnen.«
    »Ich weiß nichts über sie.«
    »Bitte, lassen Sie mich doch rein. Es regnet in Strömen und ich bin schon völlig durchnässt.«
    Das Surren des Öffners ertönte. Betty Blue wohnte in der vierten Etage. Zum Glück gab es einen Aufzug.
    Oben erwartete sie mich schon, eine zarte Person mit wirrem schwarzem Haar, einem Kindergesicht und einfacher Kleidung. Ihr Gesicht war im Vergleich zu dem knabenhaften Körper ein wenig breit geraten, die Nase etwas zu platt – aber gerade das gab ihr einen jungenhaft-lustigen Eindruck.
    »Kommen Sie rein.«
    Mir schlug Wärme entgegen und der Duft von irgendwelchen Räucherstäbchen. Der Fernseher lief. Ein Verkaufssender. Eine alternde Schauspielerin pries ein Gerät an, das Falten durch Unterdruck beseitigen sollte. Natürlich europäisches Patent. Für nur fünfzig Euro. Die Telefondrähte des Senders glühten wahrscheinlich.
    »Möchten Sie einen Tee?«, fragte Betty Blue. Im Raum war es sehr warm oder waren es die ersten sagenhaften Hitzewellen, die mich heimsuchten?
    Ich wollte einen Tee und Betty Blue ging in die Küche. Die zierliche Frau trug ein Hemdchen, das knapp über den Knien endete, ihre Beine waren wohl geformt und leicht gebräunt. Ich stellte sie mir vor, auf oder unter einem dieser schrecklichen Kerle, die es nötig hatten, sich Sex zu kaufen, weil es für Liebe nicht reichte.
    Im Fernsehen wurde nun die viergeteilte Superpfanne offeriert, die Energie spart und der Hausfrau die Arbeit erleichtert. Links konnte das Steak gebraten, in der Mitte der Gatte gegart, daneben die Buntwäsche aufgesetzt werden. Und schon wieder setzte ein Run ein und die Pfanne war gleich ausverkauft.
    Betty kehrte zurück und ich hörte plötzlich Geräusche, die aus einer anderen Richtung kamen. Ich schaute irritiert.
    »Mein Baby«, lächelte sie.
    »Sie haben ein Kind?«, fragte ich erstaunt.
    Jetzt quengelte jemand gewaltig. Ich folgte Betty Blue in ein anderes Zimmer, beobachtete, wie sie sich über ein Bettchen beugte und ein Bündel herausholte. Das ist gut, schoss es mir durch den Kopf, der Weg zu den Herzen von Müttern führt über ihre Kinder.
    »Ist das aber niedlich!« Ich musste noch nicht mal lügen. Das Baby war wirklich allerliebst.
    »Mein kleiner Prinz!« Betty Blue strahlte und sah mich mit Stolz an.
    Ich hielt dem Prinzen meinen Zeigefinger hin und er grabschte danach und umklammerte ihn. Das Baby hatte weiche winzige Finger mit noch winzigeren Nägeln, die Hand war pummelig und feucht-warm.
    »Der Prinz hat ja einen eisernen Griff«, lachte ich, denn das Kind wollte mich nicht mehr loslassen. Je stärker ich den Finger

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