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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Stahlkugellagern, einer super Heckbremse, mit hochwertigem Lack und natürlich der Schnur.«
    »Ist doch toll«, ließ ich mich mitreißen. »Und warum ziehst du so ein Gesicht?«
    »Ich angele gar nicht!«
    »Dann lernst du es halt, Süßer«, tröstete ich ihn und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
    »Und ich esse keinen Fisch«, kam es trotzig zurück.
    »Wenigstens hast du die Socken«, meinte ich.
    Ich verdrückte mich schnell, ging ins Großraumbüro zum Faxgerät. Die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft war da. Darin wurde Rabatts Suspendierung verkündet – aus persönlichen Gründen habe der ermittelnde Oberstaatsanwalt den Fall abgegeben.
    Zurück in meinem Zimmer rief ich bei der Behörde an und fragte nach diesen persönlichen Gründen. Sie mauerten natürlich.
    Dann machte ich leichte Fingerübungen und startete Word.
    Sex-Doppelpack – Versüßten die Zwillinge dem toten DGB-Chef den Alltag?, fragte ich in der Überschrift. In die Unterzeile schrieb ich: Warum besuchte Oberstaatsanwalt Bob Rabatt die ermordeten Frauen in ihrer Wohnung?
    Noch immer gibt es keine heiße Spur im Fall des brutalen Mordes an dem DGB-Chef und Hobbymaler Ansgar Hunze sowie an den beiden Frauen, die ebenfalls tot im Büro des Gewerkschaftsbundes gefunden wurden. Wie das Tageblatt erfahren hat, handelt es sich bei den beiden Frauen um die 28-jährigen Zwillinge Tatjana und Rosalia Ischenko, die im Bierstädter Rotlichtmilieu bekannt waren – als »Sexy-Doppelpack«.
    Nach Aussagen einer Bekannten der toten Schwestern sei Hunze ein Stammkunde der beiden Frauen gewesen.
    Der Polizei gegenüber sagte die Zeugin gestern Morgen weiter aus, dass auch der ermittelnde Oberstaatsanwalt Bob Rabatt die russischen Zwillinge in deren Wohnung in der City häufig besuchte.
    Rabatt hat nach Angaben der Pressestelle der Staatsanwaltschaft heute früh den Fall aus »persönlichen Gründen« niedergelegt. Unsere Zeitung erfuhr, dass er sich ab sofort in Urlaub befindet.
    Von Kati erfuhr ich Rabatts Handynummer.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte ich scheinheilig.
    »Danke der Nachfrage«, blaffte er. »Bestens. Wie es jemandem geht, der zu Unrecht beschuldigt wird.«
    »Zu Unrecht?«
    »Ich kenne diese beiden Frauen nicht«, sagte er. »Zu Huren zu gehen ist nicht mein Stil. Aber schreiben Sie es ruhig in Ihrem Käseblatt. Sie werden schon sehen, was Sie davon haben.«

Endlich mal leben!
    Die Hunzes bewohnten ein schlichtes Reihenhäuschen am Rande von Bierstadt. Das Übliche halt: kleiner Vorgarten mit Buchsbaum und Rhododendron, das Gebäude schmalbrüstig, an der Eingangstür hing ein künstlicher Blumenkranz und auf der Fußmatte prangte ein rotes: Willkommen!. Aber immer, dachte ich und trat der Matte auf die Buchstaben.
    Ich klingelte mir einen Wolf, doch nichts rührte sich. Ich sah mich um, wenigstens hatte es zu regnen aufgehört und der Wind hatte die Wolken weggepustet. Die Sonne stand hoch am Himmel und wärmte fast, obwohl es erst März war. Plötzliche Reiselust ergriff mich, ich sehnte mich nach der Hitze des Sommers, nach Stegreifdasein, Tagedieberei und Fernluft.
    »Die ist auffer Zeche und räumt auf«, hörte ich plötzlich eine Stimme.
    Ich fuhr herum. Vor mir stand ein Mann, der einen kurzbeinigen Hund an der Leine hatte.
    »Wo ist sie denn?«, fragte ich, davon ausgehend, dass er über die Witwe Hunze sprach.
    »Der hatte doch eine Werkstatt«, erklärte der Mann. »Auf der Zeche Minister Stein. Da hat er immer gemalt.«
    Bereitwillig erklärte er mir den Weg, nicht ohne seiner Sympathie für die Witwe Ausdruck zu geben. »Gut, dasser wech is. Jetzt is Ruhe im Karton.«
    Ich wunderte mich nicht weiter, wusste ich doch, dass der gemeine Bierstädter zur brutalen Ehrlichkeit neigt und seine Empfindungen unverblümt äußert.
    Minister Stein – die aufgegebene Zeche lag genau am entgegengesetzten Ende der Stadt. Die Gebäude waren teilweise mit Landesmitteln saniert worden und wurden von verschiedenen Gewerben genutzt.
    Dass Hunze hier ›untergekrochen‹ war, erstaunte mich nicht. Als DGB-Chef musste er beste Kontakte zur Ruhrkohle gehabt haben, deren Tochterfirmen für die Vermarktung des ehemaligen Brachgeländes zuständig waren.
    Ich nahm den Weg über die Bundesstraße, die wieder überfüllt war, und übte mich in Geduld – eine schwere Übung für mich.
    Es dämmerte schon, als ich das Atelier des Meisters erreichte. Es befand sich in einer flachen backsteinernen Halle. Die Witwe musste noch da sein, durch

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